43 - Der Triumph von Scorpio
ausdrücken können. Der Gedanke, daß ich Vad Gochert richtig eingeschätzt hatte, erfüllte mich mit großer Freude.
Ich wollte gerade eine angemessene Erwiderung zum besten geben, als Merlee mir mit ihrer leisen, atemlosen Stimme zuvorkam. »Drajak, du hast gesagt, Lord Gochert sei nur ein Vad. Ich glaube, ich verstehe, was du in der Hitze des Augenblicks damit gemeint hast. Warum nennst du uns nicht deinen Rang und sagst uns, wer du wirklich bist?«
Ein endloser Augenblick schien zu folgen – erfüllt von deutlich spürbaren, neu erwachten Zweifeln und dem offensichtlichen Mißtrauen, das die kleine Hexe des Demaskar-Glaubens hegte. Das gefiel mir überhaupt nicht, bei Zair!
Eine schneidende, schrille Stimme rief: »Notor ...!«
Eine andere Stimme brüllte befehlsgewohnt: »Keiner rührt sich von der Stelle, oder ihr seid alle tot!«
Wir wirbelten herum und sahen, daß dunkle, flinke Gestalten mit gespannten Bögen und funkelndem Stahl Gocherts Leute umstellten.
4
Niemand rührte sich. Angesichts der Bögen hätte nur der größte Narr Kregens versucht, sich dem Willen der Schützen zu widersetzen.
Ein Mann bahnte sich mit weit ausholenden Schritten einen Weg durch die Reihen von Gocherts Leuten. Er sah weder nach rechts noch nach links. Seine Rüstung war schlicht und schmucklos. Er hielt den großen lohischen Langbogen so mühelos und gelassen, wie es nur ein echter Bogenschütze aus Loh kann. Seine strahlend blauen Augen sahen uns an. Um seine Taille schlang sich eine stolze rote Schärpe, das einzige Auffallende an ihm. Sein gebräuntes, männliches Gesicht verlangte sofortigen Gehorsam. Er marschierte geschmeidig zum Tisch.
»Nun, mein alter Dom, noch immer wohlbehalten?«
»Oh, aye, Majister«, sagte ich, stand auf und drückte die Hand, mit der er als Bogenschütze aus Erthyrdrin einen Pfeil ergreifen, einspannen und ins Ziel schicken konnte, ohne daß man die Bewegung bewußt wahrnahm. »Aye, und unter Freunden.«
»Bei dem verschleierten Froyvil, so sollte es auch sein.«
Ich wandte mich an Gochert und Merlee. »Ihr habt die Ehre, euch in Gesellschaft von Seg Segutorio zu befinden, dem König von Croxdrin und dem Hyr Kov von Balkan. Majister, darf ich dir Vad Gochert und die Dame Merlee vorstellen?«
»Lahal«, sagte Seg. Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. Es bereitete uns beiden großes Vergnügen, mit Titeln zu spielen, wenn es der Sache diente. Wie dem auch sei, der gute alte Seg, der treueste Klingengefährte, den ein Mann sich wünschen konnte, war wirklich König und Hyr Kov.
»Lahal ... Majister«, sagten Gochert und Merlee. Sie sahen leicht besorgt aus.
Ich sagte: »Majister, ist ...?«
»Bei bester Gesundheit! Lieblicher als je zuvor – und ganz schön besorgt wegen deines Verbleibs. Bei Vox, mein alter Dom, du kannst dich bei deiner Rückkehr auf was gefaßt machen!«
»Wo sind ...?«
»Jeder führt eine Suchmannschaft an. Wir haben Vorkehrungen getroffen, damit wir uns wiederfinden, ohne uns zu verirren. Es war mein Glück, daß ich dich gefunden habe.«
»Etwas Neues vom Zauberer aus Loh?«
Ich bezog mich auf Na-Si-Fantong, der mit dem roten Edelstein des Skantiklars verschwunden war.
Seg schüttelte den Kopf. »Würde mich nicht wundern, wenn er in einer Rauchwolke verschwunden ist.«
»Ich glaube, Majister, daß sich die Jungs jetzt entspannen können. Dann machen wir mit Vad Gocherts Leuten das Pappattu.«
Die Swods der Ersten Schwertwache des Herrschers draußen würden ein scharfes Auge auf alles werfen, was sich in unmittelbarer Nähe ihres Kendurs – Herrschers – tat. Also entspannten sich alle, Wein wurde gereicht, und ich bekam noch eine gewaltige Mahlzeit, um die Leere zwischen meinen Rippen etwas auszufüllen. Es gab nur wenig zu berichten. Na-Si-Fantong hatte den Edelstein gestohlen und war verschwunden. Das bedeutete, daß er jetzt mindestens zwei besaß, möglicherweise sogar noch mehr. Von den neun Edelsteinen befanden sich einer in Makilorn und einer in Vallia. Was den Rest anging, nun, es war Deb-Lu-Quienyins Aufgabe, sie zu finden.
Obwohl Seg und ich den Versuch unternahmen, das Thema mit Gemeinplätzen zu umschreiben, war nicht zu vermeiden, daß alle, die vom Skantiklar und seiner zauberischen Macht wußten, es verstanden.
So war ich nicht sonderlich überrascht, als Gochert sagte: »Ich vermute, ihr habt den Edelstein verloren. Es ist sicher kein Geheimnis, daß auch wir deswegen hier sind.«
»Erzähl davon, Vad«, sagte Seg
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