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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welchem ich sprach.“
    Er ging voran, und sie folgten ihm.
    In nicht sehr großer Entfernung vom Forsthaus hatte der Förster eine Lichtung ausroden lassen, um junge Pflanzen zu ziehen. Er hatte seine Freude an den Bäumchen; er befand sich gern bei ihnen und hatte sich daher aus allerlei Buschwerk eine Art Laube gezogen, dicht und undurchdringlich für Wind und Wetter. Diese Laube hatte einen sehr schmalen und niedrigen Eingang, so daß selbst jetzt in ihrem Innern nur wenig Schnee vorhanden war.
    „Treten Sie ein!“ sagte Arndt.
    Der Schmied bückte sich und kroch hinein, und sein Sohn folgte ihm.
    „Setzen Sie sich, meine Herren“, bat er sie.
    Sie taten es, und dann meinte der Alte:
    „Na, kommen Sie nicht auch herein?“
    „Der Platz ist nicht übermäßig vorhanden. Aber lauschig ist es drin, nicht wahr? Ein wenig rüsch und kalt. Auch riecht es nach Moos und Moder. Ich werde für ein besseres Parfüm sorgen.“
    Er zog die goldene Kugel aus der Tasche, streckte die Hand zum Eingang herein und drückte auf den Knopf.
    „Ah – ah – ah!“ ertönten drin drei schwere Atemzüge.
    „Sie schlafen!“ murmelte er. „In fünf Stunden erwachen sie.“
    Er ging fort, aber langsam, wie einer, welcher nachzudenken hat.
    „Also mehrere Pascherkönige gibt es?“ flüsterte er vor sich hin. „Ist der Schmied etwa auch einer? Fast scheint es so! Und ihre Befehle empfangen sie vom Hauptmann aus der Residenz? Täuscht mich meine Ahnung nicht, so ist der Baron Franz von Helfenstein dieser Hauptmann. Wie aber reimt es sich zusammen, daß der Schmied sein Untergebener ist und mich doch gerettet hat?“
    Er ging sinnend weiter, an der Försterei vorüber und nach dem Finkenfang zu.
    „Gott wird mir verzeihen, daß ich heute diese beiden rette“, sagte er dabei für sich. „Sie haben mich einst aus der Gefangenschaft befreit, und so darf ich es auch wohl wagen, sie abzuhalten, sich heute gegen die Gesetze zu versündigen.“
    Der Haingrund war ein bewaldetes Tal, welches sich rechtwinklig mitten durch den tiefen Forst nach der Grenze hinzog. Ungefähr eine Stunde davon entfernt lag der Finkenfang, ein stiller, öder Platz im tiefen Forst, felsig und fast leer von aller Vegetation. Als Arndt diesen Ort erreichte, blieb er stehen und stieß einen Pfiff aus.
    Kein Mensch antwortete. Aber hinter dem nächsten Felsstück kauerten zwei Grenzer, welche sein Kommen bemerkt und es sofort den Ihrigen angezeigt hatten. Der eine flüsterte:
    „Ein schlauer Patron! Er will sich versichern, ob jemand hier ist.“
    „Antworten wir auf seinen Pfiff, so ist es mit dem Fang vorbei. Ihm können wir nichts tun, und die anderen reißen aus.“
    Arndt pfiff abermals. Wieder keine Antwort. Jetzt fragte er laut:
    „Sind Grenzer hier?“
    „Ich könnte dem Kerl eins auf den Schnabel geben! Und zwar da mit dem Kolben meines Gewehrs!“ brummte der eine Beamte.
    „Pst! Rasch um die andere Ecke! Er kommt hier vorüber.“
    Sie huschten um die Ecke des Felsens herum, und Arndt näherte sich, um vorüberzugehen. Aber er erblickte beim hellen Schein der Sterne und des Schnees ihre Spuren und blieb stehen.
    Sie hörten, daß er ein kurzes, leises Lachen ausstieß. Dann sagte er:
    „Bitte, bleiben Sie getrost hier! Ich komme nicht als Kundschafter des Pascherkönigs, sondern ich suche Sie, um Ihnen eine sehr wichtige Mitteilung zu machen.“
    Er hatte leise gesprochen, um ihren Verdacht zu beschwichtigen, dennoch waren auch diese Worte ohne Erfolg.
    „Nun“, fuhr er fort, „so werde ich geradeaus und vorwärts gehen, damit Sie sehen, daß ich nicht die Absicht habe, jemand, der sich hinter mir befindet, zu benachrichtigen.“
    Und wirklich setzte er in ruhiger Weise seinen Weg fort. Das erweckte das Vertrauen derjenigen, die ihn beobachteten. Gerade vor ihm erhob sich ein Mann vom Boden. Er hatte einen Degen in der Rechten und einen Revolver in der Linken.
    „Halt!“ gebot er mit unterdrückter Stimme. „Stehen Sie fest, und sprechen Sie leise!“
    „Schön! Ich stehe zur Verfügung!“
    „Wer sind Sie?“
    „Ich bin der Fürst des Elends.“
    Der Offizier trat einen Schritt zurück. Rundum tauchten Gestalten hinter den Felsstücken auf. Das war der Erfolg seiner Antwort.
    „Wollen Sie uns etwa äffen?“
    „Glauben Sie, daß ein Mensch in dieser Stunde und bei dieser Kälte in den tiefen Wald läuft, um sich einen Spaß zu machen? Haben Sie von dem Fürsten des Elends gehört?“
    „Allerdings!“
    „Auch, daß er sich jetzt

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