About a Boy
nuschelte Will. Er hatte oft darüber nachgedacht, glaubte aber nicht, dass es ihm zustand, sie zu fragen; immer, wenn er bei ihr war, war er so ungeheuer selig, dass er ja nichts tun wollte, womit er sich dieses Privileg verscherzen könnte. Manchmal wagte er nicht einmal, sie zu fragen, wann er sie wieder sehen dürfe; sie zu fragen, ob sie gewillt sei, den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen, erschien ihm etwas übereilt.
»Früher wollte ich, dass er meine Mutter heiratet«, sagte Marcus fröhlich. Plötzlich hatte Will den brennenden Wunsch, Marcus seinen kochend heißen McDonald’s-Kaffee übers Hemd zu kippen. »Tatsache?«, fragte Ali.
»Ja. Ich dachte irgendwie, das würde alle Probleme lösen. Deine Mutter ist anders. Sie ist fitter als meine.«
»Willst du immer noch, dass er deine Mutter heiratet?«
»Darf ich dazu auch was sagen?«, fragte Will.
»Nee«, sagte Marcus, Wills Einwurf ignorierend. »Weißt du, ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist.« »Wieso nicht?«
»Weil … Kennst du diese Menschenpyramiden? So was suche ich jetzt als Lebensmodell.«
»Was redest du da bloß, Marcus?«, fragte ihn Will. Es war keine rhetorische Frage.
»Als Kind ist man sicherer, wenn alle gute Freunde sind. Wenn die Leute Pärchen bilden … ich weiß auch nicht. Das ist nicht so sicher. Sieh dir an, wie es jetzt ist. Deine Mutter und meine Mutter verstehen sich super.« Das stimmte. Zu Wills unendlicher Pein trafen sich Fiona und Rachel jetzt regelmäßig. »Und Will trifft sie, und ich treffe dich und Ellie und Zoe, Lindsey und meinen Vater. Bei mir ist jetzt alles geregelt. Wenn deine Mutter und Will irgendwann fest zusammen sind, denkst du, du bist sicher, aber das bist du nicht, denn sie werden sich trennen, oder Will wird verrückt oder sonst was.«
Ali nickte weise. Wills zwanghaftes Bedürfnis, Marcus zu verbrühen, wich jetzt dem heftigen Wunsch, Marcus niederzuschießen und dann die Waffe gegen sich selbst zu richten. »Was ist, wenn Rachel und ich uns nicht trennen? Was ist, wenn wir für immer zusammenbleiben?«
»Schön. Toll. Ihr könnt es ja versuchen. Ich glaube nur nicht, dass Paare eine Zukunft haben.«
»Oh, na, vielen Dank … Einstein.« Will hatte sich seine Entgegnung etwas geistreicher gewünscht. Er hatte nach dem Namen irgendeines Soziologieprofessors und Ehe-Experten gesucht, der einem Zwölfjährigen sofort geläufig war, aber Einstein war alles, was ihm einfiel. Er wusste, dass es nicht passte. »Was hat der damit zu tun?«
»Nichts«, murmelte Will. Marcus sah ihn mitleidig an. »Und sei gefälligst nicht so herablassend.«
»Was heißt ›herablassend‹?«, fragte Marcus allen Ernstes. Da hatte er es. Will musste sich von jemandem herablassend behandeln lassen, der überhaupt nicht wusste, was das Wort bedeutete.
»Es heißt, du sollst mich nicht wie einen Idioten behandeln.« Marcus sah ihn an, als wolle er sagen, tja, wie soll ich dich sonst behandeln?, und hatte Wills vollste Sympathie. Es fiel ihm mittlerweile schwer, den Altersunterschied herauszukehren: Marcus’ Aura von Autorität, dieser Kenn-ich-alles-allesschon-gehabt-Ton in seiner Stimme, war so überzeugend, dass Will nicht wusste, wie er ihm widersprechen sollte. Er wollte es auch gar nicht. Er hatte sein Gesicht noch nicht ganz verloren; es war noch ein winziger Hautflecken übrig, und den wollte er behalten.
»Er wirkt plötzlich so viel älter«, sagte Fiona eines Nachmittags, nachdem Will Marcus zu Hause abgegeben hatte, der mit einem hingeworfenen Dankeschön und einem kurzen Hallo zu seiner Mutter in sein Zimmer verschwand.
»Ach, was haben wir nur falsch gemacht?«, fragte Will klagend. »Alles haben wir für den Jungen getan, und so dankt er es uns.«
»Ich habe das Gefühl, ihn zu verlieren«, sagte Fiona. Will hatte es immer noch nicht richtig raus, bei Fiona einen Witz loszuwerden. Was leicht und luftig wie das Schaumhäubchen auf dem Cappuccino seinen Mund verließ, kam in ihrem Ohr wie Plumpudding mit Nierenfett an.
»Ich höre nur noch Smashing Pumpkins und Ellie und Zoe und
… geraucht hat er, glaube ich, auch.«
Will lachte.
»Das ist nicht komisch.«
»Doch, irgendwie. Was hättest du vor einem Jahr dafür gegeben, wenn Marcus mit seinen Freunden beim Rauchen erwischt
worden wäre?« »Nichts. Ich finde Rauchen widerlich.«
»Ja, aber … « Er gab es auf. Fiona wollte nicht verstehen, was er ihr damit sagen wollte. »Kränkt es dich, dass du ihn verlierst?« »Warum
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