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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte, und kehrte dann in ihrer Mädchenkleidung und mit den gesuchten Pflanzen zurück. Es hieß im Schloß, die Gouvernante habe ganz plötzlich einen Blutsturz bekommen und werde von der Zigeunerin, welche dergleichen Krankheiten besser als ein Arzt zu behandeln verstehe, gepflegt.
    Was im Krankenzimmer vorging, davon erfuhr kein Mensch ein Wort, nicht einmal Cortejo. Die Gouvernante hatte bei ihrem ersten Erwachen die Binde wieder aufreißen wollen, war aber von ihrer Pflegerin daran gehindert worden. Es entwickelte sich zwischen den beiden eine tiefe Zuneigung, welche einen großen, beruhigenden Einfluß auf die Gouvernante ausübte. Sie sprach kein Wort über jenen schrecklichen Abend, aber es kam auch kein Lächeln über ihre Lippen; das Leiden ihrer Seele war größer als dasjenige ihres Körpers, und so kam es, daß drei Monate vergingen, ehe sie zum ersten Mal das Zimmer verlassen konnte.
    Unterdessen hatte Zarba ihre Besuche bei Cortejo fortgesetzt. Sie liebte ihn mit aller Glut ihres südländisch ausgestatteten Herzens; aber es kamen die Augenblicke immer öfter, an denen es ihr schien, als ob seine Liebe nicht mehr so innig sei wie früher. Es schien ihr, als sei sie in dem Palais eine nur geduldete, von allen verachtete, zurückgesetzte Person. Sie betrachtete nach und nach die Anwendung ihres Mittels in dem einzig richtigen Licht; da lernte sie den Herzog verachten und dem Geliebten mißtrauen. Je größer ihre Zuneigung zu der Verwundeten wurde, desto höher schlug ihr das Gewissen, und eines Tages, als die Stimme desselben zu laut und mächtig ertönte, gestand sie der Gouvernante unter heißen Tränen den Sachverhalt und bat sie um Verzeihung. Bei dieser Gelegenheit erhielt sie über den Charakter Cortejos Aufklärungen, welche ihr liebendes Herz mit Schrecken erfüllten.
    Unterdessen hatte sich Sternau in Gedanken viel mit der so innig Geliebten beschäftigt, welche seine Liebe so hart von sich gewiesen hatte. Er fühlte Sehnsucht, sie einmal zu sehen, drängte sie aber längere Zeit zurück, bis sein Verlangen fast einer ängstlichen Ahnung, daß der Gouvernante etwas zugestoßen sein könnte, zu gleichen begann. Er begab sich nach dem Palais, um die Gouvernante zu besuchen, und wurde zu dem Haushofmeister geführt. Er fühlte sich betroffen, als er diesen erblickte. Auch Cortejo erkannte ihn sofort wieder.
    „Was wollt Ihr?“ fragte er stolz, fast grob.
    „Ich wollte fragen, ob ich nicht Señora Wilhelmi einmal sehen kann.“
    „Was wollt Ihr bei ihr?“
    „Es ist ein einfacher Höflichkeitsbesuch, Señor.“
    „Oh, Ihr scheint doch sonst nicht sehr höflich zu sein!“
    „Man wird zuweilen zur Unhöflichkeit gezwungen“, antwortete Sternau fest und ruhig.
    „Ah, Ihr erinnert Euch meiner?“ fragte Cortejo verwundert.
    „Sehr gut!“
    „Es war –“
    „Am ersten Tag des Karnevals“, ergänzte Sternau.
    „Und Ihr vergrifft Euch an mir!“
    „Nur ein klein wenig“, lachte der Erzieher. „Ich hoffe aber nicht, daß diese kleine Begebenheit Einfluß auf die Gewährung meines Wunsches hat. Señora Wilhelmi zu sprechen.“
    „Doch. Ihr werdet sie nicht sprechen!“
    „Ah“, sagte der Erzieher mit einem halb lächelnden, halb herausfordernden Blick. „Wer will mir das verwehren?“
    „Ich!“
    „Ihr? Wie wollt Ihr dieses fertigbringen?“
    „Ich verbiete Euch dieses Haus!“
    „Pah. Das wird Euch gar nichts helfen. Ihr könnt mir zwar das Haus verbieten, nicht aber den Zutritt zu Señora Wilhelmi. Übrigens habt Ihr ja gar kein Recht, einen Menschen von dem Betreten dieses Palais auszuschließen, Ihr seid nicht der Besitzer desselben.“
    „Ich handle im Auftrag meines Herrn.“
    „Beweist dies!“
    „Donnerwetter. Ich habe als Haushofmeister Euch gar nichts zu beweisen. Packt Euch hinaus!“
    „Ich werde allerdings gehen, aber nicht hinaus, sondern zum Herzog von Olsunna.“
    „Das ist jetzt nicht notwendig“, erklang es hinter ihm. „Was wollt Ihr bei mir?“
    Er wandte sich um und erkannte den Herzog selbst, welcher eingetreten war, um irgendeine eilige Angelegenheit sogleich in der Wohnung des Haushofmeisters zu behandeln.
    Auch der Herzog erkannte ihn sofort. Seine Stirn legte sich in Falten, und die Adern derselben schwollen an.
    „Ah, was tut dieser Mensch hier?“ fragte er.
    „Er will zu Señora Wilhelmi“, antwortete Cortejo.
    „In welcher Angelegenheit?“
    „Das weiß ich nicht – ein Höflichkeitsbesuch soll es sein.“
    Der Erzieher verneigte sich

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