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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wütender gegen uns, und das kann uns auf keinen Fall einen Nutzen bringen.“
    „Sollen sie uns ungestraft öffentlich beleidigen dürfen?“
    „Man muß nicht hinhorchen.“
    „Aber man hört es doch. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Diese Kerls halten nicht eher auf, als bis sie so gedemütigt sind, daß sie gar nicht mehr aufschauen können. Und daß dies geschehe, dafür werde ich sorgen.“
    Es war kurz vor neun Uhr, so hielt der Wagen der Osecs draußen vor der Tür. Sie stiegen beide aus, obgleich es genügt hätte, wenn einer die Wechsel präsentiert hätte. Sie wollten sich beide an der Verlegenheit des Kery-Bauern erlaben.
    Sie waren nicht vorher nach dem Gasthof gegangen. Sie schämten sich, nach der gestrigen Szene sich dort sehen zu lassen.
    Die Vermutung des Kery-Bauern bestätigte sich. Der alte Osec hatte die Brieftasche eingesteckt, ohne sie erst zu öffnen. Sie hatte das gewohnte Volumen; es war also kein Grund zum Mißtrauen vorhanden gewesen.
    Jetzt traten sie nun langsamen, gewichtigen Schrittes herein. Kery hatte dafür gesorgt, daß keine Gesindeperson anwesend sei. Er saß mit Frau und Tochter am Tisch. Ludwig stand, eine Zigarre rauchend, am Fenster.
    Die Osecs nahmen dieses Mal ihre Hüte ab. Sie grüßten mit ironischer Höflichkeit:
    „Guten Morgen den geehrten Herrschaften!“
    „Guten Morgen!“ dankte Kery kurz.
    „Ich weiß nicht, ob wir willkommen sind?“
    Als der Alte diese Worte sagte, machte er eine theatralische Geste dabei, die er irgendeinem Mitglied irgendeiner herumziehenden Schauspielertruppe, vielleicht dem Zettelträger, abgelauscht haben mochte.
    „Mir ist jeder brave Mann willkommen. Heimtücker aber fertige ich schnell ab.“
    „Nun, als Heimtücker kommen wir nicht.“
    „Soll mir lieb sein.“
    „Ich komme sogar mit einer Frage, welche beweisen wird, daß ich dir mein Vertrauen schenke.“
    „Ah! So frage einmal los.“
    „Du warst doch gestern abend im Gasthof?“
    „Ja.“
    „Und weißt, wie man uns mitgespielt hat?“
    „Hm!“
    „Ja oder nein! Weißt du es?“
    „Ja.“
    „Und kennst auch die Täter?“
    „Natürlich.“
    „Gut, das ist's, was ich wissen wollte. Ich werde nämlich diese Sache zur Anzeige bringen, und du wirst mir als Zeuge dienen.“
    „Ich? Wie komme ich dazu?“
    „Weil du dabei warst.“
    „Es waren auch noch andere da.“
    „Ich möchte aber am liebsten dich namhaft machen, weil ich weiß, wie gut du bei dem Gericht angeschrieben stehst. Es trifft sich, daß ich heut noch bei Gericht zu tun habe – du weißt schon, weshalb – da kann ich die Klage gleich mit vorbringen.“
    „Du weißt schon, weshalb? Ich weiß gar nichts. Ich bin in keine deiner Absichten eingeweiht.“
    „Ich meine natürlich, in deiner Angelegenheit.“
    „In meiner? Gibt es denn eine solche?“
    „Pah! Verstell dich nur nicht! Wenn du Verstand annimmst, so kann noch alles gut werden. Ich will mich sogar nochmals zu der Frage herablassen, ob Gisela nicht vielleicht noch einwilligt?“
    „Auf keinen Fall.“
    „Nun gut, da muß die Freundschaft schweigen und der Geschäftsmann hervortreten. Du weißt doch, weshalb wir kommen?“
    „Ihr habt es ja gestern laut genug ausposaunt. Ich aber kann es nicht begreifen.“
    „Pah! Da mußtest es natürlich leugnen, um wenigstens bis heut noch als reich zu gelten. Damit aber ist's alle. Kannst du zahlen?“
    „Ja.“
    „Wie? Was!“
    „Was ich schuldig bin, pflege ich zu bezahlen.“
    „Auch das, was du mir schuldig bist?“
    „Ja.“
    „Donnerwetter! Etwa bar?“
    „Bar! Das versteht sich ganz von selbst.“
    „Woher hast du diese Masse Geld?“
    „Das kann dir sehr gleichgültig sein. Übrigens kennst du meine Vermögensverhältnisse nicht im entferntesten so genau, wie du zu denken scheinst.“
    „Oh, ich pflege mich nicht zu täuschen. Also wenn du Geld hast, so ist es mir natürlich lieb. Bares Geld ist mir viel willkommener als der Kery-Hof, wenn ich ihn dir erst abpfänden muß. Das macht Kosten, die man niemals ersetzt bekommt.“
    „Abpfänden? Meinen Hof abpfänden? Was fällt dir ein?“
    „Na, verstelle dich doch nicht! Wir beide brauchen nicht Komödie miteinander zu spielen.“
    „Das fällt mir auch gar nicht ein. Ich habe nicht die mindeste Lust, Komödie zu spielen.“
    „So wundere dich auch nicht, wenn ich vom Pfänden spreche.“
    „Hm! Närrischer Kerl! Ich glaube gar, du willst die verrückte Idee, die du gestern hattest, hier in Wirklichkeit in

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