8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Die Landschaft änderte sich kaum. Sanft gewellte Hügel schienen bis zu den fernen blauen Bergen zu führen, die sich schwach gegen den Horizont abhoben. Mit der Regelmäßigkeit von Meilensteinen erwarteten uns Bauernhöfe. Ab und zu erkannte man Arbeitstrupps auf den Feldern. Ganz selten nur sah man Einzelwesen auf den Höfen oder Traktoren – und sie waren so weit entfernt, daß man keine Einzelheiten feststellen konnte. Plötzlich jedoch wechselte die Szene.
    Im rechten Winkel zur Straße erschien eine Baumreihe. Zuerst dachte ich, es handle sich einfach um eine Art Zaun, aber dann erkannte ich, daß die Bäume in regelmäßigen Abständen gepflanzt und schmal zugestutzt waren. Kurz bevor dieser natürliche Zaun die Straße kreuzte, machte er einen Knick und lief parallel zu ihr weiter. Er begleitete uns etwa eine halbe Meile, als das Auto seine Geschwindigkeit plötzlich verlangsamte und nach links abbog. Wir standen vor einem hohen Tor. Die Fahrerin meldete sich durch Hupzeichen an.
    Das Tor war reich verziert, und ich vermutete, daß es unter seiner rosa Farbschicht aus Schmiedeeisen bestand. Der Bogengang enthielt rosa Stuckornamente.
    Warum nur diese Überbetonung von Rosa, fragte ich mich. Ich hatte diese Farbe von jeher für entsetzlich kitschig gehalten. Fleischfarbe? Symbol des Fleisches, dessen Trieben ich nicht genügend nachgegeben hatte? Nein, das glaubte ich nicht. Nicht Rosa. Meinetwegen ein brennendes Rot …
    Während wir warteten, stieg in mir das Gefühl auf, daß irgend etwas mit diesem rosa Haus und seinem rosa Tor nicht stimmte. Ein einzelnes einstöckiges Gebäude mit blaßblauen Holztüren und weißen Gittervorhängen vor den Fenstern. Die Tür ging auf, und eine Frau mittleren Alters mit weißer Bluse und weißer Hose erschien. Sie trug keine Kopfbedeckung, und in ihrem dunklen, kurzgeschnittenen Haar zeigten sich ein paar graue Strähnen. Als sie mich erblickte, hob sie die Rechte zu demselben Zeichen, das auch die Amazonen gemacht hatten. Nur wirkte es bei ihr steifer und geschäftsmäßiger. Sie öffnete das Tor. Erst als sie uns einließ, fiel mir auf, wie klein sie war – kaum größer als ein Meter zwanzig. Und jetzt wußte ich auch, was mich an dem rosa Haus so gestört hatte: es war genau ihren Maßen angepaßt …
    Ich starrte im Vorbeifahren sie und ihr kleines Haus an. Was sollte das nur alles? In der Mythologie gab es genug Zwerge und anderes kleines Volk. Aber was für ein Traumsymbol stellten sie dar? Ich wußte es nicht. Ein gehemmter Zeugungsdrang vielleicht? Ich schob meine Gedanken zur Seite und widmete mich meiner Umgebung.
    Wir fuhren ohne Eile einen Weg entlang, dessen Umgebung ein Kompromiß zwischen einem öffentlichen Park und einem Landgut zu sein schien. Weite Rasenflächen von samtigem Grün, hier und da durchsetzt von Blumenbeeten, schlanken Silberbirken und mächtigen Laubbäumen. Dazwischen erstreckten sich, scheinbar planlos, dreistöckige Wohnblöcke. In Rosa.
    Amazonen in Unterhemden und rostroten Arbeitshosen richteten ein Blumenbeet neben dem Fahrweg her, und wir hielten an, während sie ihre Handkarren mit den Tulpenstöcken in das Gras fuhren. Wir wurden mit dem schon gewohnten breiten Lächeln empfangen.
    Einen Augenblick später hatte ich das Gefühl, nicht recht zu sehen. Denn als wir an dem einen Gebäude vorbeigefahren waren, kam ein zweites in Sicht. Es war weiß und nur etwa ein Drittel so groß wie die anderen Häuser.
    Immer wieder starrte ich es an. Aber es veränderte weder Farbe noch Größe.
    Ein wenig weiter vorn bewegte sich eine lächerlich riesenhafte Frau in rosa Gewändern langsam und schwerfällig über den Rasen. Sie wurde von drei kleinen, weißgekleideten Warterinnen begleitet, die im Gegensatz zu ihr wie Kinder wirkten.
    Ich hatte das Gefühl, rettungslos in einem Sumpf versunken zu sein: die Vielzahl und Verschiedenartigkeit der Symbole überschwemmte mich.
    Das Auto bog nach rechts ab, und wir hielten vor einer Treppe, die in eines der rosa Gebäude führte. Ein normal hohes Gebäude, das dennoch etwas fremdartig anmutete. Die Treppen wurden in der Mitte durch ein Geländer geteilt. Die Stufen des linken Teils waren in normalem Abstand voneinander gesetzt, während die rechten Stufen kürzer und zahlreicher waren.
    Ein dreimaliges Hupen zeigte unsere Ankunft an. In kürzester Zeit erschien ein halbes Dutzend kleiner Frauen im Eingang. Sie eilten den rechten Teil der Treppe hinunter. Eine Tür schlug zu, und meine Fahrerin