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Ach du lieber Schwesternschreck!

Ach du lieber Schwesternschreck!

Titel: Ach du lieber Schwesternschreck! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Zöller
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so einem umzugehen. Ich stoße ihm in die Rippen. Er schaut mich eine Sekunde an, dann schweift sein Blick wieder ab. Er springt hoch vom Sitz, wie gestochen. Ich hinterher. Wir springen aus dem Bus. Treten zwei älteren Damen auf die Füße, weil sie uns im Weg stehen. »’tschuldigung«, murmel ich, weil ich das wirklich nicht wollte.
    Flo, dieser Wahnsinnsknabe, steuert zielstrebig auf den Hintereingang des Postamtes zu, vorbei an einem Schild, das Unbefugten das Betreten verbietet. Unbefugte sind die, die nicht zur Post gehören. »Wir sind jetzt Befugte«, flüstert Flo.
    Wir schauen in einen großen Raum, in dem an die hundert Briefträger sitzen und Post sortieren.
    Ich kratz mich am Kopf. »Und wie willste den richtigen finden?«
    Flo fragt den erstbesten nach dem Namen auf seinem Zettel. Der zeigt hinten in eine Ecke, in der sich ein dicker Postbote gerade seine prall gefüllte Briefträgertasche über die Schulter wirft.
    »Wir laufen hinterher«, ist alles, was Flo von sich gibt.
    Der Dicke nimmt sich ein Rad. Und dann geht es los. Wir rasen. Wir rennen. Ich schimpfe. Schließlich haben wir beide unseren schweren Ranzen auf dem Rücken. Gott sei Dank ist der Verkehr hier nicht so dicht und so verlieren wir den Briefträger nicht aus den Augen. Der radelt immer schneller auf einer immer leerer werdenden Straße. Als ich gerade völlig außer Atem japsen will: »Ich kann nicht mehr«, stoppt der Briefträger, lehnt sein Fahrrad auf den Ständer und nimmt das erste Briefbündel. Violas Haus ist ganz am Anfang seiner Tour. Und schon ist Flos Brief in Violas Briefkasten und der Briefträger um die nächste Ecke verschwunden.
    »Jetzt«, sagt Flo. Er versucht mit der Hand in den Kasten zu kommen. Er schafft es nicht. Er muss höher stehen. Ich lasse ihn auf meinen Rücken steigen, jetzt kann seine Hand gerade und glatt in den Kasten gleiten. Er steckt seinen neuen Brief hinein und greift nach dem Bündel Briefe, das schon im Kasten ist. Aber Hilfe, die Hand bleibt im Briefkasten stecken! Er bekommt sie nicht heraus. Flo schimpft und kämpft mit seiner Hand in dem schmalen Briefkastenschlitz. Das stört einen echten Verliebten und auch seinen Kumpel. Ich sage schnell einen Zauberspruch: »Zicke, zacke, fein, die Hand geht raus wie rein.«

    Der hat gewirkt. Die Hand geht sofort raus. Aber da kommt eine alte Frau die Treppe runtergesaust. Sie peilt die Lage sofort und schimpft los. Flo springt von meinem Rücken, ich springe hoch, wir springen fort - noch gerade rechtzeitig.
    Wir fliehen. Wir rennen. Flo hält während der ganzen Zeit den Brief siegessicher in der Hand. Die Alte schimpft und wir verschwinden um die Ecke.
    »Zeig mal«, sag ich.
    Flo will mir voller Stolz seinen zurückeroberten Brief zeigen, da sehen wir beide gleichzeitig, dass es nicht Flos Brief an Viola Jarusch, sondern ein Brief an Paul Jarusch ist. Von einer Lebensversicherung.
    »Mist«, sagt Flo. Das hat er natürlich nicht gesehen. Da hilft auch kein Zauberspruch mehr. Das stört einen echten Verliebten.
    Wir trotten zurück, vielleicht schaffen wir es ja noch. Wir lauschen. Totenstille. Aber wenn die Alte jetzt hinter der Tür lauert? Wir schleichen uns an den Briefkasten heran, doch der ist leer. Hat schon einer geleert. Wahrscheinlich Violas Mutter.
    Wir werfen den Brief von der Versicherung in den leeren Kasten. Dann trotten wir traurig zur Schule. Alles umsonst. Jetzt bekommt Viola zwei Briefe.
    »Und was soll die jetzt von mir denken?«, flüstert Flo.
    Wir kommen eine halbe Stunde zu spät in der Schule an.
    Frau Sorge, bei der wir in den ersten beiden Stunden Unterricht haben, hat ihren guten Tag. Sie sieht unsere verschwitzten Gesichter, zwinkert uns zu, wir dürfen uns setzen. Schulisch alles okay.
    Aber das Hauptproblem ist in keiner Weise gelöst! Zwei Briefe warten zu Hause auf Viola.
    Und das ist Flo einfach peinlich. Besonders der erste, weil da seine Persönlichkeit nicht herauskommt.
    Das stört einen echten Verliebten. Und auch seinen Kumpel.
    Als wir in die Pause gehen, werde ich zwischen Viola und Liz eingequetscht. Das fühlt sich toll an, so, als wollten sie sich anschmiegen. Am liebsten würde ich stehen bleiben, einen Zauberspruch sagen und Flo und ich könnten eine Stunde nah an Viola sein. Aber schon werden wir weitergeschoben.
     
    In der Mathestunde fange ich schon einmal mit meinem Weihnachtswunschzettel an. Es dauert zwar noch, aber »Gut Ding will Weile haben«, sagt meine Oma immer. Also wünsche ich

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