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900 Großmütter Band 1

900 Großmütter Band 1

Titel: 900 Großmütter Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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war vermutlich eine Frau. Bei den Proavitoi waren beide Geschlechter von einer gewissen Sanftheit der Züge; aber die Männer der Expedition meinten, sie könnten sie jetzt allmählich auseinanderhalten.
    »Hast du was dagegen, wenn ich dir ein paar direkte Fragen stelle?« begrüßte er sie an diesem Tage.
    »Sicher, daß nicht. Wie sonst kann ich gut lernen die Sprache, wenn nicht durch Sprechen?«
    »Manche Proavitoi sagen, daß sie nicht sterben, Nokoma. Ist das wahr?«
    »Wie kann nicht wahr sein? Wenn sterben, sie können nicht hier sein und sagen, daß nicht sterben. Oh, ich mache Spaß, ich mache Spaß. Nein, wir nicht sterben. Sterben ist dumme fremde Sitte, kein Grund, daß nachahmen. Auf dem Proavitus sterben nur die niederen Geschöpfe.«
    »Keiner von euch?«
    »Aber nein. Warum sollte da einer eine Ausnahme sein wollen?«
    »Aber was tut ihr, wenn ihr ganz alt werdet?«
    »Wir tun immer weniger. Unsere Energie nimmt ab. Ist das nicht bei euch ebenso?«
    »Natürlich. Aber wo geht ihr hin, wenn ihr ganz furchtbar alt seid?«
    »Nirgends. Wir bleib en dann zu Hause. Reisen, Umhergehen, das ist für die Jungen, für die in den aktiven Jahren.«
    »Probieren wir’s mal andersherum«, sagte Ceran. »Wo sind dein Vater und deine Mutter, Nokoma?«
    »Die gehen noch herum, auch draußen. Die sind noch nicht richtig alt.«
    »Und deine Großväter und Großmütter und Urgroßeltern?«
    »Ein paar gehen noch aus. Die Älteren bleiben zu Hause.«
    »Probieren wir’s mal so: wie viele Großmütter, Urgroßmütter und so weiter hast du überhaupt, Nokoma?«
    »Ich glaube, ich habe neunhundert Großmütter in meinem Hause.
    Oh, ich weiß, das ist nicht viel, aber wir sind eine junge Familie.
    Manche von unserem Clan haben wirklich sehr, sehr viele Ahnen in ihren Häusern.«
    »Und die sind alle noch am Leben?«
    »Was sonst? Warum soll man sie nicht am Leben erhalten? Wie können sie Ahnen sein, wenn sie nicht lebendig sind?«
    Jetzt hüpfte Ceran vor Aufregung buchstäblich herum. »Kann ich sie sehen?« piepste er.
    »Es ist vielleicht nicht klug, die ganz alten zu besuchen«, bremste Nokoma, »das könnte einen Fremden aus dem Gleichgewicht bringen, und das wellen wir nicht. Aber zwanzig oder dreißig könntest du schon seilen, ohne weiteres.«
    Da sprang Ceran der Gedanke an, daß er vielleicht dicht vor dem stände, was er sein ganzes Leben lang gesucht hatte. Die Erwartung erregte ihn so, daß er fast in Panik geriet.
    »Nokoma«, flötete er, »das hieße ja, daß ich den Schlüssel gefunden habe. Wenn keiner von euch jemals gestorben ist, dann muß ja eure ganze Rasse noch am Leben sein.«
    »Sicher. Das ist, als wenn du Früchte zählst. Nimmst du keine weg – hast du noch alle. Klar?«
    »Aber wenn die Allerersten noch am Leben sind, dann müßten sie doch wissen, wie sie entstanden sind. Wissen sie es? Weißt du es?«
    »Oh, ich nicht. Ich bin noch zu jung für das Ritual.«
    »Aber wer weiß es denn? Weiß es überhaupt jemand?«
    »O ja. Alle die Alten wissen, wie es angefangen hat.«
    »Wie alt? Wie viele Generationen, von dir aus gerechnet, muß man zurückgehen bis zu denen, die es wissen?«
    »Zehn, mehr nicht. Wenn ich zehn Generationen Nachkommen habe, werde ich auch zum Ritual gehen.«
    »Zum Ritual? Was ist das?«
    »Einmal in jedem Jahr gehen die Alten zu den ganz Alten, wecken sie auf und fragen sie, wie alles angefangen hat. Die ganz Alten erzählen ihnen vom Anfang. Das ist ein Fest! Oh, wie sie glucksen und lachen! Dann gehen die ganz Alten wieder ein Jahr lang schlafen. Auf diese Weise wird es den nachfolgenden Generationen überliefert. Das ist das Ritual.«
    Die Proavitoi waren keine Humaniden. Aber noch weniger waren sie ›Affengesichter‹, wenn sich auch dieser Ausdruck im Slang der Entdecker eingebürgert hatte. Sie hielten sich aufrecht, trugen lange robenartige Walle-Walle-Gewänder und waren vermutlich unter diesen zweibeinig. Jedoch, wie Manbreaker sagte: »Vielleicht laufen sie auf Rädern – was wissen wir schon?«
    Sie hatten höchst bemerkenswerte Hände von veränderlicher, fließender Form, die man ›überallfingerig‹ nennen könnte. Sie konnten sowohl mit Werkzeugen umgehen, als auch die bloßen Hände so verwenden, als seien es höchst komplizierte Instrumente.
    George Blood war der Meinung, die Proavitoi trügen ständig Masken, und kein Expeditionsmitglied hätte jemals ihre eigentlichen Gesichter erblickt. Er sagte, die Gesichter, die man sehen könne, seien

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