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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stelle, wo ich den Yuma untersuchte. Er war bei voller Besinnung. Die Hiebe hatten ihn nur für einige Augenblicke betäubt, während welcher Zeit er gebunden worden war. Um Hilfe hatte er dann nicht gerufen, weil er nicht wußte, wie viele Gegner er vor sich hatte, und sich dagegen wohl sagte, daß er zu entfernt von seinen Kameraden liege, als daß dieselben sein Rufen hören könnten. Was er besaß, war natürlich Beute seines Besiegers, doch war die Beute eine sehr geringe. Seine Taschen befanden sich in dem Zustand vollständiger Leere, und bewaffnet war er nur mit einem Messer und einem Bogen mit Köcher, in welch letzterem sich drei oder vier schlechte Pfeile befanden. Ich hätte meinem kleinen Helden eine reichere Beute gegönnt, denn bei den Roten heißt es, je mehr Beute, desto größer die Heldentat.
    Unsere Rekognoszierung hatte einen günstigen Verlauf genommen und ein ebenso günstiges Ergebnis gehabt. Wir mußten nun zurückkehren und den Gefangenen mitnehmen, da wir ihn nicht liegen lassen durften. Es war mit Sicherheit anzunehmen, daß er abgelöst würde, und bevor das geschah, mußten wir wieder hier sein, um seinen Nachfolger zu empfangen, von welchem leicht zu denken war, daß er beim Nichtantreffen seines Vorgängers Lärm schlagen werde. Ich fragte darum den Yuma: „Höre auf meine Stimme! Kennst du mich?“
    „Old Shatterhand!“ antwortete er im Ton des Schreckens. „Ja, ich kenne dich!“
    „Wenn dir dein Leben lieb ist, so sprich nicht laut, und antworte mir auf meine Fragen die Wahrheit! Sind, seit ich fort bin, noch mehr Yumas zu euch gestoßen?“
    „Nein.“
    „Ist etwas Wichtiges passiert?“
    „Nein.“
    „Wann wirst du abgelöst?“
    „Zweimal nach der Zeit, welche die Bleichgesichter eine Stunde nennen.“
    „Du wirst jetzt mit uns kommen. Damit du gehen kannst, werde ich dir die Füße freigeben. Machst du Miene, uns zu entlaufen, so steche ich dich auf der Stelle nieder!“
    Ich löste ihm den Lasso von den Beinen, schnürte ihm die Arme an den Leib und band ihn dann mit mir zusammen, so daß ich ihn sicher hatte. Dann gingen wir trotz der Dunkelheit viel schneller zurück, als wir am Tage hergekommen waren, weil wir da langsam hatten gehen müssen, um vorsichtig nach Indianern auszuschauen.
    Als ich Winnetou gemeldet hatte, in welcher Weise die Yumas von uns gesehen worden waren, meinte er:
    „Es wird ein Leichtes sein, sie zu ergreifen, nur dürfen wir die Gefangenen nicht mitnehmen, weil diese uns verraten könnten. Was meint mein Bruder Shatterhand, wie viele Mimbrenjos werden genügen, die Feinde zu überfallen, daß kein einziger von ihnen entkommt?“
    „Die Hälfte ist mehr als genug, doch ist es besser, einige mehr als weniger, da man immer mit Zufälligkeiten rechnen muß.“
    „Und die andere Hälfte genügt, die Gefangenen zu bewachen?“
    „Ja.“
    „Wer soll diese befehligen?“
    „Der ‚Starke Büffel‘, denn Winnetou und ich müssen bei dem Überfall zugegen sein. Es ist sogar notwendig, daß wir beide die Yumas erst umschleichen, um zu erfahren, wie sie lagern oder sich aufgestellt haben. Das müssen wir beide selbst tun, weil es schwierig ist, da sie keine Feuer brennen haben.“
    „Lieber möchte ich den ‚Starken Büffel‘ bei mir behalten, weil ich ihm nicht mehr so wie früher zutraue, vorsichtig und bedachtsam zu sein. Seit dem Zweikampf mit meinem Bruder Shatterhand ist er ein anderer Mann geworden. Sein Auge ist nur nach innen gerichtet und hat keine Aufmerksamkeit mehr für das, was um ihn vorgeht.“
    „Das hindert nicht, ihm die Aufsicht über die Gefangenen zu übergeben. Er hat sich nicht um sie gekümmert, weil es nicht nötig war; nun aber wird er achtsam sein. Gerade der Zweikampf war eine Folge seines Hasses gegen die Yumas. Er glaubte, ich wolle sie oder zunächst ihren Häuptling entkommen lassen. Er will sie am Marterpfahl sterben lassen und wird gewiß keinen Fehler begehen, infolgedessen auch nur einer von ihnen zu entfliehen vermag. Ich werde mit ihm sprechen.“
    Der ‚Starke Büffel‘ hatte mein Gespräch mit Winnetou nicht gehört, weil er sich nicht nahe bei uns befand. Ich ging zu ihm und nahm seinen Sohn mit dem Gefangenen mit.
    „Warum sitzt der Häuptling der Mimbrenjos nicht bei Winnetou?“ fragte ich ihn. „Winnetou hat ihm Wichtiges mitzuteilen.“
    „Was kann es Wichtigeres für mich geben als meinen Ruhm, welcher verlorenging!“ antwortete er düster.
    „Ist der Ruhm deiner Söhne für dich nicht

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