Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
zu vertilgen.“
    „Wieso?“
    „Sie ging mit einem anderen durch.“
    „Alle Teufel!“
    „Ja; sie war eben eine Deutsche.“
    „Hören Sie, Monsieur, haben Sie etwa die Ansicht, daß alle deutschen Frauen ihren Männern durchgehen?“
    „So ziemlich.“
    „Dann sind Sie es freilich wert, daß Ihnen die Ihrige durchgebrannt ist.“
    „Monsieur!“ rief der Fremde drohend.
    „Ach was, Monsieur hier und Monsieur dort! Sie sagen, was Sie denken, und ich sage, was mir beliebt, damit sind wir fertig. Haben Sie denn übrigens Beweise, daß Ihre Frau mit einem anderen durchgegangen ist?“
    „Ja.“
    „Welche?“
    „Mein Vater und andere sagten und bewiesen es mir.“
    „Ihr Vater? Der Sie wegen ihr verstieß? Ah, das ist ja recht interessant. Wer war denn der Halunke, der Sie Ihnen entführte?“
    „Ein Unbekannter.“
    „Sehr schön! Also der berühmte Unbekannte, der alles tut, was dann anderen aufgebürdet wird. Und die Kinder nahm sie mit?“
    „Ja, beide.“
    „Hören Sie, Monsieur, ich glaube, daß da Ihre südliche Natur Ihnen mit dem Verstand fortgelaufen ist. Haben Sie denn alles reiflich und weislich geprüft?“
    „Alles, alles!“
    „Na, dann werde der Teufel daraus klug. Ich will mich fressen lassen, wenn eine Deutsche so leicht durchbrennt wie eine Südländerin! Mir würde meine Frau nun erst gar nicht abhanden kommen. Sodann ist Ihr Vater Ihr Zeuge und Gewährsmann, Ihr Vater, der nicht gewollt hat, daß Sie diese Deutsche heiraten sollten? Das ist wenigstens bedenklich. Und endlich hat Ihre Frau die Kinder mitgenommen? Eine leichtsinnige Frau, die Ihrem Mann davonfliegt, pflegt ihm die Kinder zurück zu lassen.“
    „Sie hat sie eben liebgehabt.“
    „Schön; sie hat also Herz besessen, sie ist eine Mutter gewesen. Eine brave Frau aber nimmt einem guten Manne seine Kinder nicht weg, zumal wenn sie eine Deutsche ist. Geht sie mit den Kindern von ihm fort, so hat sie ihre Gründe dazu und tut es sicherlich mit blutendem Herzen. Hat sie Ihnen denn nichts, gar nichts zurückgelassen?“
    „Einen Brief, ein elendes, kaltes, nichtssagendes Schreiben.“
    „Das haben Sie sich natürlich heilig aufgehoben?“
    „Wozu? Das ist mir ganz und gar nicht eingefallen. Ich habe ihr Porträt und ihren Brief meinem Vater zum Vernichten zurückgelassen und bin ausgezogen, meine Kinder zu suchen.“
    „Ohne sie zu finden.“
    „Wie ich bereits sagte.“
    „Verzeihung! Wie alt waren Sie, als Sie heirateten?“
    „Zwanzig Jahre.“
    „Und als Ihre Frau Sie verließ?“
    „Zweiundzwanzig.“
    „Und Ihre Frau war noch jünger?“
    „Zwei Jahre.“
    „Ja, so etwas kann, wie es scheint, einem Südländer recht gut passieren. Er verliebt sich mit achtzehn Jahren, macht einem Mädchen Wunder was vor, heiratet mit zwanzig gegen den Willen des Vaters, verreist mit einundzwanzig auf ein Jahr, läßt die arme Frau mit zwei Kindern während dieser langen Zeit schutzlos zurück, allen Angriffen und Intrigen preisgegeben, findet sie dann verschwunden, glaubt den Schwindel, den man ihm vormacht, und schimpft nun auf Deutschland, daß es pufft! Hören Sie, Monsieur, ich bin jedenfalls ein anderer Kerl, als Sie damals waren, aber solche Dummheiten sind mir denn doch nicht eingefallen.“
    „Monsieur!“ rief der Fremde abermals drohend.
    „Ach was. Wollen Sie mich wirklich fressen, so wünsche ich Ihnen gesegneten Appetit. Etwas unverdaulich bin ich aber, das muß ich Ihnen bemerken. Wohin sind Sie denn gelaufen, um Ihre Kinder zu suchen?“
    „Durch ganz Frankreich, durch England und Amerika.“
    „Ohne allen Anhalt? Ohne den Namen des sogenannten Verführers zu kennen?“
    „Wie sollte ich ihn erfahren haben?“
    „Hm! Die reine Flamme, der reine Wind und das reine Wasser. Wenn das zusammenkommt, so kocht und zischt und sprudelt es über den Rand und Deckel hinweg, und wenn dann die Suppe fertig ist, so ist sie angebrannt, und man verdirbt sich den Magen. Und nachher? Was haben Sie dann angefangen?“
    „Interessiert Sie das?“ fragt der Fremde, der es nicht leiden mochte, daß Fritz sein Verhalten in dieser Art und Weise beleuchtete.
    „Hm, ganz und gar nicht“, antwortete dieser.
    „Warum fragen Sie da?“
    „Weil Sie selbst mit diesem Gespräch begonnen haben. Habe ich Sie etwa aufgefordert, mir die Geheimnisse Ihres Herzens und Lebens mitzuteilen? Sie haben das Gespräch angefangen. Sie haben mich nach allem möglichen gefragt, und nun ich aus reiner Höflichkeit an der Unterhaltung

Weitere Kostenlose Bücher