323 - Die Hölle auf Erden
schöne Vorstellung. Mal ganz davon abgesehen, dass unsere eigentliche Welt dann für immer verloren bliebe. Und das, nachdem wir mit dem Superior Magtron eine reelle Chance haben, sie zu retten.«
Xij schnaufte kurz. »Aber nur, wenn es uns gelingt, vor der Ankunft des Streiters dorthin zurückzukehren. Und dann bleibt immer noch die Frage, ob das nicht ein Zeitparadoxon auslöst.«
»Zeitparadoxen sind reine Theoreme; die halten nur solange, bis sie durch Praxis widerlegt sind.« Matt hob abwehrend die Hände. »Aber lass uns darüber später diskutieren. Jetzt ist erst mal wichtig, dass wir Grao finden.«
Xij nickte. Der Daa’mure hatte dank seiner Gestaltwandler-Fähigkeiten den Supermagneten innerhalb seines Körpers durch das Portal transportiert. »Ohne Grao kein Magtron. Und ohne Magtron keine Möglichkeit, den Flächenräumer in Minutenschnelle aufzuladen, um dem Streiter den Garaus zu machen.«
Matt presste kurz die Lippen zusammen, dann stieß er sich vom Stamm des Baumes ab und setzte den Aufstieg fort. »Wir gehen vor, wie besprochen. Erst schauen wir uns an, was hinter dem Feuerschein steckt. Und bei Sonnenaufgang drehen wir jeden Stein im Bereich der Zeitblase nach ihm um. Es gibt keine Alternative. Wir müssen ihn finden.«
»Und was, wenn es ihn... erwischt hat?«, fragte Xij, während sie sich ihm anschloss.
»Dann hoffe ich, dass das Portal auch einen Toten als Teil unserer Gruppe akzeptiert.« Matt hielt kurz inne. »Und dass das Superior Magtron trotzdem transportiert wird.«
Er schauderte selbst bei diesen Worten. Weil sie herzloser klangen, als er sie meinte. Grao’sil’aana mochte ein Mitglied der Rasse sein, die ihn jahrelang als Primärfeind erbarmungslos gejagt hatte, doch er war in den letzten Wochen zu einem wertvollen Verbündeten geworden, dem sie beide mehrfach ihr Leben verdankten.
Er und Grao würden nie Freunde werden, aber der alte Hass war längst verflogen. Sie waren beide Gestrandete – nicht nur in den verschiedenen Paralleluniversen. Manchmal fühlte sich Matt Drax seiner Welt des Jahres 2012 so fern wie Grao seiner Heimat Daa’mur.
***
Benommen hockte Mahó im Gras und sah sich nach der Riesenschildkröte um, die sie für einen Stein gehalten und sich darauf gesetzt hatte. Im selben Moment hatte das Tier begonnen, mit ihr Schabernack zu treiben, war hin und her gelaufen und hatte sich geschüttelt, sodass Mahó sich nur mit Mühe auf dem Panzer halten konnte. Sie hatte den wilden Ritt und das Schaukeln genossen. Am Ende war ihr jedoch schwindelig geworden, und nun saß sie im Gras und wusste nicht, wie lange sie sich schon suchend nach ihrem Spielkameraden umschaute. Die Schildkröte war verschwunden, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.
Dafür lag der Korb, mit dem das Mädchen von zuhause losgezogen war, nur zwei Schritte entfernt. Die Shiitake-Pilze, die es bis von den Pasaniabaum gepflückt hatte, waren herausgepurzelt.
Rasch stand Mahó auf und sammelte die Pilze wieder ein. Mit dem halbvollen Korb machte sie sich zum nächsten Baum auf, dessen Pilzbewuchs besonders prächtige Exemplare hervorgebracht hatte. Das Shiitake-Aroma war unverkennbar. Mahó hatte ein feines Näschen, und so hätte sie den nahrhaften Parasiten selbst mit geschlossenen Augen gefunden.
Einfach der Nase nach , dachte sie lächelnd. Niemand aus ihrer Familie konnte Düfte auch nur annähernd so gut unterscheiden wie sie. Darauf war Mahó stolz.
Während sie also den Korb füllte, hielt sie immer wieder Ausschau, ob sie ihren Freund, die Schildkröte, nicht doch irgendwo erspähte. Zu ihrem Bedauern blieb das Tier jedoch verschwunden, und nach einer Weile kehrte Mahó auf den Pfad zurück, über den sie gekommen war. Ihre Mutter würde sich über die Pilze freuen und ein schmackhaftes Essen damit zubereiten.
Zufrieden schlenderte Mahó talwärts. Die Bucht lag still und malerisch unter ihr. Ein Paradies, das ihre Familie mit niemandem teilen musste.
Plötzlich hielt Mahó inne. Zuerst dachte sie, dass sie etwas gehört hätte, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Aber während sie so dastand, wurde ihr bewusst, dass es kein Geräusch gewesen war, sondern... ein Duft.
Ein völlig neuer und so noch nie zuvor bemerkter Duft, den der Wind zu ihr trug.
Von einem Moment zum anderen erwachte ihre Neugier. Sie stellte den Korb auf den Weg und wandte sich in die Richtung, aus der der Geruch kam. Zuerst langsam, dann immer schneller werdend eilte sie der Quelle entgegen.
Doch alles, was
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