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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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war nicht ganz klar, ob er ihre Kreationen oder ihren Busen unter dem getigerten Shirt meinte. »Nein, ich gehe nicht in Schwarz«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken erraten. »Bin ich blöd? Diese Eulen sehen doch alle gleich aus.«
    »Stimmt«, sagte Tügel und ließ den Blick nicht von ihr los.
    Danziks Jagdfieber hatte ein anderes Ziel. »Sie kennen also die Singers? Die Singers wie die Holthusens?«
    »Natürlich.«
    »Hatte Madeleine Singer ein Motiv, Elisabeth Holthusen zu ermorden?«
    »Kommen Sie mal mit.« Isabel Ackermann tänzelte los und machte in einem kleinen Durchgang Halt. Sie zeigte auf die Aquarelle an der Wand. Bilder mit Tulpen, Rosen und anderen Blumen. »Die hat Frau Singer gemalt.«
    »Hmm«, machte Danzik und trat näher heran. Die Beherrschung von Wasserfarben hatte er sich anders vorgestellt. Die Motive wirkten schwer und ungelenk, statt schwebender, zerfließender Leichtigkeit trat einem etwas Lastendes, wie an den Boden Genageltes entgegen. »Verkaufen sich überhaupt nicht«, wisperte Isabel Ackermann. »Seit einem Jahr hängen die hier. Nur, weil es seine Frau ist, opfert Erik diese Wände.«
    »Erik?«, fragte Danzik.
    »Nun ja, er ist nicht nur mein Auftraggeber, sondern auch ein Freund geworden.«
    »Seine Gattin mögen Sie weniger?«
    »Sicher mag ich sie. Schließlich hat sie mir schon Aufträge verschafft.« Die Innenarchitektin trat dicht heran, so dass die Kommissare ihr orientalisches Parfum riechen mussten. »Ich wollte Ihnen ja nur einen Tipp geben. Madeleine hat Elisabeth Holthusen gehasst, weil Erik ihre Bilder in den Himmel gelobt hat. Im Gegensatz zu ihren eigenen. Und auch sonst hieß es ja nur noch: Lissy hier, Lissy da …«
    »Sie hatten ein Verhältnis?«
    »Und ob. Die Holthusen war ein scharfer Feger, sah ja auch zehn Jahre jünger aus.«
    »Eine interessante Spur«, meinte Tügel.
    »Sag ich doch. Ich musste das mal loswerden, weil Sie ewig meine arme Freundin im Visier haben.«
    »Anja Holthusen«, sagte Danzik.
    »Ja, die Anja. Was Absurderes gibt’s ja wohl nicht. Also, ich muss dann mal wieder … Ciao, ciao!«
    Die Kommissare sahen ihr nach, wie sie sich in ihrem Ledermini durch die Stehtisch-Reihen schlängelte.
    »Jetzt wird’s ernst«, sagte Danzik. »Wir nehmen uns die Galeristin vor. Und zwar ganz offiziell.«
    Die Kommissare schauten sich um. »Da hinten in der Ecke«, sagte Tügel, der seinen Chef noch um ein gutes Stück überragte und somit den besseren Überblick hatte.
    Madeleine Singer hatte für sich und ihren Freund, den 78-jährigen Henri Holthusen, zwei rostrote Korbstühle organisiert, und beide flirteten ebenso vertraut wie ungehemmt. Die Galeristin schien ihre Gastgeber- und Geschäftspflichten abgehakt zu haben, ihr Doris-Day-Lächeln wirkte jetzt entspannter.
    Danzik beugte sich halb hinunter. »Frau Singer? Danzik, Kriminalpolizei. Mein Kollege Tügel.«
    Über das Gesicht der Galeristin lief ein jähes Erschrecken, sie blickte sich hastig nach allen Seiten um. »Keine Sorge, wir behandeln das diskret«, sagte Danzik gedämpft.
    Henri Holthusen war schon bei den ersten Worten des Kommissars aufgesprungen, sein Gesicht hatte sich in Sekunden gerötet, und es sah aus, als wolle er gleich zuschlagen. »Was wollen Sie hier? Erst verdächtigen Sie mich, und jetzt belästigen Sie auch noch Frau Singer. Unerhört ist das.«
    »Lass nur, Henri.« Madeleine Singer hatte sich erhoben und sah Danzik an. »Ich stehe zu Ihrer Verfügung. Allerdings verstehe ich nicht ganz, weshalb Sie ausgerechnet mich –«
    »Können wir irgendwo ungestört sprechen?«
    »Bitte kommen Sie.«
    »Madeleine –« Holthusen streckte hilflos die Arme aus. »Nein, Sie bleiben hier«, sagte Danzik.
    Der Tee-Importeur sah den dreien empört hinterher, dann ließ er sich wieder in den Sessel fallen und griff nach seinem Sektglas.
    Madeleine Singer führte die Kommissare in ein kleines, mit Kunstmagazinen, Katalogen und Papieren überhäuftes Büro und bat sie, auf einem graphitgrauen Sofa Platz zu nehmen, während sie sich auf der Kante eines ebenfalls graphitgrauen Sessels niederließ.
    Sie hatte noch immer ihr Glas in der Hand, es schien, als wolle sie sich daran festhalten. Sie setzte ihr breites Lächeln auf. »Ja, also dann … worum geht es denn eigentlich? Wie Sie wissen, habe ich für mein Vergehen bezahlt.«
    »Ja, 2000 Euro Geldstrafe für Körperverletzung, das wissen wir«, sagte Danzik. »Die Frau mit der Hundeleine. Junge, Junge.« Tügel grinste,

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