Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
„Also du hast mich nicht belogen? Du bist wirklich unschuldig?“
    „Laß mich nun endlich mal aus mit denen Erkundigungen! Was ich gesagt hab, das hab ich gesagt!“
    „So will ich's glauben. Und ich hoff auch so wie du, daßt gar bald wiederkommen wirst. Ich werd mich schon fleißig derkundigen und dir gern alles bringen, wast brauchen kannst und was man dir derlaubt. Und nun behüt dich Gott, lieber Vatern! Vergiß nimmer, daßt eine Tochtern hast, die an dich denken wird an jedem Augenblick!“
    Ihre Tränen flossen. Sie beugte sich über ihn, als ob sie ihm einen Abschiedskuß geben wolle. Da aber schob er sie schnell von sich fort und antwortete:
    „An mich wirst denken? Ja, das kennt man schon! An denen Fex wirst hangen, wann ich nimmer da bin. Was aber mit dem Vatern geschieht, das wird dir wenig Sorg bereiten. Mir machst da gar nichts weis, und –“
    Er unterbrach sich, denn die Tür wurde aufgerissen und der Fingerl-Franz stürmte herein.
    „Ist's wahr, Müller?“ rief er hastig. „Ist's wirklich wahr?“
    „Was?“
    „Daßt arretiert bist? Daßt fortgeschafft werden sollst?“
    „Ja.“
    „So! Also ist's doch wahr! Und auch ich bin verarretiert worden deinetwegen, und den Brief hat man mir abgenommen, und ins Unglück hättst mich beinahe bracht! Das hat man davon, wann man sich mit einem Schuften und Schurken abgibt. Ich hab mir zwar schon längst denkt, daßt kein Guter bist, aber so schlimm, wie es ist, hab ich's mir doch nicht ausgemalt. Jetzt nun komm ich, um dir zu sagen, daß unsere Freundschaft vorüber ist. Mit einem Zuchthäusler mag ich nichts zu tun haben. Hast's gehört und verstanden?“
    Dieses Hereindringen in die Stube und diese Auslassung trotz der Gegenwart der anderen Anwesenden war so roh und kam dem Müller so unerwartet, daß er zunächst kein Wort der Entgegnung fand. Der Assessor hatte es in seiner Macht, den Menschen fortzuweisen; aber er mochte vielleicht denken, daß einige Worte fallen würden, welche für ihn als Untersuchungsrichter von Nutzen sein könnten, und darum verhielt er sich zunächst schweigsam.
    „Nun, was starrst mich an?“ fuhr der Fingerl-Franz fort, zu dem Müller gewendet. „Hast's gehört, was ich dir sagte, oder soll ich's noch einmal sagen?“
    „Ah! Ah! Oh!“ stieß der Angeredete hervor. Er fand vor Grimm gar keine richtigen Worte.
    „Also seufzen tust! Nun ja, das kannst schon billig haben. Ich hab auch seufzen mögen, als ich vorhin verarretiert worden bin, weilst mich belogen hast.“
    „Belogen?“ fragte jetzt der Müller. „Davon weiß ich gar nix.“
    „Nicht? Hast mich nicht mit einem Brief zu dem Silberbauern senden wollen wegen einem Geschäft? Und weil's kein Geschäft gewest ist, sondern ein Verbrechen, so hat mich der Gendarm mitgenommen.“
    „Was sagst, was?“
    „Ich hab's deutlich genug gesagt!“
    „Zum Silberbauern hätt ich dich schicken wollt?“
    „Ja. Willst's wohl gar leugnen?“
    „Ja, leugnen muß ich's, denn es ist gar nicht wahr. Das hast dir nur selber ausgesonnen.“
    „Was! Ich mir ausgesonnen! Talmüller, was fallt dir ein! Daßt ein schlechter Kerlen bist, das weiß alle Welt; aber daßt eine so gar große Lügen machen kannst, das geht schon über alle Begriffen!“
    „Ich, Lügen machen? Wer ist der Lügner? Du bist's, du allein!“
    „Oho! Soll ich dir diese Beleidigung gleich etwa ins Gesicht hineinschlagen? Jetzund willst wohl gar sagen, daß ich selber den Brief geschrieben hätt?“
    „Ja, das sag ich. Odern hast dir ihn von einem anderen schreiben lassen. Ich aber weiß gar nix von ihm!“
    Da riß der Franz seinen Mund weit auf, blickte mit dem Ausdruck des dümmsten Erstaunens im Kreis umher und sagte:
    „Sollt man so etwas denken! Und dem sein Schwiegersohn hab ich werden sollen. Aber ich sag es ja, daß ich sein Dirndl gar nicht hab haben wollen. Die Dirn ist sogar für denen Fex noch viel zu schlecht. Sie steckt mit ihrem Vatern unter einer Decken und muß mit ihm sogleich verarretiert werden!“
    Das war dem Fex zu viel. Zwar ärgerte er sich nicht über die unsinnigen Reden des rohen Menschen, aber er kam doch von seiner früheren Absicht zurück, keinen Strafantrag gegen ihn zu stellen. Darum sagte er jetzt zu ihm in scheinbar freundlichem Ton:
    „So! Also sie ist noch zu schlecht für mich? Und erst heut morgen noch hast sie zwingen wollen, freundlich mit dir zu sein.“
    „Das war nur ein Gespaß. Ich mag sie gar nimmer. Ihr Vatern gehört ins Zuchthaus hinein und sie

Weitere Kostenlose Bücher