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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zumüllen, wieder funktionieren?«
    AV-01 streckte seinen Röhrenarm und seinen Multigliedfinger nach dem kleinen Personenimitat aus. »Wie nennt er das?«, formulierte er eine Frage über seinen Lautsprecher unter der Geiermaske.
    »Hast du das gehört, Paul?« Die weitgehend unbrauchbare biologische Person riss Mund und Augen auf. »Der Roboter spricht mit mir! Das glauben die anderen mir nie im Leben!«
    »Wie nennt er das?«, wiederholte AV-01.
    »Das ist mein Teddy, der heißt Paul und kann sogar …«, die Person zog an einem Kabel, das dem Tierimitat aus dem Bauch hing, »… reden!«
    »Oso peluche esta contento!«, ertönte ein Sprachmodul im Inneren des Imitats. » Teddy ist froh!« AV-01 identifizierte die verwendete Sprache als dem romanischen Zweig der indogermanischen Sprachen zugehörig; genauer: Spanisch.
    »Gib mir Teddy und warte hier.«
    »Bist du bescheuert? Im Leben nicht!«
    »Er bekommt ihn wieder, sofort.« AV-01 öffnete die kleine Transportkammer an der Unterseite seines Torsos und holte das spezifische neurokinetische Modul heraus. Im selben Moment erging eine Meldung an seinen Schöpfer, und kurz darauf glühte das Modul auf und leuchtete bläulich, als dieser es aktivierte.
    »Was haste mit Paul vor?«, wollte die biologische Person wissen.
    »AV-01 wird ihn optimieren. Er wird zufrieden sein.«
    »Optimieren? Was ist das?«
    »Seine Qualität verbessern und seine Fähigkeiten erweitern.«
    »Klingt nicht schlecht.« Die biologische Person deutete auf das aktivierte Modul. »Mit diesem Diamanten?«
    AV-01 durchforstete seine Datenbanken nach dem Begriff. Tatsächlich existierte ein Edelstein mit dem Namen »Diamant«, der in durchschnittlicher Form und Größe in etwa dem Modul entsprach. Seine Leuchtkraft allerdings erreichte selbst bei günstigstem Lichteinfall nicht den des neurokinetischen Spezialmoduls. »Korrekt. Mit diesem Diamanten.«
    »Sauber«! Die nur bedingt brauchbare biologische Person reichte ihm das Tierimitat. »Dann mach hinne.«
    AV-01 nahm ihm das Tierimitat aus der Hand, drehte sich um, stelzte ein Stück in den Wald. Dort analysierte er das Innere des Imitats, öffnete es, platzierte das Spezialmodul in dem weichen, nachgiebigen Material und verschloss das Tierimitat wieder. Dann kehrte er zu der biologischen Person zurück und reichte ihr das Imitat. »Hier.«
    »Sauber«, sagte die nur.
    ***
    Frühling 2528
    Ohrenbetäubendes Kreischen und Zetern aus dem Affengehege und auch bei der Menge davor – die Indios rasten. Sie schüttelten die Fäuste, hüpften auf und ab, schlugen gegen die Gitterwand. Im Gehege prügelten sich ihre Stammesgenossen mit den kreischenden Affen, davor feuerte jede Gruppe ihren Kandidaten an.
    Der Häuptling, Faultier, stand die meiste Zeit reglos vor der Gitterwand, hielt den Teddy an die Brust gedrückt und starrte aus großen verzerrten Augen und mit weit offenem Schnabelmund auf das Spektakel hinter dem Rohrgitter. Geradezu andächtig wirkte er und auf unheimliche Art … glücklich. Ja: glücklich; ein besseres Wort fiel Matthew Drax in diesem Moment nicht ein.
    Einmal nur hob Faultier den Teddy hoch, zog an der Kordel und lauschte auf die Stimme aus seinem Inneren. »Teddy ist froh«, glaubte Matt zu verstehen, und Faultier schmiegte seine Wange an das kleine Kuscheltier, grunzte etwas, das Matt nicht verstand, und deutete ins Gehege hinein.
    Zwei Kämpfer lagen dort schon am Boden, zogen die verzerrten Beine an und bargen die verzerrten Köpfe unter ihren verzerrten Armen. Sie bluteten aus Biss- und Kratzwunden.
    Einen Dritten hatten die Affen förmlich eingehüllt, bissen, kratzten und schlugen, wohin sie gerade trafen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der arme Kerl zu Boden gehen würde. Die restlichen drei Indios standen Rücken an Rücken und Seite an Seite. Die Erschöpfung begann schon ihre Arme zu lähmen. Die wilden Affen dagegen schienen keine Müdigkeit zu kennen: Wieder und wieder rannten sie gegen das Trio an.
    Xij hatte sich vernünftigerweise in eine der beiden hinteren Ecken des Geheges geflüchtet und ließ dort ihren Stab kreisen. Von hinten und von der Seite schützten die Käfigwände sie leidlich, und die Affen, die sie von vorn attackierten, bekamen ihre wuchtigen Hiebe zu spüren. Xijs Anhänger – Workel und seine Jäger – schrien am lautesten und tobten am wildesten von allen Indios.
    Matt Drax kam sich vor wie in einem bösen Traum. Und er fragte sich, worauf dieser Wettbewerb hinauslaufen sollte.

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