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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kühnheit mehr, sondern Wahnsinn sein!“
    „Desto sicherer wird es gelingen. Habe Dank für deine Hilfe, mein guter Oncle Carditon. Du wirst von mir und den Meinigen bald hören!“
    Draußen im Flur standen gegen dreißig Männer, welche sich am Tag über in den oberen Räumen des Hauses versammelt hatten. Sie tranken auf das Gelingen ihres Vorhabens und verabschiedeten sich dann vom Wirt. Mit Surcouf an der Spitze begaben sie sich an das Wasser, wo sie die Boote fanden, auf denen Kapitän Harton mit seinen Leuten angekommen war. Sie bestiegen dieselben und ruderten auf ‚The hen‘ zu. Sie hatten die Brigantine noch nicht ganz erreicht, so hörten sie, daß an Bord derselben jemand ein Liedchen pfiff.
    „Das ist das Zeichen“, flüsterte Surcouf. „Die Unsrigen haben ihre Schuldigkeit getan und sich in den Besitz des Fahrzeugs gesetzt.“
    „Ahoi, Brigantine!“ rief er jetzt.
    Da bog sich ein Kopf über die Reling des Schiffes herab, und die Stimme Bert Ervillards fragte:
    „Boote ahoi! Welche Männer sind es?“
    „Die richtigen!“ antwortete Surcouf.
    „Grâce â Dieu! Laßt die Treppe herab, Jungens! Der Kapitän kommt.“
    Die Ankommenden stiegen an Bord und zogen dann die Boote nach. Bert Ervillard hatte die Besatzung des Schiffes hinunter in den Kielraum gelockt und dort eingeschlossen. Die Brigantine befand sich in der Gewalt Surcoufs, und eine nähere Untersuchung ergab, daß ihre Ausrüstung bis auf das Allerkleinste eine ganz vorzügliche war. Der schwierigste Teil der Aufgabe freilich war noch zu lösen: es galt, das so leicht eroberte Fahrzeug nun auch zu behaupten.
    Während der Nacht versuchten mehrere Schiffe, an den Batterien der Franzosen unbemerkt vorüberzukommen, aber die Kanoniere waren aufmerksam und ließen sich nicht täuschen. Surcouf blieb ruhig vor Anker liegen und verwendete auch den ganzen Vor- und Nachmittag nur darauf, die Brigantine für seine Zwecke einzurichten und ihr einen möglichst hohen Grad Seetüchtigkeit zu geben. Durch einen Boten, den er in die Taverne sandte, erfuhr er, daß die Engländer noch immer als Gefangene im Keller steckten und auch nicht eher hervorkommen dürften, als bis ‚The hen‘ in See gegangen sei.
    Endlich, am späten Nachmittag, gab das Admiralsschiff den noch in den Häfen befindlichen Fahrzeugen das Zeichen, schleunigst die See zu suchen, und zu gleicher Zeit sah man die Besatzung von dreizehn französischen Orlogschiffen, welche sich an dem Aufstand gegen den Convent beteiligt hatten, ihre Fahrzeuge verlassen, um sich an Bord der Engländer zu begeben.
    Bei diesem Anblick ballte Surcouf die Faust.
    „Treulose Feiglinge!“ sagte er zu Bert Ervillard, seinem Lieutenant. „Wir wagen das Leben, um dem Feind eine kleine Brigantine abzunehmen, und sie lassen neun Linienschiffe und vier Fregatten im Stiche, eine ganze Flotte, mit welcher ich diese Engländer um die Erde jagen würde!“
    „Sie verdienen an die große Rahe gehängt zu werden!“ antwortete Ervillard. „Aber ein Trost ist es, daß ihre Schiffe der Nation verbleiben werden, denn der Convent wird sie schleunigst in Besitz nehmen.“
    „Meinst du wirklich? Ich sage dir, daß auf jedem dieser Schiffe bereits die Lunte brennt; in kurzer Zeit wirst du dreizehn riesige Flammen leuchten sehen.“
    „Ist es nicht möglich, wenigstens eines davon zu retten und in Besitz zu nehmen?“
    Surcouf schüttelte den Kopf.
    „Ich tue es nicht. Der Convent hat mich abgewiesen; ich habe kein Recht, mich eines seiner Schiffe zu bemächtigen, und also auch keine Verpflichtung, ihm eines derselben zu retten. Übrigens sind wir zu wenig Männer, mit einem Orlogschiff zu manövrieren; unsere kleine Brigantine entspricht meinen Zwecken viel besser, und ich halte es für geratener, dem Feind ein Fahrzeug vor der Nase wegzunehmen, als den Retter zu spielen, wenn ich weiß, daß ich statt des Lohnes nur Undank ernte. Ich habe diesem Colonel Bonaparte gesagt, daß Frankreichs Flagge sich senken werde; er hat mich ausgelacht; aber bereits heute beginnt die Trauer unserer Marine, denn das Meer wird dreizehn ihrer besten Schiffe im Werte von vielen Millionen verschlingen. Vielleicht denkt der Colonel, wenn er die Flammen lodern sieht, an mich, obgleich er mich so schnell vergessen wollte.“
    Er wandte sich ab, um vor Anbruch der Nacht noch einmal alle Räume und die ganze Ausrüstung des Schiffes durchzumustern, denn es galt, des Fahrzeuges, selbst in den kleinsten Einzelheiten, mächtig zu sein.
    Der

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