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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagte Gebhard von Königsau.
    Aber sein Sohn winkte ihm Schweigen zu. Der Großvater fuhr fort:
    „Nun möchte ich den Kapitän haben! Ah, könnte ich doch mit ihm kämpfen, noch heut, noch heut! Kinder, ich weiß nicht, wie mir ist. Es strengt mich doch an. Laßt mich ruhen; ich will schlafen; ich will ausschlafen, und dann gehen wir nach der Kasse – der Kasse – – – der Kasse!“
    Er stand vom Stuhl auf und setzte sich auf einen der Strohsäcke. Sein Sohn wollte irgendwelche Bemerkungen machen; aber Richard sagte bittend:
    „Laß ihn, Vater! Ja, er mag schlafen. Später werden wir ja weitersprechen können.“
    Er nahm den Kopf des alten Mannes in den Arm und ließ ihn langsam nach hinten gleiten. Wunderbar! Es währte nicht eine Minute, so war Hugo von Königsau in einen Schlaf versunken, aus welchem ihn vielleicht kein Schuß zu erwecken vermocht hätte.
    „Die Anstrengung des Gehirns war zu groß“, sagte sein Enkel. „Der Schlaf wird ihn stärken. Komm, Vater, gehen wir wieder. Wir könnten ihn stören.“
    „Seltsam. Seltsam!“
    „Sogar unbegreiflich. Der fünfzig Jahre lang verlorene Zusammenhang ist plötzlich gefunden, einzig und allein durch den Anblick dieser Gegend. Komm, wir werden bald wieder nach ihm sehen.“
    Sie gingen.
    Die beiden Männer über ihnen hatten jedes Wort verstanden; sie konnten sogar durch einige im Boden befindliche Ritzen herabblicken.
    „Da waren Sie gemeint“, flüsterte jetzt Vater Main.
    „Ja“, antwortete der Kapitän, welcher schnell berechnete, daß er ohne Hilfe nichts unternehmen könne.
    „Diese Kriegskasse existiert wirklich?“
    „Freilich! Es ist genauso, wie dieser alte Satan erzählte.“
    „Donnerwetter! Wollen wir sie holen?“
    „Warum nicht? Aber es fehlt uns eins dazu, was wir unumgänglich nötig haben.“
    „Was?“
    „Geld.“
    „Geld, wenn wir Geld holen?“
    „Ja. Wir können von hier nicht mitnehmen, was wir brauchen: Wagen, Hacken, Schaufeln und anderes.“
    „Mein Cousin mag Geld schaffen. Oder, noch besser, er soll mit. Drei sind besser als zwei.“
    „Das ist sehr richtig. Aber wird er Zeit haben?“
    Der alte Schlaukopf sagte sich im stillen: Helfen mögen sie; dann schaffe ich sie auf die Seite.
    „Er muß Zeit haben. Seine Frau mag während seiner Abwesenheit den Kramladen versorgen.“
    „Gut. Dann aber sobald wie möglich aufbrechen. Wir haben gehört, daß diese Menschen da unten hin wollen. Sie könnten uns zuvorkommen.“
    „Ich will den Cousin holen.“
    Er stieg leise hinab, und der Kapitän folgte ihm, um in die Kammer zu treten. Vater Main brachte sehr bald den Wirt. Sie führten eine leise, eifrige Unterhaltung, welche allerdings gar nicht lange dauerte.
    Während derselben kam leise, leise der Knabe, welcher vorhin geschlagen worden war, zur Treppe heraufgeschlichen und lehnte den Kopf an die Bretterwand. Als er bemerkte, daß die Unterredung zu Ende sei, wollte er sich zurückziehen, stolperte aber im Eifer und fiel hin auf den Boden. Sofort wurde die Kammertür aufgerissen, und der Wirt trat heraus.
    „Bube, du hast gelauscht“, sagte er.
    „Nein“, lautete die Antwort.
    „Was willst du hier?“
    „Es sind Leute unten, die kaufen wollen. Ich kam um Sie zu rufen und stolperte über die letzten Stufen.“
    „So bist du eben erst gekommen und hast nichts gehört?“
    „Gar nichts.“
    „Hier, hast du etwas für das Stolpern.“
    Er gab ihm abermals eine Ohrfeige und stieß ihn zur Treppe hinab. Der Knabe war ihm in die Lehre gegeben; er wurde brutal behandelt und haßte seinen Meister. Als dieser nach einiger Zeit mit den zwei Männern das Haus verließ, um die Straße nach Bouillon einzuschlagen, folgte ihnen der Knabe mit seinen Blicken und sagte leise zu sich selbst:
    „Sie sollen die Kriegskasse nicht haben. Ich werde es dem schönen, guten Offizier sagen, der mir gestern einen ganzen Franken geschenkt hat und heute wieder.“
    Und als nach einiger Zeit Königsau wieder kam, um nach seinem Großvater zu sehen, ging er ihm nach, hinauf auf den Boden und machte sich durch ein Husten bemerkbar.
    „Was willst du?“ fragte ihn der Offizier.
    „Sie wollen die Kriegskasse.“
    „Wer?“
    „Die drei.“
    Königsau war überrascht.
    „Welche drei?“ erkundigte er sich.
    „Mein Meister und die Fremden. Sie kamen und versteckten sich da oben.“
    Er zeigte nach dem Hahnebalkenboden.
    „Da oben haben Männer gesteckt?“ fragte Königsau, förmlich erschrocken.
    „Ja, zwei. Sie steckten sich

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