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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die blonde Frau lächelte ihrem Sohn noch einmal zu und sagte:
    »Schlaf gut, mein Schatz.«
    »Danke, Mummy.«
    Sheila Conolly schaltete das Licht aus und verließ den Raum. Sie ging nach unten, um sich zu der Wirtin zu setzen. Die beiden Frauen wollten noch etwas klönen.
    Nicht so ihr Sohn.
    Johnny Conolly hatte nur darauf gewartet, daß sich die Tür hinter seiner Mutter schloß. Als er die Schritte seiner Mutter nicht mehr hörte, warf er schwungvoll das Oberbett zurück und setzte sich auf.
    Die Uhr lag auf dem kleinen Nachttisch. In der Dunkelheit glänzte das Zifferblatt im geheimnisvollen Grün.
    Bevor Johnny seinen Schlafanzug auszog, legte er die Uhr um das linke Gelenk. Blitzschnell war er dann in seine Jeans geschlüpft. Den Pullover streifte er auch über, rutschte in die Turnschuhe und zog zuletzt noch eine Windjacke über.
    Auf Zehenspitzen schlich er zum Fenster, überlegte es sich anders, ging noch einmal zurück und öffnete die Tür, um zu horchen. Aus der unteren Etage vernahm er die Stimmen seiner Mutter und die der Wirtin. Die beiden Frauen waren in ein Gespräch vertieft. Sie würden bestimmt nichts hören.
    Johnny drückte die Tür wieder zu. Jetzt hielt ihn nichts. Er öffnete das Fenster. Die frische Nachtluft strömte in sein Gesicht. Sie berührte ihn wie kalte Fingerspitzen.
    Der Junge fröstelte. Er beugte sich weiter vor. Jetzt fuhr der Wind in seine braunen Haare. Sie besaßen die gleiche Farbe wie die seines Vaters Bill.
    An den Außenwänden des alten Hauses wuchsen Efeu und andere Schlingpflanzen wie ein dichter Pelz in die Höhe. Sie klammerten sich an den rauhen Steinen fest und reichten hoch bis zur Rinne des leicht angeschrägten Dachs. Der Blick fiel in einen alten, verwilderten Garten, der nicht mehr gepflegt wurde und etwas Geheimnisvolles an sich hatte. Wenigstens für Johnny Conolly.
    Da standen die Sträucher und Büsche so dicht wie Wände. Die schmalen Pfade waren kaum zu erkennen. Man mußte schon sehr genau hinschauen oder wissen, wo sie sich befanden. Johnny kannte sich mittlerweile aus.
    Noch wartete er. Benny Burton hatte ihm versprochen, pünktlich zu sein. Bis zum vereinbarten Zeitpunkt – 21.00 Uhr – waren es noch einige Minuten, aber Benny hatte gesagt, daß Johnny am Fenster stehen sollte.
    Der Wind, der auf Tresco Island zu jeder Jahreszeit wehte, strich auch jetzt durch den Garten. Er bewegte das Strauchwerk und spielte mit den langen Unkrauthalmen.
    Wenn Johnny sich sehr stark konzentrierte, nahm er auch das Geräusch der Brandung wahr. Seit ewigen Zeiten warf sie sich gegen die hellgrauen Klippen.
    Es war manchmal eine wilde Insel, dann wiederum gab es Tage der Ruhe und Entspannung. Deshalb waren Johnny und seine Mutter hergefahren. Sie wollten der Londoner Hektik entgehen, außerdem hatte der Vater einen Auftrag bekommen, bei dem er sehr viel recherchieren mußte und so gut wie nicht zu Hause war.
    Johnny war aufgeregt. Wenn die Geschichte stimmte, die Benny ihm da berichtet hatte, würden sie spannende und auch unheimliche Stunden erleben, das stand fest.
    Unter ihm bewegte sich ein Schatten. Gleichzeitig vernahm Johnny den dünnen Pfiff.
    Das war Benny!
    Über Johnnys Gesicht glitt ein Lächeln, als er in den Garten winkte. Er schaute dabei nach rechts, wo der schmale Pfad lag. Dort bewegte sich jemand, und ein langer Gegenstand stach in die Höhe.
    Sekunden später schon lehnte Benny die Leiter gegen die Hauswand. »Kommst du?« wisperte er von unten.
    »Klar.«
    Benny hielt die Leiter fest, als Johnny aus dem Fenster kletterte.
    Auf den Alusprossen fanden die geriffelten Sohlen der Turnschuhe einen sicheren Halt.
    Benny Burton hielt die Leiter fest. Er war ein Kind, dessen Haare fast wie Feuer leuchteten. So rot waren sie. Zugleich auch widerspenstig wie Draht. Seine Mutter hatte ihm bereits eine Spezial-Bürste gekauft, um die Flut bändigen zu können. Bisher ohne Ergebnis. Und Sommersprossen besaß Benny! Zu zählen waren sie kaum. Sie bedeckten sein gesamtes Gesicht, aber auch die Arme und den Hals. Hinzu kamen noch die Augen mit den grünen Pupillen, einen idealeren Bilderbuch-Iren gab es nicht.
    Aber Tresco lag nicht bei Irland. Die Insel gehörte zu den Isle of Scilly, einer Inselgruppe westlich von Cornwall, wobei Tresco die zweitgrößte Insel war.
    Johnny ließ auch die letzte Stufe hinter sich. Benny grinste ihn an, kippte die leichte Leiter und legte sie neben der Hauswand ins Gras, wo sie verschwand.
    »Und?«
    Benny richtete sich auf.

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