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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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nichts!
    Herrgottnocheinmal, wie unterlegen die anderen Kulturen mit ihrer Kochschule seinen Vorstellungen vom Grillen doch sind, hat sich der Biermösel in den letzten Wochen immer und immer wieder gedacht. Der Franzose mit seinen gekochten Froschschenkeln, der Chinese mit seinen Reissäcken, der Mafioso mit seinem Nudelzeug und der Nordländer mit seinen Fischstäbchen; dazu der Albaner mit seinen Krautwurzeln, der Bulgare mit seinen Tanzbärpfoten und der Ungar mit seinem Paprika – all das reizt den Biermösel ü-ber-haupt nicht, wer soll denn das bitte fressen, und noch viel schlimmer: Wer soll denn das ganze Glumpert verdauen?
    Wenn der Biermösel nämlich vom Grillen redet, dann meint er auch und sicher nicht zuletzt die abschließenden Freuden der Verdauung draußen in freier Natur, wo einem die Ameisen hineinkriechen, auf die Freuden der abschließenden Verdauung freut sich der Biermösel jetzt wirklich schon sehr, und hoppala, plus 40,1 ° im Schatten.

Sierra
    Hat er schon erwähnt, dass es heiß ist?
    Früher einmal war seine Heimat saftig wie die Riesentrümmerduttel von seiner Biermösel-Mutti, und wer nicht schon mit einem Wetterfleck auf die Welt gekommen ist, der war des Teufels.
    Heute aber ist seine Heimat trocken wie die Unterhose von der Schwester Oberin drüben im Siechenheim in Goisern, und nur der Biermösel selbst läuft noch mit seiner nie versiegenden Wolke aus Wasserdampf und seinem Schaumkäppchen am Schädel herum, die sich aus seinem stetig nachgefüllten Depot im System bedienen, nicht wenige suchen seither seine kühlende Nähe.
    Wenn der Biermösel die vom Knechtsvolk schwer keuchen hört, wenn ihre Autos sich durch die flüssige Lava auf der Straße quälen und der Bauer in der steilen Wiese verbrennt, weil er den Einfallswinkel der Sonne komplett falsch berechnet hat; wenn die Katze ihr siebtes Leben aushaucht, weil das Mutterl zu Hause seit Wochen tot ist und der Futternapf sich nicht von alleine füllt; wenn die Baumwipfel Feuer fangen und die Berggipfel von innen heraus glühen, dann ist neuerdings Biermösel-Zeit, und der bärige Hansi von Radio Saftige Heimat hat alle Hände voll zu tun, damit er sein Volk bei Laune hält:
    „Jetzt noch ein kurzer verzweifelter Aufruf an die ganzen Winnetous in ihren Reservaten drüben in Amerika: Kennt vielleicht irgendwer von euch Falotten persönlich eine Rothaut, die einen Regenmacher kennt? Hinweise bitte unter 008056345, für einen Euro neunzig Cent pro Anruf bist du dabei, zu gewinnen gibt es einen Regenschirm, der praktischerweise auch ein Sonnenschirm ist, zur Verfügung gestellt von der Ackerbau- und Viehzuchtbank aus ihren reichlichen Regenschirmbeständen.“
    Du meine Güte, denkt sich der Biermösel dann und lässt einen Bärigen fahren. Es wird der Tag kommen, wo ihr alle miteinander die Gosch’n halten müsst!
    Nach 12 000 Jahren Eiszeit ist endlich einer auferstanden aus der ewigen Kälte des Ausseerlandes und erhebt sich mit Donnern und Grollen in seinen Gedärmen gegen die Diktatur der warmen Ofenbank. Ansonsten eher der sibirischen Tundra verwandt, erfreut sich Aussee dank seiner Tätigkeit seit ein paar Wochen einer biblischen Hitzeplage. Die Wüstenwinde haben gedreht und wehen von Aussee hinunter nach Afrika und drängen die von dort heraufkommenden, vergleichsweise kalten Luftmassen zurück, in denen der Jason Castelli sich mit Bomben und Granaten gegen die dortigen Schurkenregime stemmen muss, während der Biermösel in letzter Zeit immer öfter die Dienstwaffe einfach überhaupt stecken lässt, wenn er es mit den bösen Buben zu tun hat.
    So manchen eingerauchten Gesangsbarden aus der Volksmusikantenszene und den einen oder anderen selbstbewussten Verkehrsrowdy aus der Tagestouristenbranche hat der Biermösel schon zum Duell in die Sonne gebeten, sobald er auffällig geworden ist, ganz ohne Waffen und Adjudanten, nur nackter Schädel gegen nackten Schädel, mal schauen, wer schneller umfällt, du oder ich.
    Schwarz gewandet wie der Pancho Villa steht der Biermösel dann auf gerader Straße im brennenden Asphalt. Er hat eine Kiste Weißbier neben sich stehen, damit er nicht komplett entwässert, und bietet dem Feuerball da oben seine ungeschützte Rübe dar, während zehn Meter weiter die Straße hinauf sein hilfloser und komplett überforderter Gegner steht, der zunächst „Das ist aber heiß!“ murmelt, bevor er feige um „Gnade!“ wimmert und schließlich mit heraushängender Zunge restlos kollabiert.
    „Das

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