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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Wilde Einhorn - laß mich dich auf ein Bier einladen!«
    »Ich werde dir nicht erzählen, wo ich gewesen bin«, sagte der Harfenspieler, als sie sich mit zwei großen Humpen Bier in einer Nische im hinteren Teil der Schenke niedergelassen hatten. Es war noch früh, und außer ihnen und zwei Soldaten war nur noch ein ungepflegt aussehendes Mädchen im Schankraum, das den Boden aufwischte.
    »Du willst es nicht wissen, und ich mag mich nicht erinnern. Wahrscheinlich wäre es auch nicht ganz ungefährlich, es dir zu erzählen.« Einen Augenblick lang schlossen sich die Finger des Sängers um ein Silberamulett, das er am Hals trug, und er wirkte in sich gekehrt. »Ich sage nur soviel, als ich durch die Tore kam, sah Freistatt wahrhaftig wie eine Zuflucht aus.«
    Lalo starrte ihn an. »Nun, es stimmt schon, daß sich die Dinge hier endlich beruhigt haben. Der Handel erholt sich auch wieder.«
    »Dein Gewerbe scheint sich ebenfalls zu machen, wie ich sehe!« Cappen Varras Blick ruhte auf Lalos Kittel - der zwar voller Farb- und Schweißflecken, aber neu und aus gutem Leinen war. »Früher hast du nie angeboten, für das Bier zu bezahlen!«
    Lalo tat einen tiefen Zug, er verzog das Gesicht und fragte sich, ob das Faß, aus dem es kam, schon ein wenig zu lange offen stand, oder ob er den Geschmack an dem Zeug verlor.
    »Vieles hat sich geändert, ich auch«, stimmte er zu. Er sah seinen alten Freund an und fragte sich, ob er vielleicht Erklärungen anzubieten hatte.
    »Du hast nicht wieder etwas - erschaffen -, oder?« flüsterte Cappen Varra. Unwillkürlich blickten beide auf die leere Wand, wo Lalo damals das angehäufte Böse des Wilden Einhorns gemalt und ihm Leben eingehaucht hatte.*
    »Nein. Ich trage jetzt eine Maske über dem Mund, wenn ich male, damit ich nicht unabsichtlich irgend etwas lebendig werden lasse«, erwiderte Lalo. »Aber ich habe ein paar andere Dinge gelernt. Manchmal ist es schwer, den Unterschied zwischen Vorstellungskraft oder der Kunst und der Wirklichkeit zu erkennen!«
    »Ich verstehe.« Der Harfenspieler hielt den Humpen zum Nachfüllen hoch. »Ich wurde eines Tages beinahe gelyncht, als ich eine Geschichte vortrug, die sich danach tatsächlich zutrug.«
    »Wie kann so etwas geschehen?« stieß Lalo hervor. »Wenn ich male oder wenn du singst, bespitzeln wir dann die Wirklichkeit, ohne es zu wissen, ebenso unbeteiligt wie ein Spiegel auf einer Straße, der sowohl den Himmel als auch den Staub reflektiert, oder formen wir irgendwie diese Wirklichkeit?«
    »Formen die Sterne oder die Karten die Zukunft, oder vollbringt das jener, der aus ihnen liest?« entgegnete Cappen Varra. Das Bier hatte seine Augen zum Glänzen gebracht. »Das ist eine Frage für die Magiergilde, nicht für mich!«
    »Nicht die Gilde!« Lalo schauderte. »Sie würden die Erkenntnis auf schnellstem Wege verkaufen. Ich traf nur ein einziges Mal einen Magier, dem die Magie wichtiger war als Geld. Er war der kaiserliche Erzmagier, und er zeigte mir, wie man durch Malen die Wahrheit sucht. Aber das ist Jahre her. Er lebt vermutlich nicht mehr.«
    »Ich habe eine Theorie.«, sagte Cappen Varra, dessen Humpen gerade zum drittenmal gefüllt worden war. »Die Wirklichkeit ist nicht stabil. Sie ist wie Ton, aber die meisten Leute haben nicht die Kraft, sie zu formen, oder wissen nicht, wie man es macht. Die Götter können es. Magier formen mit ihren Zaubersprüchen und Künstler manchmal.« Er sah Lalo über den Rand seines Humpens mit Eulenblick an, und der Maler erkannte unvermittelt, daß für Cappen Varra nach all den Entbehrungen, die er wohl hatte erleiden müssen, selbst das sauere Bier des Wilden Einhorns zu stark war. Außerdem wurde es Abend. Der Maler konnte seinen Freund in seinem Zustand unmöglich in diesem Teil der Stadt allein lassen.
    »Gilla hat gewiß schon das Abendessen bereitet.«, sagte er kurz. »Warum kommst du nicht mit mir nach Hause?«
    Cappen Varra grinste. »Du glaubst wohl, ich bin betrunken? Vielleicht hast du recht. Es ist leichter so. Ich weiß Bescheid darüber, wie man Dinge verändert - ich sang einst eine Tür zu einer anderen Welt auf, habe eine Horde Dämonen herbeigesungen, um die Kerle zu töten, die mich gefangenhielten. Haben alle umgebracht. Genau wie das Schwarze Einhorn.« Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Sogar die Kinder!«
    Lalo warf geschwind einen Blick auf die Wand. Jetzt, da die Lampen brannten, schien es ihm, als sei die dämonische Gestalt immer noch schattenhaft dort zu

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