43 Gruende, warum es AUS ist
hätte, von seinem Gewicht, von seinem albernen Etikett, diesem Teil von uns, den ich nicht hergebe. Ich muss lächeln, Ed. Ich lächle. Wirklich.
Wir könnten es für Silvester ausprobieren, wird Al gleich sagen, das weià ich. Wir planen nämlich ein elegantes Abendessen. Zu Ehren von, das haben wir nach vielem stark koffeinhaltigem Reden entschieden, zu Ehren von niemandem. Die meisten Gerichte haben wir bisher aus Das Festmahl der Stare geklaut, das wir uns nochmals ausgeliehen und immer wieder angehalten haben, um uns endlos darüber in die Haare zu kriegen, was genau Inge Carbonel gerade dem Essen hinzufügt, während sie über den Steinofen gebeugt steht, während ihr blinder Sohn auf dem Cello unablässig dieses rasend zornige Stück spielt; was das ist, womit sie die winzigen Vögel begieÃt â dieses Zeug, das während der Totenwache für ihren Bruder tagelang blubbernd auf der Fensterbank gestanden hatte. Was für einen Wein sie nimmt â so als könnten wir griechischen Wein hier irgendwo auftreiben, selbst wenn wir wüssten, was für einer das ist, in den die Kamera erst tief hineintaucht, um ihm dann in das weite, durstige Glas zu folgen. Und natürlich SüÃholztörtchen. Ein weich gekochtes Ei mit Sardellenfüllung. Rote Bete mit Ziegenkäse überbacken oder vielleicht auch diese Kastanien, eingewickelt in Prosciutto, der alles wettmacht. Kerzen. Und Stoffservietten. Ich könnte ihm eine andere Krawatte besorgen. Bisher ist es nur ein Plan, und das eine oder andere klappt vielleicht auch nicht. (Ãbrigens, das mit Annette tut mir leid.) Aber besser als so eine lausige Kastanientruthahnfüllung, wie Sportlertypen sie essen, wird es allemal. Unsere Skizzen sind chaotisch, aber Al und ich können sie lesen, können erkennen, wie es vorangeht. Dieses Silvester werde ich mich fühlen wie, ich weià nicht, diese Menschen, die sich glücklich um einen langen Holztisch drängen, nicht mein Lieblingsfilm, aber er hat was, wenn du mich fragst. Dir würde er nicht gefallen. Dass es aus ist mit uns, hat auch damit zu tun, dass du dir so einen Film nie ansehen würdest. Das Beben der Suppentöpfe, der verrückte Vogel, der die Samenkörner vom Unterteller pickt, das langsame Begreifen, wer für die Rolle des Liebhabers gedacht ist, und zwar schon mehrere Szenen bevor er überhaupt auf der Leinwand erscheint. Mit einem dumpfen Knall schlage ich den Deckel zu, atme tief aus, wie ein Lieferwagen, der keuchend zum Stehen kommt, und gleich knalle ich dir die Kiste vor die Tür, mit der groÃen Geste einer Desperada. Gleich, es kann sich nur noch um Sekunden handeln, wird das Gefühl da sein, ob Freundin, ob geliebt, ob einfach zufrieden oder was auch immer. Ich sehe es vor mir. Ich sehe es vor mir und lächle. Ich sagâs dir, Ed, und jetzt sag ichâs Al: Ich hab so ein Gefühl.
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Ãber die Autoren
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Der Autor Daniel Handler, 1970 in San Francisco geboren, ist ein vielfach ausgezeichneter US-Schriftsteller und Drehbuchautor mit deutschen Wurzeln. Seine Kinder- und Jugendbücher verkauften sich weltweit 65 Millionen Mal. In der Highschool wurde er mindestens dreimal sitzengelassen.
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Die Illustratorin Maira Kalman,1949 in Israel geboren, ist eine international renommierte Illustratorin, Autorin, freie Künstlerin und Designerin, die auch als Kolumnistin für die New York Times und den New Yorker arbeitet. In der Highschool brach ihr erst ein Junge das Herz, der wie Bob Dylan aussah, und dann einer wie Leonard Cohen.
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Die Ãbersetzerin Birgitt Kollmann, 1953 in Duisburg geboren, studierte Englisch, Spanisch und Schwedisch. Sie war mehrfach für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
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