52 Verfuehrungen - Ein Paar Holt Sich Die Lust Zurueck -
ich wunderbar, aber das gilt auch für ungebundene Paare, die sich nahestehen. Hinsichtlich der Frage, ob man Kinder haben sollte, sind für mich beide Alternativen lebenswert.
Aber die Welt ist nicht für Leute wie mich gemacht. Von mir erwartet man, dass ich Kinder entweder verabscheue und dafür plädiere, sie von allen öffentlichen Orten zu verbannen, oder dass ich bei ihrem bloßen Anblick vor Sehnsucht und Neid vergehe. Aber ich empfinde weder so noch so. Ich respektiere die Elternschaft meiner Freunde und dass sich ihre Prioritäten ändern, aber es passiert selten, dass ich nach einem Besuch bei ihnen das Haus mit dem Wunsch verlasse, mit ihnen tauschen zu können (auch wenn einige von ihnen das sicher vermuten).
Es gibt natürlich diese nagende Ungewissheit in mir, ob ich wohl dabei bin, etwas Spektakuläres zu verpassen. Aber gleichzeitig nagt auch die Überlegung an mir, was ich in Bezug auf Herbert verlieren würde, wenn wir ein Baby bekämen. Und ein Teil von mir schreckt mit Grauen davor zurück, wenn meine Freundinnen eine Ewigkeit lang stillen und ihr eigenes Leben zugunsten der Mutterrolle aufgeben. Die Vorstellung, dass so ein kleines Wesen sich an mich klammert, löst eine Art Klaustrophobie aus.
In dieser Stimmung haben wir vor einiger Zeit versucht, ein Baby zu zeugen. Wir dachten, ich höre einfach auf zu verhüten, und wir sehen, was dann passiert. Heute wünschte ich, ich hätte meinen Freundinnen nie davon erzählt, denn sie
vermuteten eine viel größere Entschlossenheit dahinter. Als das Weglassen der künstlichen Hormone dieses gynäkologische Armageddon nach sich zog, war ich stinksauer, dass der einzige Vorschlag meiner Hausärztin I V F lautete. Plötzlich wurde von mir erwartet, dass ich in die Schublade »verzweifelte Frau mit Kinderwunsch« steige. Biologische Uhren wurden ins Feld geführt, weil ich vorgeschlagen hatte, zuerst mein medizinisches Problem zu behandeln, wenn es recht ist.
Ich halte die In-Vitro-Fertilisation für eine tolle Möglichkeit für Menschen, die sich zur Elternschaft berufen fühlen, und ich bin auch sicher keiner von diesen Fieslingen, die dafür plädieren, sie aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zu streichen. Aber ich nehme für mich auch das Recht in Anspruch, zu sagen, für mich ist das nichts. Es ist ein nervenaufreibendes, ungewisses Glücksspiel, und ich habe mich entschieden, lieber das Beste aus den Karten zu machen, die Mutter Natur mir zugeteilt hat.
Wenn mich eine gewisse Traurigkeit erfasst, sobald eine Freundin mir erzählt, dass sie schwanger ist, dann, weil ich weiß, dass ich sie – zumindest für ein paar Monate – an dieses aufregende Neugeborene verlieren werde. Es wird lange dauern, bis ich freitags wieder mit ihr in eine Kneipe gehen oder bis zwei Uhr nachts am Küchentisch vor leergegessenen Tellern mit ihr lästern kann.
Verführung Nr. 7
SPIEGLEIN, SPIEGLEIN …
I nzwischen bin ich schon so einiges gewöhnt. Ich zucke nicht einmal mehr zusammen, als Herbert ankündigt, seine nächste Verführung werde darin bestehen, einen Spiegel am Fußende des Bettes aufzustellen.
Noch vor ein paar Monaten hätte ich darauf sicher geantwortet: »Oh mein Gott, NEIN! Das tue ich mir AUF GAR KEINEN FALL an, dass ich meinem schrecklichen Körper beim Sex zusehe. Kommt überhaupt nicht in Frage!«
Ich schätze, viele Frauen könnten so eine Reaktion nachvollziehen. Denn jedes Mal, wenn ich mich nackt sehe – und ich meine, in Ruhe betrachte, nicht nur flüchtig hinschaue –, dann erlebe ich ein kleines Trauma, inklusive Flashbacks. Dabei gibt es durchaus Körperregionen, die ich passabel finde, aber selbst die sind nicht für die Augen der Allgemeinheit geeignet. Zweifellos gehöre ich zu den Menschen, die angezogen einfach besser aussehen.
Aber selbst das trifft nicht immer zu. Letzte Woche hat eine Freundin Fotos von mir auf Facebook eingestellt, auf denen ich meine hübsche neue Strickjacke trug. Ich wusste gar nicht, dass ich so einen Rettungsring um die Taille habe. Offen gestanden lebte ich ganz glücklich in der Vorstellung, ich besäße überhaupt keinen Rettungsring. Denkste. Jetzt erschauere ich jedes Mal, wenn ich nur daran denke.
Auf der anderen Seite bin ich keine von diesen Frauen, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, in der Öffentlichkeit darüber zu lamentieren. Ich tendiere eher dazu, das Eingeständnis meiner physischen Schwächen mit mir selbst auszumachen. Meine Freundinnen halten mich
Weitere Kostenlose Bücher