Absolute Power (Der Präsident)
kämpfen. Graham nimmt dem alten Kerl die Waffe ab. Ein Schuß wird abgefeuert. Die Frau sieht das Ganze und muß auch ins Gras beißen. Und nach ein paar Sekunden ist alles vorbei.«
Frank schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, wenn ich das sagen muß, Craig, aber das klingt alles entsetzlich weit hergeholt.«
»Ach ja? Nun, wir haben einen Burschen, der mit kalkweißem Gesicht aus dem Gebäude gestürmt ist. Die Kamera hat tolle Bilder von ihm gemacht. Ich habe sie gesehen; das Gesicht des Mannes war völlig blutleer, Seth, das kannst du mir ruhig glauben.«
»Wie kommt es, daß die Sicherheitsmannschaft nicht nach dem Rechten gesehen hat?«
Miller lachte. »Sicherheitsmannschaft? Scheiße. Die meiste Zeit schauen die Typen doch gar nicht auf die Monitore. Sie nehmen alles auf Bänder auf, man muß schon froh sein, wenn sie die ab und zu durchsehen. Glaub mir, es ist keine Kunst, nach Dienstschluß in eines dieser Bürogebäude zu kommen.«
»Vielleicht hat das eben jemand getan.«
Grinsend schüttelte Miller den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen, Seth. Genau das ist dein Problem. Du suchst ständig nach einer komplizierten Antwort, wenn dir die einfache schon fast ins Gesicht springt.«
»Und wo soll diese geheimnisvolle Waffe hergekommen sein?«
»Eine Menge Leute haben in ihren Büros Pistolen versteckt.«
»Eine Menge? Wieviel genau ist das, Craig?«
»Du wärst überrascht, Seth.«
»Vielleicht wäre ich das!« schoß Frank zurück.
Miller sah ihn verwirrt an. »Warum regst du dich wegen der Sache bloß so auf?«
Frank sah seinen Freund nicht an. Er schaute zum Schreibtisch hinüber.
»Ich weiß nicht. Wie gesagt, ich habe den Kerl kennengelernt. Er schien einfach nicht der Typ dafür zu sein. Auf der Waffe waren also seine Fingerabdrücke?«
»Zwei Volltreffer. Rechter Daumen und Zeigefinger. Hab' noch nie deutlichere gesehen.«
Etwas an den Worten seines Kollegen ließ Frank hellhörig werden. Er schaute zum Schreibtisch. Die auf Hochglanz polierte Tischplatte war schmutzig. Ein dünner Wasserrand war deutlich erkennbar.
»Wo ist das Glas?«
»Wie?«
Frank deutete auf die Stelle. »Das Glas, das diesen Rand hinterlassen hat. Hast du es?«
Schulterzuckend kicherte Miller. »Die Spüle in der Küche habe ich nicht durchsucht, wenn du das meinst. Kannst du aber gerne machen.«
Miller wandte sich ab, um einen Bericht zu unterschreiben. Frank nutzte die Gelegenheit, um den Tisch eingehender zu begutachten. In der Mitte des Tisches war ein leichter Staubring. Etwas hatte hier gestanden. Etwas quadratisches mit einem Durchmesser von etwa acht Zentimetern. Der Briefbeschwerer. Frank lächelte.
Wenig später war Seth Frank auf dem Weg in die Halle. Auf der Waffe befanden sich perfekte Abdrücke. Fast zu perfekt. Außerdem hatte Frank die Waffe selbst und den Polizeibericht darüber gesehen. Kaliber 44, Seriennummer entfernt, nicht überprüfbar. Genau wie die Waffe, die man neben Walter Sullivan gefunden hatte.
Frank mußte lächeln. Er hatte das Richtige getan, besser noch, das Richtige unterlassen.
Jack Graham hatte die Wahrheit gesagt. Der Anwalt hatte niemanden getötet.
»Wissen Sie, Burton, ich habe es langsam satt, soviel Zeit für diese Angelegenheit zu verschwenden. Falls Sie es vergessen haben, ich habe tatsächlich ein Land zu regieren.« Richmond saß im Oval Office auf einem Stuhl vor dem offenen Kaminfeuer. Die Augen hatte er geschlossen; die Finger bildeten eine Pyramide.
Bevor Burton etwas erwidern konnte, fuhr der Präsident fort. »Statt den Gegenstand in unseren Besitz zu bringen, sind Ihnen lediglich zwei weitere Einträge zur katastrophalen Mordstatistik der Stadt gelungen. Außerdem läuft Whitneys Strafverteidiger jetzt irgendwo da draußen herum und hat das Beweismaterial bei sich, um uns alle zu begraben. Ich bin wirklich überwältigt von Ihrer Arbeit.«
»Graham geht nicht zur Polizei. Es sei denn, er steht auf Gefängniskost und wünscht sich einen großen, haarigen Mann als Geschlechtspartner auf Lebenszeit.« Burton starrte hinunter auf den reglosen Präsidenten. Er dachte daran, was er alles durchgemacht hatte, um ihrer aller Hintern zu retten, während dieser Snob sicher hinter der Front blieb. Und nun übte er sich in Kritik. Als hätte es dem altgedienten Secret-Service-Agenten Freude bereitet, zwei weitere unschuldige Menschen sterben zu sehen.
»Dazu muß ich Ihnen gratulieren. Ein Beweis spontaner Entscheidungskraft. Trotzdem glaube ich nicht, daß
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