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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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sich, die dieses Thema behandelte, und störte seinen Vater bei den Übungen mit dem Schwertmeister. Ob es stimme, wollte er wissen, dass seit Tinhadins Zeiten jährlich eine bestimmte Zahl von Sklaven über die Grauen Hänge geschafft werde? Ob es stimme, dass im Namen der Akaran in den Provinzen Hunderte von Jungen und Mädchen ihren Eltern entrissen und verkauft würden? Ob es stimme, dass niemand wisse, welche Fron und welches Schicksal diese Kinder erwarte? Ob es stimme, dass die Fremden – die Lothan Aklun – für die Sklaven mit einer Droge bezahlten, von der ein Großteil der Bevölkerung des Reiches abhängig sei?
    Gridulan unterbrach seine Übungen. Er setzte die Schwertspitze auf die Matte und musterte seinen Sohn. Er war ein großer Mann – Leodan würde niemals seine Größe erreichen – mit steifer, militärischer Haltung. Seine Gefährten, dreizehn Männer, die er schon von Jugend an kannte, hielten sich ebenfalls in der Übungshalle auf; einige fechteten paarweise mit dem Schwert, die meisten standen neben einer der Säulen und unterhielten sich. »All das ist wahr, ja«, sagte Gridulan. »Die Lothan Aklun haben uns außerdem versprochen, dass sie niemals Krieg gegen uns führen werden. Dafür sollten wir dankbar sein. Tinhadin hat geschrieben, jeder Einzelne von ihnen gleiche einer hundertköpfigen Schlange. Ich bin froh, dass du allmählich über die Grundlagen der Herrschaft Bescheid weißt, aber mir gefällt dein...«
    Der junge Leodan fiel ihm ins Wort, mit leiser, gehässiger Stimme, die ganz und gar ungewöhnlich für ihn war. Die Vorstellung von Sklaverei empfand er als persönliche Beleidigung, als eine solche Widerwärtigkeit, dass er seinen Zorn nicht zu beherrschen vermochte. »Wie kannst du zulassen, dass in deinem Namen derartige Gräuel geschehen? Wir sollten dem ein Ende machen, auch wenn das Krieg mit diesen Lothan bedeutet. Das ist die einzig ehrbare Handlungsweise. Wenn du es nicht tust, werde ich -«
    Der Schlag kam zu unerwartet, als dass Leodan ihm hätte ausweichen können. Gridulan nahm das Schwert in die Linke, trat vor und schlug seinem Sohn von unten so fest ins Gesicht, dass der Kopf des Jungen nach hinten flog. Er taumelte rückwärts. Während Leodan sich an die brennende Wange fasste, tobte sein Vater. Alles, was sie hätten, käme da her, zischte er. Daran etwas zu ändern, hieße nicht nur, ihr aller Leben in Gefahr zu bringen, sondern würde das Andenken an das gesamte Geschlecht der Akaran besudeln, deren Herrscher die Quote alle für gerechtfertigt gehalten hätten. Nur ein Narr stelle die Freiheit einiger weniger über das Wohlergehen des ganzen Volkes.
    »So geht es schon seit Generationen«, zischte Gridulan dicht vor dem Gesicht seines Sohnes. »Tinhadin selbst hat darin eingewilligt. Wer bist du, seine Weisheit anzuzweifeln? Wenn dir das noch nicht genügt, solltest du bedenken, dass ich keine Befehlsgewalt über die Armee habe. Dem Namen nach schon, ja, aber in Wahrheit gehorchen die verschiedenen Teile der Armee zuerst den Gouverneuren. Die Gouverneure wiederum beugen sich den Wünschen der Gilde. Und die Gilde würde niemals zulassen, dass an der Quote gerüttelt wird. Eher würde sie hinter unserem Rücken ein Komplott schmieden. Sie würde danach trachten, uns zu vernichten und jemand anderen auf den Thron zu setzen, verstehst du? Dann hätten wir alles verloren, und du würdest dich nach der seligen Zeit zurücksehnen, die du im Schatten des Grauens verlebt hast. Du könntest sogar selbst als Sklave verkauft werden. Viele Acacier würden dies als Ironie des Schicksals gutheißen.«
    »Bedeutet es also gar nichts, König zu sein?«, sagte Leodan, auf eine weitere Ohrfeige gefasst.
    Doch Gridulan schlug nicht wieder zu. Seine Erwiderung fiel eher bedrückt als zornig aus. »Gewiss bin ich ein mächtiger Mann, aber ich bin nur deshalb mächtig, weil ich im komplexen Gefüge des Reiches einen guten Platz habe. Ich kenne die Regeln und mache die angemessenen Schritte. Aber dieses Gefüge ist größer als ich, Leodan. Es ist größer als du. Vielleicht zu groß, als dass du es schon verstehen könntest. Du wünschst dir Frieden, anständige Behandlung und Gerechtigkeit für alle, aber auf deinem Weg würdest du nichts von alledem erreichen.«
    Der König straffte sich, streckte die Beine und wog das Schwert locker in der Hand. Bevor er sich zu seinem Fechtpartner umwandte, sagte er noch: »Glaub mir, Leodan, du musst noch jahrelang lernen, ehe du mich

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