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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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Team mussten erst mal warten. Noch war nicht daran zu denken, ins Haus zu kommen, eine komplette Evakuierung der wenigen Bewohner des zweiten Stocks schien aber nicht notwendig zu werden.
    Plötzlich ein vielstimmiger gedämpfter Aufschrei. Eine Bahre wurde herausgetragen, auf ihr, rußgeschwärzt und wie leblos, eine kiloschwere alte Frau. Die Feuerwehrleute, die sie trugen, hatten ihr eine Beatmungsmaske übergestülpt. »Amalie!«, rief die Frau mit der Strickjacke. Sie brach in ein leises Schluchzen aus.
    Danzik trat auf sie zu. »Danzik, Kriminalpolizei. Sie kennen die Frau?«
    »Das ist Amalie Mewes, meine Cousine.« Das Schluchzen der alten Dame war in ein Wimmern übergegangen.
    Danzik umfasste ihre Schulter. »Und wie heißen Sie?«
    »Sophie Bäumer.«
    »Sie waren mit Ihrer Cousine in der Wohnung?«
    »Ja. Ich bin aus Pinneberg gekommen, um meine Cousine zu betreuen, weil – die Schwiegertochter ist für eine Woche nach Abano geflogen.«
    »Und da sind Sie eingesprungen. War denn Frau Mehlis –«
    »Mewes.«
    »War denn Frau Mewes behindert?«
    Sophie Bäumer schluchzte erneut auf. »Ja. Arthrose und Osteoporose und dann noch ein schwaches Herz. Sie brauchte rund um die Uhr Betreuung, konnte ja nicht mehr laufen. Und ich habe die Verantwortung übernommen –«
    »Und eine zusätzliche Pflegerin gab es nicht?«
    »Doch, die Dörte. Aber die hatte Urlaub.«
    Danzik legte wieder den Arm um ihre Schulter. »Sie waren also allein mit Ihrer Cousine.«
    »Ja, das heißt ganz allein war ich nicht. Kurz vorher war noch eine Freundin von Regine gekommen – also Regine, das ist die Schwiegertochter –, und die hatte sich erboten, das Mittagessen zu kochen. Wissen Sie, ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste, und diese Verantwortung –«
    »Ist die Freundin vor dem Brand gegangen?«
    »Ja.«
    »Wie lange davor?«
    Sophie Bäumer überlegte. »Mindestens eine Stunde vorher. – Ist das wichtig?«
    »Vielleicht. In welchem Raum waren Sie zum Zeitpunkt des Brandes? Und wie haben Sie den Ausbruch des – Unglücks erlebt?«
    »Wir waren in Amalies Zimmer. Sie hat da alles, was sie braucht. Rollstuhl, Krücken, ihre Medikamente. Zuerst habe ich es ja gar nicht bemerkt, so gut riechen kann ich nämlich nicht mehr, aber dann plötzlich, ich wollte gerade wieder in die Küche, da schlägt mir dicker Qualm entgegen –«
    »Aus der Küche?«
    »Ja. Dicker Qualm, und da seh ich auch schon große helle Flammen –« Sophie Bäumer stockte und begann, wie in einem Anfall zu zittern.
    »Sie sind in das Zimmer Ihrer Cousine zurückgelaufen.«
    »Ja, sofort, natürlich. Aber sie lag – sie lag – ja im Bett, und da konnte ich nichts –« Ein neuer Weinkrampf nahm der alten Dame die Worte.
    »Sie konnten nichts machen, weil Ihre Cousine zu schwer ist. Sie sind eine zarte Person, und deshalb ging es nicht.«
    »Genau.« Sophie Bäumer sah den Kommissar aus wässrigen Augen dankbar an.
    »Und da sind Sie dann die Treppe runter.«
    »Ja, in die Diele. Und da habe ich gleich die 112 gewählt.«
    »Gut gemacht. Und nun beruhigen Sie sich erst mal. Sie werden gleich ins Krankenhaus gebracht, um sicher zu gehen, dass Sie keine Atemschäden erlitten haben. – Torsten, nimm doch mal die Personalien der Dame auf.«
    Kurz darauf übergab Danzik Amalie Mewes’ Cousine den Sanitätern.
    Wenig später traf Norbert Mewes am Unglücksort ein. Seine Tante hatte dem Kommissar die Nummer des Instituts gegeben, und so hatte Amalies Sohn die schlimme Nachricht am Arbeitsplatz erhalten. Er war mit dem Bus gekommen, deshalb hatte es etwas gedauert, und nun drängte sich Norbert Mewes durch die schaulustige Menge nach vorn. »Halt!«, sagte ein Uniformierter. »Sie können hier jetzt nicht durch.«
    »Ich wohne hier. Mit meiner Mutter.«
    »Bitte.«
    Norbert Mewes machte ein paar Schritte, blieb dann aber zögernd stehen. Offensichtlich wusste er nicht, an wen er sich wenden sollte. Er sah bleich aus und blickte immer wieder irrlichternd nach allen Seiten.
    In dem Moment trat Danzik auf ihn zu. »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Norbert Mewes. Der Sohn. Meine Mutter – wo ist sie?«
    Torsten Tügel hatte sich neben seinem Chef aufgebaut, überließ diesem aber die Gesprächsführung. »Danzik, Kriminalpolizei. Ihre Mutter wurde aus dem brennenden Haus gerettet, ist aber bewusstlos. Sie befindet sich auf dem Weg ins Krankenhaus.«
    »Oh!« Norbert Mewes begann, seine Hände zu kneten. »Was ist denn hier eigentlich los? Und wieso ist die

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