Der Modigliani Skandal
»Die Frauen waren unverkennbar Modiglianis Frauen: Sie hatten lange, schmale Gesichter, die charakteristischen Nasen, den undurchschaubaren Ausdruck. Aber da endete jede Ähnlichkeit mit seinem übrigen Werk ...«
Eine junge englische Kunsthistorikerin stößt in Paris auf die Spur eines ungewöhnlichen Bildes des Malers Amedeo Modigliani (18841920), die über Marseille in den Heimatort des Künstlers in der Toskana führt. Wenn sich der Verdacht bewahrheiten sollte, daß dieses Bild wirklich existiert, so würde dies nicht nur einen Meilenstein in der Geschichte der modernen Kunst bedeuten, sondern auch Ruhm für den Finder - und Reichtum. Um das Bild in die Hand zu bekommen, wäre daher manchem jedes Mittel recht: Diebstahl, Fälschung, Betrug und vielleicht sogar Mord.
Neben der jungen Dee und ihrem amerikanischen Freund haben bald auch andere die Witterung aufgenommen. Der eine ist Dees Onkel, ein angesehener Londoner Galerist, dem sie in der ersten Begeisterung ihre Entdeckung mitgeteilt hat. Der andere ist ein erfolgloser Geschäftsmann, der durch Zufall von der Sache erfährt und der sich davon den kommerziellen Durchbruch für seine neugegründete Galerie erhofft. Verwickelt in die Geschichte ist auch noch ein zorniger junger Maler, der die Verlogenheit der etablierten Kunstszene durch den Verkauf einer Reihe von Fälschungen aufzudecken versucht. So beginnt ein großes Verwirrspiel, bei dem bald keiner mehr weiß, welches der echte Modigliani ist - wenn es ihn gibt.
Dieses frühe literarische Kabinettstück des weltberühmten Autors, das in England seinerzeit unter einem Pseudonym veröffentlicht wurde, ist kein politischer Thriller, sondern ein Kriminalroman in bester englischer Tradition. Angesiedelt im Milieu des Kunsthandels, das mit scharfen Strichen gezeichnet wird, verbindet er einen Schuß Sozialkritik mit einer spannenden Handlung, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.
Ken Follett, geboren 1949, stammt aus Cardiff in Wales und lebt gegenwärtig in London. Seit seinem Weltbestseller »Die Nadel« gehört er zu den erfolgreichsten Spannung sautoren der Gegenwart. Mit »Dreifach«, »Der Schlüssel zu Rebecca«, »Der Mann aus St. Petersburg« und dem ›Tatsachen-Thriller‹ »Auf den Schwingen des Adlers« gewann er auch im deutschsprachigen Raum eine große Anhängerschaft. Sein letzter Roman, »Die Löwen«, behandelt den aktuellen Konflikt in Afghanistan.
KEN FOLLETT
Der Modigliani Skandal
ROMAN
Aus dem Englischen von Günter Panske
GUSTAV LÜBBE VERLAG
© 1976 by Zachary Stone © für die Einleitung 1976 by Holland Copyright Corporation © der Originalausgabe 1976 by Collins & Sons &. Co. Ltd. Titel der Originalausgabe »The Modigliani Scandal«
© 1988 für die deutschsprachige Ausgabe Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach Aus dem Englischen von Günter Panske Schutzumschlag: Henes Maier und Gloria Keetman, Frankfurt Satz: ICS Communikations-Service GmbH, Bergisch Gladbach Druck und Einband: May &. Co., Darmstadt Alle Rechte, auch die der fotomechanischen Wiedergabe, vorbehalten Printed in West Germany ISBN 3-7857-05085
Vorwort
In einem modernen Thriller rettet der Held gewöhnlich die Welt. Traditionelle Abenteuergeschichten sind da bescheidener: Der Protagonist rettet sein eigenes Leben und vielleicht noch das eines treuen Freundes oder einer betörenden Schönen. In weniger sensationellen Romanen - in jenen normalen, gut erzählten Geschichten, die über ein Jahrhundert lang die gängige Kost der Leser waren - steht zwar weniger auf dem Spiel, aber auch dort sind es die Anstrengungen, Kämpfe und Entschlüsse der handelnden Person, die auf dramatische Weise über ihr - oder sein - Schicksal entscheiden.
Ich glaube nicht, daß das im wirklichen Leben so ist. Hier entscheiden im allgemeinen Umstände, über die wir keinerlei Kontrolle haben, ob wir leben oder sterben, glücklich oder unglücklich werden, Reichtümer besitzen oder alles verlieren. Die meisten reichen Menschen erben ihr Geld. Die meisten wohlgenährten Menschen hatten einfach das Glück, in wohlhabenden Ländern zur Welt zu kommen. Die meisten glücklichen Menschen wachsen in liebevollen Familien auf, und die meisten unglücklichen Menschen hatten verrückte Eltern.
Ich bin kein Fatalist, und ich glaube auch nicht, daß alles im Leben blinder Zufall ist. Auch wenn wir unser Leben nicht so kontrollieren, wie ein Schachspieler seine Figuren kontrolliert, so ist das Leben doch kein
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