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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Xij. Er griff erst ins Geröll, dann auf bemoosten Fels. Der Schmerz wühlte in seiner Schulter. Er zog sich ein Stück nach oben. Unter ihm fanden seine scharrenden Stiefelspitzen endlich Halt auf einer Felsnase. Er stieß sich ab.
    Schon flog der nächste Indio über ihn hinweg. Matt hörte seinen Körper auf dem Grasboden aufprallen, hörte seine Mannschaft jubeln. Er streckte den Arm nach oben, tastete die Felskante ab, fand endlich genügend festen Halt.
    Wieder huschte der Schatten eines Springers über ihn hinweg, wieder schlug einer im Gras auf, wieder grölten sie am anderen Ufer unter dem Baum. Matthew zog sich ächzend hoch, stemmte sich über die Felskante, blieb liegen und schöpfte Atem. Seine Beine hingen noch in der Felsspalte.
    Und wieder ein heranfliegender Schatten; doch der letzte Springer schien wie er selbst ein Pechvogel zu sein: Er schaffte es ebenfalls nicht weit genug ans rettende Ufer, rutschte drei Schritte rechts von Matt Drax ab, hielt sich nur noch mit den Fingern an der Felskante fest. Matt konnte das scharrende Kratzen seiner Zehennägel hören, mit denen der Indio Halt in der Felswand suchte. Keiner der erfolgreichen Springer machte Anstalten, ihm zu helfen.
    Matt Drax zog das rechte Bein an, wollte sich endgültig aus der Spalte arbeiteten, um den bedauernswerten Indio neben sich ans Ufer zu ziehen. Plötzlich fiel ein großer Schatten auf ihn. Er sah dreckige Zehenklauen, lockigen Beinpelz und Reste einer Armeehose.
    Matt hob den Blick – Faultier mit Teddy in der Klaue schritt über ihn hinweg, schaukelte zu dem zweiten Pechvogel, hob das Plüschtier und zog ein wenig an der Kordel. Es sirrte, es knackte, und dann schnarrte die künstliche Stimme auf Spanisch aus dem Inneren: »… fühl mich munter wie ein Fisch …«
    Faultier hob das rechte Bein und trat dem Pechvogel mit aller Kraft erst auf die rechte, dann auf die linke Hand. Der Indio rutschte ab, stürzte in den Bach und wurde von der Strömung hinunter in den Fluss gerissen.
    Die Indios auf der anderen Seite jubelten und rannten an die Schluchtkante, um in den Fluss hinunter zu glotzen; auch die fünf erfolgreichen Springer spähten nach dem Abgestürzten. Matt aber sah zu, dass er sich endgültig aus der Felsspalte rettete. Als er sich schwer atmend aufrichtete, stand der krumme, massige Häuptling mit dem Teddy vor ihm, grinste ihm sein debiles Grinsen ins Gesicht und sagte: »Chef.«
    Matt keuchte und kämpfte um seine Fassung. Er fragte sich, was wohl passieren würde, wenn er diesen postapokalyptischen Quasimodo nun überwältigte und sich seines Stofftieres bemächtigte. Doch der Gedanke verging ihm so schnell, wie er ihm ins gekommen war. Er nickte nur und schleppte sich dann zum Ufer. Seine Schulter schmerzte und der Sprung hatte ihn mächtig viel Kraft gekostet. Jetzt einen Kampf zu wagen, wäre purer Leichtsinn gewesen.
    An Felsufer angekommen, stemmte er die Arme auf seinen Knien auf, atmete keuchend und blickte in den Fluss. Schon ein Stück flussabwärts breitete sich ein roter Fleck aus; darin zappelten Fischleiber und stritten sich um die Reste eines schon halb gefressenen Indios.
    Piranhas. Oder das, was die Verzerrung aus ihnen gemacht hatte.
    Matt wandte sich stöhnend ab. Brechreiz würgte ihn. Im hohen Gras ging er in die Knie und übergab sich. Niemand achtete auf ihn.
    Über eine nahe Brücke liefen Faultier, die fünf erfolgreichen Springer zurück ans andere Ufer. Matt folgte ihnen wie benommen. Seine Brust fühlte sich an wie mit Steinen gefüllt, und in seinem Hirn rang sein Verstand um einen Ausweg aus dieser Misere. Ihm wollte jedoch keiner einfallen. Matt fluchte leise.
    Am anderen Ufer empfing ihn eine völlig aufgelöste Xij Hamlet. Schiefhals Workel und seine schrägen Jäger umzingelten sie. Deswegen flüstere sie nur. »Ich bin so froh, dass du es geschafft hast.« Sie fiel ihm um den Hals.
    »Au!« Matt verzog das Gesicht vor Schmerzen. »Meine Schulter.«
    »Tut mir leid.« Sie ließ von ihm ab, wischte sich Tränen aus den Augen. »Grausig, wie er den Anderen den Piranhas zum Fraß vorgeworfen hat.« Sie lehnte ihre Wange gegen seine. »Wenn ich mir vorstelle, dass du …« Sie brach ab und sah ihn an. »Matt, wir müssen versuchen zu fliehen! Je länger wir bei dieser Bande bleiben, desto mehr sinken unsere Chancen zu überleben.«
    »Ganz meine Meinung«, stimmte er ihr zu. »Bis jetzt hat sich aber keine Gelegenheit ergeben. Außerdem will ich die Laserpistole mitnehmen. Ich

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