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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ich ersuche Euch, schleunigst abzusegeln!“
    „Auch wenn man mich hierherbestellt hat?“
    „Wer?“
    „Robert Surcouf.“
    „Surcouf? Der? Einen Engländer? Ah, das ist etwas anderes. Erlaubt, daß ich Euch ein Glas bringe!“
    „Nun, wer hat recht?“ lachte der Fremde. „Jetzt aber sehe ich ein, daß ich an die richtige Adresse gekommen bin, und werde manierlicher sein. Habt keine Sorge, Oncle Carditon, ich bin kein Engländer, sondern ein Kind unserer guten Bretagne; ich war nur gezwungen, mich in dieser Verkleidung durch die Feinde hindurchzuschmuggeln. Ist Surcouf daheim?“
    „Er ist da. Welchen Namen soll ich ihm nennen?“
    „Bert Ervillard!“
    „Ervillard!“ rief der Wirt erfreut. „Wirklich? Oh, warum sagtest du das nicht gleich!“
    „Weil ich zum Spaß sehen wollte, ob du wirklich ein so großer Brummbär bist, wie man sagt, Oncle Carditon.“
    „Es ist nicht so schlimm; aber ich kann nun einmal die Engländer nicht leiden. Wo hat dich unser Bote getroffen?“
    „In Tropez. Surcouf wußte genau, daß ich dort zu finden war. Hat er etwas gefunden?“
    „Ich weiß es nicht. Er ist sehr verschwiegen, was ich nicht tadeln kann.“
    „Wie ich ihn kenne, ist er bereits im klaren. Ich bin erst vor zwei Stunden angekommen und weiß dennoch bereits, was ich tun würde. Da sah ich zum Beispiel eine Brigantine, scharf auf den Kiel gebaut, schmuck wie eine Taube und glatt wie ein Falke; sie hatte zwanzig Stückpforten und schien ganz vor kurzem vom Stapel gekommen zu sein. Das wäre eine Prise, he!“
    Der Wirt lächelte geheimnisvoll schelmisch.
    „Du meinst ‚The hen‘, welche da drüben vor Anker liegt? Ja, ein feines Schiff! ‚La poule‘ würde besser klingen als ‚The hen‘, das ist wahr. Na, wer weiß, was sich ereignen kann! Surcouf sagte, daß ihm nichts zu schwer sei, wenn du ihm helfen würdest. Ich glaube, daß er dir den Posten eines Ersten Offiziers zugedacht hat. Komm, ich will dich zu ihm führen!“
    Dieses Gespräch war laut geführt worden, da kein Gast zugegen war. Der Wirt führte Ervillard eine Treppe empor, und als er zurückkehrte, bekam er weitere Arbeit, da ein Trupp Hafenarbeiter Zutritt genommen hatte und seine Dienste in Anspruch nahm. Kurze Zeit später trat ein Mann herein, welcher mit stolzer Haltung die vordere Stube durchschritt und in dem hinteren Zimmer verschwand, welches den Aufenthalt der Kapitäne und Steuerleute bildete. Er besaß eine hohe, plumpe, ungeschlachte Gestalt, und sein aufgedunsenes Gesicht hatte jene spirituose Färbung, welche man vorzugsweise an Schnapstrinkern zu beobachten pflegt.
    In dem Angesicht des Wirtes zuckte es eigentümlich, als er, ohne erst auf die Bestellung zu warten, dem neuen Gast ein großes Glas voll Kognak nachtrug. Er grüßte ehrerbietig, aber ein aufmerksamer Beobachter hätte vielleicht doch einen verstohlenen Blick belauscht, der auf eine ganz andere Gesinnung schließen ließ.
    „Nun?“ fragte der Gast kurz, nachdem er den Inhalt seines Glases auf einmal hinabgegossen hatte.
    „Ich habe nachgesehen, Kapitän, und – – –“
    „Still!“ gebot ihm der andere. „Laß deinen Kapitän beiseite! Es braucht niemand zu hören, wer ich bin. Also du hast nachgesehen?“
    „Ja.“
    „Und – – –?“
    „Es wird gehen.“
    „Das denke ich auch.“
    „Nur müssen Sie sich mit genug Arbeitskräften versehen. Die Mauer ist sehr schwer zu durchbrechen, und lange Zeit darf der Vorgang doch nicht in Anspruch nehmen.“
    „Das ist richtig. Hast du niemanden, der helfen kann?“
    „Nein. Ich will überhaupt dabei ganz aus dem Spiel bleiben. Ich darf nicht das geringste wissen, verstehen Sie? Es würde um mich geschehen sein, wenn man ahnt, daß ich im Einverständnisse bin.“
    „Das läßt sich denken. Aber woher die Leute nehmen! Diese Bürger Soldaten schießen so sicher, daß ich bereits den dritten Teil meiner Leute eingebüßt habe. Wie viele Personen werden erforderlich sein?“
    „Zwanzig ganz sicher.“
    „Ah, und ich habe nicht vierzig! Ich brauche überhaupt neue Hände an Deck, und hier ist niemand zu bekommen. Weißt du keinen, der Lust hat, es einmal auf einem Engländer zu versuchen? Ich zahle dir für jeden eine Guinee.“
    „Hm, vielleicht; aber ein Engländer ist es nicht.“
    „Ein Franzose?“
    „Ja, doch er hat es sehr eilig, aus dem Land zu kommen.“
    „Das ist mir sehr lieb; solche Leute sind am besten zu brauchen; dazu ist ja die Schiffsordnung vorhanden. Wo ist der

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