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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Klassenraum, setzte sich an sein Pult. Dort war er relativ sicher. Die Kinder, die ihn gestern blöd angemacht hatten, gehörten wahrscheinlich nicht zu denen, die es eilig hatten, zur Schule zu kommen; die würden irgendwo rauchen und Drogen nehmen und Leute vergewaltigen, dachte er düster. Es waren ein paar Mädchen im Raum, aber sie ignorierten ihn, falls nicht das prustende Gelächter, das er hörte, als er sein Lesebuch herausholte, etwas mit ihm zu tun hatte.
    Was gab es da zu lachen? Eigentlich nichts, außer man gehörte zu den Menschen, die permanent auf etwas lauerten, worüber sie lachen konnten. Unglücklicherweise waren das seiner Erfahrung nach genau die Menschen, zu denen die meisten Kinder zählten. Sie patrouillierten wie Haie auf den Korridoren, nur lauerten sie nicht auf Menschenfleisch, sondern auf die falsche Hose, den falschen Haarschnitt oder die falschen Turnschuhe, was jedes für sich oder alles zusammen genommen ekstatische Begeisterung auslöste. Da er normalerweise die falschen Turnschuhe oder die falsche Hose trug und sein Haarschnitt immer falsch war, an jedem Tag der Woche, musste er sich nicht sehr anstrengen, damit sie sich über ihn totlachten. Marcus wusste, dass er sonderbar war, und er wusste auch, dass er zum Teil deshalb sonderbar war, weil seine Mutter so sonderbar war. Sie kapierte einfach nicht, nichts davon. Sie predigte ihm immer wieder, nur oberflächliche Menschen ließen sich in ihrem Urteil von Kleidung oder vom Haarschnitt beeinflussen; sie wollte nicht, dass er sich Schrottsendungen im Fernsehen ansah oder Schrottmusik hörte oder Schrottcomputerspiele spielte (für sie waren sie alle Schrott), und das hieß für ihn, dass er stundenlang mit ihr diskutieren musste, falls er irgendwas machen wollte, womit alle anderen Kinder sich dauernd beschäftigten. Normalerweise musste er sich geschlagen geben, und sie war so gut im Diskutieren, dass er sich gerne geschlagen gab: Sie konnte erklären, warum es besser war, Joni Mitchell und Bob Marley (zufällig ihre beiden Lieblingssänger) als Snoop Doggy Dogg zu hören, und warum es wichtiger war, Bücher zu lesen, als auf dem Gameboy zu spielen, den sein Vater ihm geschenkt hatte. Aber nichts davon konnte er den Kindern in der Schule vermitteln. Wenn er versuchen würde, Lee Hartley - der größte, lauteste und fieseste von allen, die er gestern getroffen hatte - begreiflich zu machen, er hielte nichts von Snoop Doggy Dogg, weil Snoop Doggy Dogg die falsche Einstellung zu Frauen habe, würde Lee Hartley ihn schlagen oder ihm gemeine Sachen sagen, die er nicht hören wollte. In Cambridge war es weniger schlimm gewesen, denn da hatte es jede Menge Kinder gegeben, die nicht für die Schule geschaffen waren, und jede Menge Mütter, die sie so gemacht hatten, aber in London war das anders. Die Kinder waren härter und gemeiner und verständnisloser, und er fand, wenn seine Mutter schon wollte, dass er die Schule wechselte, nur weil sie einen besseren Job gefunden hatte, dann sollte sie wenigstens so anständig sein, mit diesem Du-da- müssen-wir-darüberreden-Kram aufzuhören.
    Er war zu Hause ganz glücklich, Joni Mitchell zu hören und Bücher zu lesen, aber in der Schule nutzte ihm das wenig. Das war seltsam, denn die meisten Menschen hätten wohl das Gegenteil vermutet - dass viele Bücher lesen helfen müsste -, aber das tat es nicht: Es machte ihn anders, und weil er anders war, fühlte er sich nicht wohl, und weil er sich nicht wohl fühlte, konnte er spüren, wie er sich von allen und allem abkapselte, den Kindern, den Lehrern und dem Unterricht.

    Nicht an allem war seine Mutter schuld. Manchmal lag es eher an ihm selbst als an ihr, dass er so sonderbar war. Wie das Singen … Wann würde er das mit dem Singen lernen? Ihm ging ständig irgendeine Melodie durch den Kopf, aber ab und zu, wenn er nervös war, rutschte ihm diese Melodie irgendwie raus. Aus irgendeinem Grund konnte er den Unterschied zwischen Innen und Außen nicht erkennen, weil da kein Unterschied zu bestehen schien. Es war, als ginge man an einem warmen Tag in einem beheizten Pool schwimmen, da konnte man auch aus dem Wasser steigen, ohne den Unterschied zu merken, weil die Temperatur gleich blieb; das schien auch beim Singen zu passieren. Na, jedenfalls gestern war ihm in der Englischstunde ein Lied rausgerutscht, während die Lehrerin vorlas; wenn man unbedingt ausgelacht, so richtig schallend ausgelacht werden wollte, gab es anscheinend nichts Besseres,

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