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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Die Gestalt schob sich über den Rand des zweistöckigen Apartmenthauses. Ihre Bewegungen waren von einem saugend-schmatzenden Geräusch begleitet. Sie glitt vorsichtig tiefer. Langsam und leise – drohendes Unheil war unterwegs.
    Am tintigen Nachthimmel leuchtete ein heller, gelber Mond. Das Wesen hielt einen Augenblick inne. Es hob den Kopf, und obwohl es die Figur eines Menschen hatte, hatte es kein Gesicht.
    Behutsam kroch es weiter und zog eine silbrig glänzende Spur hinter sich her. Der Unheimliche war in ein hautenges, schwarzes Trikot gehüllt. Seine Muskeln spannten sich bei jeder Bewegung hart an.
    Er schien die Schwerkraft aufheben zu können, denn er brauchte sich an der glatten Hausfassade kaum festzuhalten. Er klebte auf eine rätselhafte Weise an der Hausmauer.
    Wie ein Magnet an einer Eisenwand.
    Sein Ziel war ein schmales, halb offenstehendes Fenster. Die silbrig glitzernde Spur lief schnurgerade darauf zu. Abermals hielt die Erscheinung einen Augenblick inne.
    Die ceylonesische Nacht war mild. Feuchte, schwere Luft wehte vom nahen Dschungel herüber, in dem hin und wieder ein Nachttier schrie.
    Nun hatte die schwarze Gestalt das Fenster erreicht. Gleich einer Schlange kroch sie hinein. Sie schob sich über die glatte, weiße Fensterbank. Einen Augenblick später berührten ihre Füße den kühlen Fliesenboden.
    Reglos wie eine unheimliche Statue stand das Wesen im Raum. Schnarchgeräusche drangen von nebenan durch die Tür. Rechts neben dem Fenster waren die schwachen Atemgeräusche eines Kindes zu vernehmen.
    Die schattenhafte Person schlich auf den schlafenden Jungen zu. Zoll um Zoll kam sie ihm näher. Sie beugte sich über ihn.
    Es war ein hübscher Junge. Schwarzes Haar, pausbäckig, mit dichten Augenbrauen, einer fein geformten Nase und einem zarten Grübchen am Kinn. Er hieß Abel und war erst zwei Jahre alt.
    Bis zu dieser Nacht hatte er seinen Eltern niemals Kummer gemacht, doch das würde nun anders werden. Ganz anders.
    Vorsichtig streckte der Eindringling die Arme nach dem Kind aus. Er spreizte die spinnendünnen Finger. Ein gespenstisches Zischen erfüllte mit einemmal den Raum, und über das schlafende Kind legte sich ein milchiger Schleier.
    Der Junge zuckte zusammen. Er schreckte hoch, riß die Augen auf und wollte nach seiner Mutter rufen, doch der Schleier, der auch über seinem Gesicht lag, erstickte den Schrei.
    Verzweifelt schlug das kleine Kind um sich. Bald sank es jedoch müde in die Kissen zurück, schloß die Augen wieder und schien friedlich weiterzuschlafen.
    Aber der Schein trog.
    Der Junge war von diesem Augenblick an der Gefangene eines schrecklichen Dämons, der sich für die Menschheit eine ganz besondere Teufelei ausgedacht hatte.
    Das Wesen schob seine Hände unter den Körper des Kindes. Mit einem jähen Ruck holte der Kinderdieb den Jungen aus seinem Bett. Er preßte ihn mit beiden Armen an seinen Körper.
    Das wirkte wie eine Geste, mit der der Unheimliche ausdrücken wollte, daß er sich von diesem Kind nie mehr trennen würde.
    Armer, bedauernswerter Abel. Ein grauenvoller Weg war ihm nunmehr vorgezeichnet…
    ***
    Klavierspiel drang durch die Nacht. Laut und aggressiv. So als wollte sich der Spieler irgend etwas von der Seele spielen.
    Ich warf meinem chinesischen Partner einen kurzen Blick zu und läutete dann.
    Wir waren erst an diesem Tag auf Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon angekommen, hatten in Colombo einen Wagen gemietet und uns anschließend hierher, nach Kandy, begeben. Kandy ist eine 75.000-Einwohner-Stadt und der von Touristen am meisten besuchte Ort der Insel. Er liegt inmitten einer waldreichen Hügellandschaft von seltener Schönheit und steht als Erholungsort und Sommerfrische in gutem Ruf.
    Kandy wird oft als schönstgelegene Stadt der Welt bezeichnet.
    Nun, wir waren hier – und es hätte Suko und mir bestimmt gut gefallen, wenn wir als Touristen hierher gekommen wären.
    Das war jedoch nicht der Fall.
    Der Grund, weshalb wir die weite Reise nach Ceylon angetreten hatten, war folgender: Innerhalb eines Monats waren vier Kleinkinder auf mysteriöse Weise verschwunden.
    Es machte sich sehr schnell der Verdacht breit, daß schwarzmagische Kräfte dafür verantwortlich wären, und so entschlossen sich die ceylonesischen Behörden zu einem außergewöhnlichen Schritt.
    Ihnen war bekannt, daß Scotland Yard eine Abteilung aufgebaut hatte, die sich ausschließlich mit Fällen befaßte, die ins Übersinnliche hineinspielten. Ceylon bat England um

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