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52 Verfuehrungen - Ein Paar Holt Sich Die Lust Zurueck -

52 Verfuehrungen - Ein Paar Holt Sich Die Lust Zurueck -

Titel: 52 Verfuehrungen - Ein Paar Holt Sich Die Lust Zurueck - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Herbert , Henriette Zeltner
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»ich kann spüren, wie die Vibrationen durch deinen Körper pulsieren.« Es ist ziemlich angenehm. Ich schalte eine Stufe höher auf konstantes Vibrieren. Noch besser. Dann rutscht
meine Hand versehentlich ab, und ich halte das Gerät tiefer, so dass es Herberts Penis berührt. Herbert stöhnt, und ich – also, auch wenn ich bei dem Gedanken daran jetzt noch rot werde – beginne ganz unwillkürlich quiekende Geräusche von mir zu geben, die ich aus meinem eigenen Mund noch nie vernommen habe. Ich versuche, sie zu unterdrücken, aber es gelingt mir nicht. Die Empfindung ist ungewöhnlich intensiv, und ich fühle mich ein bisschen außer Kontrolle. Einerseits möchte ich, dass das aufhört, aber andererseits will ich, dass es nie endet. Ich presse mein Gesicht ins Federbett und hoffe, dass die Nachbarn mich nicht hören.
    Seltsamerweise erlebe ich keinen nennenswerten Orgasmus (was aber auch am Timing liegen könnte, denn aus naheliegenden Gründen interpretiert Herbert mein Quietschen als Höhepunkt und lässt daraufhin seinerseits den Dingen ihren Lauf). Dafür fühlt sich aber die ganze Erfahrung orgasmisch an, und auch ein wenig – ich flüstere das nur – hemmungslos.
    Danach rechne ich ein wenig, und mir wird klar, dass wir mit Verführung Nr. 26 genau bei der Hälfte sind.
    »Nicht schlecht«, sage ich.
    »O Gott«, erwidert Herbert, »du meinst, wir müssen uns noch weitere 26 ausdenken?«

    Wie viele Leute braucht man für eine Ehe? Nun, das kann variieren, je nachdem, in welcher Epoche oder Kultur Sie leben,
aber darauf will ich gar nicht hinaus. Hier und jetzt, in der westlichen Welt, lautet die ofzielle Antwort darauf, genau zwei. Ideologisch betrachtet sieht die Geschichte aber oft anders aus: Oft genug streben wir danach, es als eine Person zu schaffen.
    Die Propaganda für die moderne Ehe ist rigoros. Wir sind nicht mehr zwei Menschen, die beschlossen haben, ein Leben miteinander zu verbringen. Stattdessen wird erwartet, dass wir eins werden. So sieht das wunderbare, glückselige Ideal aus, ein Zeichen dafür, wie absolut kompatibel wir sind. Wir möchten einander so ähnlich werden, dass wir einer in den anderen übergehen, wie bei einem kitschigen Stillleben in Pastelltönen.
    Danach habe auch ich immer gestrebt. Darauf war ich meine ganze Ehe hindurch stolz. Doch plötzlich erscheint es mir wie etwas, gegen das ich aufbegehren muss.
    Am Abend unseres elften Hochzeitstags sitzen Herbert und ich in einem Restaurant. Ich plaudere über dies und das, darüber, wie schnell der Wein bei diesem Wetter lauwarm wird, darüber, wie gut die Chips sind. »Elf Jahre«, sage ich immer wieder. Elf Jahre! Meine Stimme klingt zunehmend verzweifelt. Mir wird klar, dass ich die Unterhaltung komplett allein bestreite. Herberts Augen flitzen im ganzen Raum herum. Er hat sich in seinen ganz privaten Tagtraum zurückgezogen. Das passiert mir mit Herbert öfter, aber heute Abend macht es mich rasend.
    »Verdammt noch mal«, zische ich wütend. »Könntest du mir vielleicht wenigstens zuhören? Wann, wenn nicht heute,
steht auf der Tagesordnung, dass du mit mir kommunizieren solltest?«
    »Entschuldige«, sagt Herbert. »Du hast Recht. Manchmal vergesse ich nur einfach, dass du eine eigene Person bist.«
    Das war jetzt die Kurzfassung einer natürlich etwas längeren und hitzigeren Debatte, aber Sie wissen sicher, was ich meine. Dabei ist es nicht einmal so, dass Herbert selbstgefällig wäre. Eher liegt es daran, dass unsere Grenzen derart verwischt sind, dass es nicht mehr genug zu bereden gibt.
    Vielleicht ist dies das übliche Schicksal kinderloser Paare. Dass einem ohne diese zusätzlichen kleinen Menschen einfach früher oder später der Gesprächsstoff ausgeht. Vielleicht bedarf es dieser Verschmelzung, um Kinder großzuziehen. Weil sich dadurch ein festes Band der Sympathie bildet, das hilft, wenn es im Alltag mit Kindern zur unvermeidlichen Vernachlässigung der Bedürfnisse des Partners kommt. Aber wenn man nur zu zweit ist, dann kann einen dieses Band manchmal fast erdrosseln. Genau diese extreme Nähe macht den Sex schwierig. Wie soll ein miteinander verschmolzenes Paar sich gegenseitig neue Geheimnisse bieten? Oder anders ausgedrückt: Wie sollen wir es wagen, dem Menschen, der uns vermeintlich in- und auswendig kennt, neue Leidenschaften und Begierden zu offenbaren? Das würde sich doch wie Verrat anfühlen. In unserem Streben nach Gemeinsamkeit ersticken wir alles Neue.
    Lange dachte ich, Liebe sei

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