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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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seinem Leben ein Ende machen wollte – zumal sie nach den langen Kämpfen selbst über und über mit Blut bespritzt waren. Rialus gestand, dass die Numrek Hanish übel zugerichtet hätten, doch er hätte ihnen kaum eine andere Wahl gelassen. Der Häuptling sei noch am Leben. Er sei gefesselt worden, wie sie es angeordnet habe, und befinde sich in der Totenkammer.
    Als Rialus seine Kenntnisse über die Ereignisse des Tages anscheinend erschöpft hatte, wandte er den Kopf und betrachtete Corinns Profil. »Prinzessin, dies ist das Werk eines Genies. Wenn die Spuren beseitigt sind, wird die Welt sich vor Euch und Eurer Schönheit verneigen. Dann wird das Blutvergießen bald vergessen sein.« Er zögerte und befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. »Von all den Überraschungen, die Ihr ersonnen habt, seid Ihr selbst die größte. Ich hoffe, Ihr werdet niemals Anlass haben, mir Eure Gunst zu entziehen.«
    Irgendetwas an seinem Lob rührte sie. Sie fühlte Hitze um ihre Augen herum, ein Prickeln, das ahnen ließ, dass Tränen nicht weit waren. Eilig sagte sie: »Ich danke Euch, Rialus. Ihr wart mir eine große Hilfe. Das werde ich nicht vergessen.«
    Corinn ließ den Botschafter vor dem Gang, der zur Kammer der Tunishni führte, im Freien stehen. Sie sammelte sich einen Moment lang und zog die Waffe, die sie inzwischen mit sich führte. Dann schritt sie an den Numrek vorbei, die am Eingang herumlungerten, und trat in den dunklen Korridor, wobei sie unwillkürlich Hanishs energischen Gang nachahmte. Als sich die Kammer vor ihr öffnete, spürte sie das brodelnde, körperlose Leben in der Luft. Sie versuchte, nicht darauf zu achten, und durchmaß den gewaltigen Raum, ohne sich ihr Unbehagen anmerken zu lassen. Es kostete sie große Mühe. Hätte die Luft Krallen besessen, wäre sie in diesem Raum zerfetzt worden. Hätten lautlose Schreie verzehren können, wäre sie bei lebendigem Leib verschlungen worden. Alle ihre Instinkte drängten sie, kehrtzumachen und wegzulaufen. Doch sie tat es nicht. Mit stolz gerecktem Kinn schritt sie voran. Selbst Untoten gegenüber schien ihr Stolz jetzt das Allerwichtigste zu sein.
    Hanish hing über dem Scatevith-Altar. Man hatte ihn an den Armen aufgehängt, und sein Kopf hing so schlaff herab wie der eines Leichnams. Sein Oberkörper war nackt, die Brust mit Prellungen und Abschürfungen übersät. Aus einer Schnittwunde in der Achselhöhle lief ein Blutstreifen, wie Rost, der bis in seine Hose reichte. Seine Knöchel waren gefesselt, sodass er sich lediglich in der Luft winden könnte, wenn er versuchen sollte, sich zu bewegen. Treten konnte er nicht. Ein Fuß stand gebrochen in einem unnatürlichen Winkel ab. Am schrecklichsten aber war vielleicht sein Haar. Die Numrekschwerter hatten es büschelweise abgehackt, sodass sein Schädel räudig aussah. An einigen Stellen sah man die nackte Kopfhaut.
    Ein Teil von Corinn wollte zu ihm eilen, die Arme um seinen Leib schlingen und sein Gewicht stützen, ihn irgendwie herunterlassen und um Verzeihung bitten. Sie wollte auf dem Boden nach seinen strohfarbenen Locken suchen und sie wieder an ihren Platz stecken. Es schien unbegreiflich, dass Hanish, der Häuptling der Bekannten Welt, binnen weniger Stunden so zugerichtet worden war. Ging es so zu auf der Welt? Hatte sie so große Macht?
    Als sie näher kam, bemühte sie sich, ihre Zweifel und Gefühle zu verbergen. Dieser Mann hatte sie töten wollen. Stolz, dachte sie, verachtet Ungewissheit. Sobald er sie bemerkte und den Kopf hob, begann sie zu sprechen. »Eigentlich wollte ich Pfeil und Bogen mitbringen«, sagte sie. »Ich dachte, ich würde dich vielleicht an die Wand nageln lassen und als Zielscheibe benutzen. Du weißt doch noch, wie gut ich schieße, nicht wahr? Ich wollte dich zwingen, die Stellen zu bestimmen, die ich treffen sollte.«
    Hanish blinzelte; offenbar hatte er Mühe, sie zu erkennen. Von den Handgelenken war Blut auf seine Stirn getropft. Er wirkte benommen, als sei er nicht ganz bei Bewusstsein. Dann aber sagte er: »Ein Pfeil ins Herz hätte genügt.«
    Corinn verzog den Mund zu einem schmalen Strich, der ihre Gefühle verbarg.
    »Ich habe nie darüber nachgedacht«, sagte Hanish, »aber jetzt verstehe ich, weshalb du so gut im Bogenschießen bist. Du tötest am besten aus der Ferne. Einen Pfeil kann man auch aus dem Verborgenen abschießen, von einem sicheren Ort aus. Jetzt begreife ich, weshalb dieser Zeitvertreib dir liegt.«
    Von einem sicheren Ort aus? Corinn hatte

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