Abgezockt
hinaus, und beim Zurückkommen brachte Kate zwei uniformierte Polizisten mit.
Die beiden Männer traten ans Fußende des Bettes. Kate nahm neben ihrem Mann auf der Bettkante Platz. Sie stellten sich als Officer Brady und Officer Williams vor. Der eine übernahm das Reden, der andere die Notizen. Brady war Mitte vierzig und hatte für seine ein Meter achtzig gut dreizehn Kilo Übergewicht. Er fasste Josh so scharf ins Auge, als wäre dieser der Beschuldigte. Wahrscheinlich, dachte Josh, hatte man ihn im Lauf der Jahre zu oft belogen. Williams war ein junger, sehr gepflegter Schwarzer, der aussah, als habe er die Polizeischule zwar seit ein paar Jährchen hinter sich, sei aber immer noch kein hartgesottener Profi.
»Können Sie uns erzählen, was passiert ist, Mr. Michaels?«, fragte Brady.
»Ich war auf dem Highway One-sixty-two unterwegs nach Hause, da wurde ich kurz vor dem Fluss von einem Wagen überholt.«
»Welche Geschwindigkeit hatten Sie, Sir?«, unterbrach Brady.
»Fünfundsechzig Meilen pro Stunde.«
Brady nickte Williams zu, und der notierte die Angabe.
»Kennen Sie das vorgeschriebene Tempo dort, Sir?«, fragte Brady streng.
»Ja. Jedenfalls keine fünfundsechzig. Wenn Sie mir ein Bußgeld aufbrummen wollen, dann bitte, aber lassen Sie mich freundlicherweise den Ablauf erzählen«, antwortete Josh. Bei dem unterschwelligen Verweis wegen der Geschwindigkeitsüberschreitung brach seine Gereiztheit durch.
»Josh.« Kate legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm.
»Wir versuchen nur festzustellen, was passiert ist.« In Bradys Tonfall lag keine Entschuldigung. »Bitte fahren Sie fort, Sir.«
»Als wir in die Nähe der Brücke kamen, hat der Wagen hinter mir – ich glaube, es war ein Explorer oder Expedition …«
»Welche Farbe, Mr. Michaels?«, fragte Williams.
»Schwarz.«
»Alt oder neu?«
»Es war ein aktuelles Modell. Das Auto ist wie aus dem Nichts aufgetaucht.«
Dass Williams seinen Bericht mit simplen, sachlichen Fragen unterbrach, löste Joshs Anspannung, und sein Ärger flaute ab. Brady war eine Nervensäge, aber wenigstens schien der andere Beamte ehrlich an Joshs Fall interessiert.
»Er hatte mich überholt, und plötzlich ist er ohne Vorwarnung wieder auf meine Spur eingeschert. Ich bin ausgewichen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, und von der Fahrbahn geraten. Ich versuchte zu bremsen, aber das Wasser war zu nah. Der Wagen ist über die Böschung geschossen.«
»Es war also ein Unfall«, sagte Brady.
»Nie im Leben. Dieser Typ hatte es darauf angelegt, dass ich in den Fluss stürze«, erklärte Josh bestimmt, ehe die Vermutung die Gestalt einer Tatsache annehmen konnte.
»Wie kommen Sie darauf?«, wollte Williams wissen.
»Ich konnte im Wasser einen Blick zurück Richtung Brücke werfen und sah dieses Schwein in aller Ruhe zuschauen. Dann drehte der Kerl den Daumen nach unten. Er wollte mich sterben sehen, ganz eindeutig«, sagte Josh bitter.
»Er hat
was
getan?«, fragte Williams, als hätte er sich verhört.
»Er drehte den Daumen nach unten. So.« Josh machte es vor, genau wie der Mann auf der Brücke.
Kate legte Josh die Hand fester auf den Arm. »Wieso hat er das getan?«
Josh zuckte die Schultern.
»Und warum sollte ein Fremder Sie töten wollen?«, fügte Brady hinzu, von Joshs Bericht anscheinend unbeeindruckt.
»Ich weiß es nicht. Ich hoffe, das werden
Sie
herausfinden«, erwiderte Josh.
Er begriff einfach nicht, warum der Polizist ihn so wenig ernst nahm.
»Können Sie uns diesen Mann beschreiben, Sir?«, fragte Williams.
»Nein, nicht wirklich. Die Sonne schien mir ins Gesicht, und ich konnte ihn nicht genau erkennen, aber es war ein Weißer. Er hatte eine Sonnenbrille und Baseballmütze auf. Wie groß er war, kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Sie behaupten also, ein Mann, der Ihnen fremd war und den Sie nicht erkannten, hätte Sie grundlos von der Straße gedrängt?«
»So ist es.«
»Das ist für mich schwer begreiflich. Sind Sie sicher, dass Sie uns nichts verheimlichen, Mr. Michaels?«
»Verdammt, ich verheimliche gar nichts.«
»Mr. Michaels, es besteht kein Grund, ausfällig zu werden«, entgegnete Brady streng.
»’tschuldigung«, sagte Josh verärgert.
»Es gehen jeden Tag mehrere Anzeigen gegen angebliche Straßenrowdys bei uns ein. Autofahrer führen eine Privatfehde, wenn ihnen etwas nicht passt. Jeder hält sich für einen Hilfspolizisten. Aber das ist er nicht. Die Polizei vertritt das Gesetz, nicht der Bürger.« Brady legte
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