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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hab Silicium sagt, und ihr haltet's Maul. Auch der Esel hat eine Stimm; das sieht man an dir. Aber es ist doch keine menschliche. Die Stimm des Menschen unterscheidet sich nämlich von derjenigen des Tieres dadurch, daß sie nach Noten singen kann. Die Stimm ist eine große Gabe Gottes, und wer keine hat, der hat sie durch den Schnupfen verloren und muß Kandiszucker, Lakritzensaft und eingelegte Preiselbeeren fressen. Mehrere Stimmen zusammen heißen ein Terzett, noch mehrere ein Quartett, noch viel mehrere ein Sextett, und sind's über zwanzig, so ist's auch nett. Besitzt nun ein Dorf Stimmen im Überfluß, so singen die schlechtesten daheim, die besten aber gehen ins Wirtshausen und gründen einen Gesangverein, dem sie einen poetischen Namen geben. Welchen Namen wir dem unserigen geben, wollen wir gleich beraten. Wer hat einen Vorschlag?“
    „Ich“, rief der Schneider.
    „Nun, heraus damit!“
    „Adelgundina.“
    „Esel! Denkst wohl, weil deine Alte Adelgunde heißt. Der brauchst keinen Denksteinen hier bei uns zu setzen. Wenn's nach deiner Stimmen ging, so müßt der Name des Vereines heißen Quietschania oder – Sappermenten! Wer kommt da!“
    In diesem Augenblick waren nämlich die beiden Osecs hereingekommen. Auch sie konnten vor Rauch nicht sehen, und so bemerkten sie nicht, daß der Schmied den andern ein Zeichen gab und sodann flüsterte:
    „Nun können wir den Verein nicht weitergründen, denn es wird bald Besseres zu tun geben.“
    Die Osecs sahen sich um. Außer den bereits besetzten Möbeln stand nur noch ein einziger Tisch in der Ecke, derselbe, an welchem gewöhnlich der Nachtwächter seinen Platz hatte. Das wußten sie nicht und setzten sich hin. Sie ließen sich zwei Bier geben und gingen dann leise zu Rate, wen und wie sie ihn ärgern sollten.
    Zunächst wollten sie mit dem Schmied anfangen. Er hatte sich am Sonntag als ihr größter Gegner gezeigt.
    „Nun, Herr Musikdirektor, wie geht es heut?“ fragte der Alte.
    Der Schmied antwortete gar nicht. Er tat, als ob er gar nichts gehört habe.
    „Herr Musikdirektor!“
    Wieder keine Antwort.
    „Schmied!“
    Jetzt endlich drehte er sich langsam zu ihnen um und fragte:
    „Was soll sein?“
    „Wie geht es heut dem Herrn Musikdirektor?“
    „Weiß ich's? Wie kann ich das wissen?“
    „Nun, du bist's ja selber!“
    „Ich? Da irrst dich wohl.“
    „Na, wer denn sonst! Ich hab's ja am Sonntag gesehen.“
    „Ja, das ist was ganz anderes. Wann ich Sonntags meine Musiken mach, da bin ich der Herr Kapellmeistern und Musikdirektoren. Des Wochentags aber bin ich der Schmied und heiße Wenzel.“
    „Ach so! Da hast du wohl auch an Wochentagen kein so großes Maul wie des Sonntags?“
    „Nein, da red' ich fast gar nicht.“
    „Das ist sehr gut. Ein Schmied sollte überhaupt nicht viel reden.“
    „Warum?“
    „Sondern desto mehr arbeiten, damit er es zu etwas bringt.“
    „Da hast recht. Was bist denn du früher gewest?“
    „Was ich heut bin.“
    „So! Da hast's also auch zu nix bracht, wannst das noch bist, was früher warst.“
    „Oho! Ich hab es weiter gebracht, als ihr es ahnt. Ihr werdet es aber bald erfahren.“
    „Machst mich neugierig.“
    „Vielleicht morgen schon.“
    „Was gibt's denn da?“
    „Einen, der aus seinem Haus muß.“
    „Du etwa?“
    „Das wäre unmöglich. Es ist einer von euch, ein Slowitzer.“
    „Was! Ein Slowitzer müßte morgen aus seinem Haus?“
    „Ja.“
    Es war eine tiefe Stille eingetreten. Alle lauschten dem Gespräch der beiden Männer. Außer dem momentanen, klatschenden Aufschlagen der Karten dort am Spieltisch waren nur die beiden Stimmen der Sprechenden zu vernehmen.
    „Wer sollte das sein?“ fragte der Schmied.
    „Das wirst du morgen früh erfahren.“
    „So! Das soll ich glauben?“
    „Glaube es oder auch nicht. Mir ist das sehr gleichgültig.“
    „Ich wüßte aber keinen, mit dem es so schlecht stünde!“
    „Man irrt sich oft in den Menschen. Es ist nicht alles Gold was glänzt.“
    „Das kann bei dir der Fall sein.“
    „Oho!“
    „Ja, du bist auch so ein Glänzender. Da soll man meinen, es sei Gold, und wenn man es richtig anschaut, so ist's nur ein Messing.“
    „Da kennst du mich wenig.“
    „Geh! Euch Osecs kennt man schon! Ihr kommt halt nur zu uns, um unsere Bürger zu verschimpfieren. Aber das kann euch mal schlecht bekommen. Wann ihr sagt, es müsse ein Slowitzer aus dem Haus, so kann es leicht werden, daß ihr aus einem Slowitzer Haus müßt, nämlich hier aus dem

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