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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seine Stimme klang schärfer denn vorher, als er entgegnete:
    „Bürger Colonel, du sprichst in dieser Weise zu mir, weil du siehst, daß ich noch nicht das Alter besitze, um Mitglied des Rates der Alten zu sein. Das ist ein schlechter Mann, der mehr von sich hält, als er ist, aber ein noch viel schlechterer Mann ist derjenige, welcher nicht weiß, was er zu leisten vermag. Wenn ein Maler oder Arzt General werden kann, so ist es auch nicht unwahrscheinlich, daß ein Seemann ein Schiff zu führen vermag. Wir stehen in einer Zeit, welche Altes zerschmettert, um Neues zu schaffen. Die Kämpfe, denen wir entgegengehen, erfordern jugendliche Kräfte. Warum soll ich abgewiesen werden?“
    „Weil du dir erst verdienen mußt, was du begehrst. Was hast du für den Staat geleistet? Du magst ein guter Seemann sein; du magst dies im privaten Leben auch bewiesen haben; der Marinebehörde aber bist du unbekannt und darfst nicht erwarten, daß man dir ein Schiff anvertraut, ohne dich vorher kennen gelernt zu haben.“
    „Aber man will mich nicht kennenlernen; man will keinen Offizier, der den Glauben hat, daß sein Schiff ebenso von Gottes Hand wie von den Winden geleitet wird.“
    „So ändere deinen Glauben!“
    Surcouf trat einen Schritt zurück und rief:
    „Bürger Bonaparte, du scherzt! Ich bin ein Katholik und bleibe es. Ich bin ein Franzose und bleibe es, trotzdem mir von England Anerbietungen gemacht worden sind, welche mir die Erfüllung meiner sehnlichsten Wünsche verheißen. Ich werde stets nur für mein Vaterland, niemals aber gegen dasselbe kämpfen, und gibt man mir kein Schiff, so nehme ich es mir!“
    Napoleon machte eine abweisende Gebärde.
    „Das träumst du nur!“ meinte er scharf.
    „Robert Surcouf träumt nie, Bürger Colonel! Du bist der letzte, auf den ich meine Hoffnung setzte. Gib mir wenigstens ein kleines Fahrzeug, aus welchem ich einen Brander herstellen kann, und du sollst sehen, daß ich das feindliche Flaggschiff in die Luft sprenge!“
    „Hier, im Hafen von Toulon?“
    „Ja.“
    „Ah, nun bin ich wirklich überzeugt, daß du träumst! Bürger Surcouf, gehe; deine Dienste werden nicht gebraucht!“
    „Ist das dein letztes Wort?“
    „Mein letztes!“
    „So habe ich meine Schuldigkeit getan und kann nun nach Belieben handeln. Es wird eine Zeit kommen, in welcher Frankreichs Ruhm zur See zusammenbricht, in welcher man vergebens ausschaut nach einem Mann, der unsere Flagge siegreich steigen lassen könnte; aber dieser Mann wird fehlen. Dann, ja dann wird man sich des Bürgers Surcouf erinnern; man wird ihn rufen, doch er wird diesem Ruf nicht Folge leisten.“
    „Ah, dein Traum wird zum Fieber! Man wird dich niemals rufen, denn du wirst niemals zu verwenden sein. Und wäre ich selbst es, der hier zu entscheiden hätte, so würde ich der letzte sein, der deinen Namen nennt. Frankreich braucht Männer und besonnene Köpfe, aber nicht Knaben und Phantasten. Heut hast du gesprochen, und bereits morgen wirst du vergessen sein!“
    Da trat Surcouf hart an den Offizier heran und legte ihm die Hand schwer auf die Schulter.
    „Bürger Bonaparte, ich will nicht Gleiches mit Gleichem vergelten; ich sage dir offen, daß ich dich für einen Mann halte, der seinen Weg machen wird; auf diesem Weg aber wird dir einst Robert Surcouf begegnen, und dann wirst du bedauern, daß du ihn so schnell vergessen hast. Wir sind geschieden für ewige Zeiten; vorher aber sage mir noch eins: Was wirst du mit Pater Martin, meinem Gefährten, tun?“
    „Danach hast du nicht zu fragen. Er hat sich gegen die Verordnung des Convents gesträubt und wird seine Strafe leiden.“
    „Er hat Gott mehr gehorcht als den Menschen, und darum wird ihn Gott beschützen. Versucht es immerhin, den Ewigen abzusetzen; es wird euch schwer werden, wider den Stachel zu locken!“ –
    Am Abend desselben Tages saß Pater Martin allein in seiner Kammer. Es war ihm gesagt worden, daß sein Gefährte frei sei und nicht wieder zurückkommen werde. Draußen vor dem Ort donnerten die ehernen Stimmen der Geschütze trotz der herrschenden Dunkelheit, und in dem Hof erklang der regelmäßige Schritt der Schildwache, welche vor dem Fenster des Gefängnisses Wache zu halten hatten.
    In den Gassen von Beausset, und besonders vor dem Hauptquartier, standen Gruppen von Soldaten, welche sich über die nächtliche Kanonade unterhielten. Es war dies ein Zeichen, daß mit dem Obersten Bonaparte ein neuer Geist in die Belagerungsarmee getreten sei, und man

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