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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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aus“, stöhnte Violet Alvey mit angstverzerrtem Gesicht. „Wie lange sollen wir denn noch hier sitzen?“
    Es dauerte noch genau zwei Stunden. Dann hörten sie plötzlich ein leises Geräusch am Portal. Ein Sperrhaken drehte sich im Schloß. Die Tür öffnete sich langsam, Zentimeter um Zentimeter. Eine dunkle Gestalt trat in die Halle ein. Ein dünner Lichtstrahl flammte auf. Er wanderte suchend durch den Raum.
    „Jetzt!“, zischte Morry erregt. Er griff nach dem Lichtschalter. Es wurde hell. Die hundert Kerzen des Lüsters flammten auf. Jetzt erst erkannten sie alle die Gestalt, die eine gläserne Kapsel in den verkrampften Händen hielt. Es war Marion Clifton, die unglückliche Witwe des ermordeten Ingenieurs Edward Clifton.
     
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    Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden, bis sich Marion Clifton von dem lähmenden Entsetzen erholt hatte. Dann plötzlich dämmerte es ihr, daß sie ja noch einen entscheidenden Trumpf in Händen hielt. Sie besaß noch immer die Kapsel, die einen hundertfachen Tod in sich barg.
    Kommissar Morry durchschaute ihre Gedanken. „Sie könnten“, sagte er gedehnt, „die Kapsel mitten unter uns werfen. Möglich, daß Sie dann noch Ihren letzten Triumph erleben würden. Aber diese Pistole ist genau auf Ihre Brust gerichtet. Sobald Sie auch nur die leiseste Bewegung machen, fällt der erste Schuß. Haben Sie verstanden?“
    Die vier Menschen am Kamin hielten den Atem an. Es war die dramatischste Sekunde ihres Lebens. Der Tod lauerte in nächster Nähe. Die giftigen Dämpfe mußten, sobald sie sich am Kaminfeuer entzündeten, zu einer entsetzlichen Explosion führen. Es war so gut wie sicher, daß keiner von ihnen diese Katastrophe überleben würde.
    Sie alle fuhren erschreckt auf, als Marion Clifton ein paar zögernde Schritte tat. Sie wich langsam an die Tür zurück. „Lassen Sie mich gehen“, zischte sie drohend. „Seien Sie vernünftig. Sie wissen, daß ich die bessere Waffe in Händen habe.“
    „Sitzenbleiben“, murmelte der Kommissar. „Es hat keinen Zweck, ihr den Weg zu versperren.“
    Marion Clifton kam ungehindert aus der Halle. Als sie sich hastig dem Garten zuwandte, standen auf einmal fünf, sechs Konstabler vor ihr. Sie wollten ihr den Fluchtweg abschneiden, aber als sie die mörderische Kapsel in ihren Händen entdeckten, wichen sie entgeistert zurück.
    „Nicht schießen!“, rief Kommissar Morry vom Portal her. „Laßt sie laufen. Sie wird nicht weit kommen.“
    „Los!“, sagte er dann zu Inspektor Winter. „Kommen Sie mit! Wir fahren im Wagen hinter ihr her.“
    Ein paar Sekunden später stiegen sie in das Auto des Kommissars. „Schließen Sie die Scheiben“, befahl Morry hastig.
    „Dieses verteufelte Frauenzimmer bringt es sonst fertig, die Kapsel direkt in den Wagen zu werfen.“
    Sie schalteten die Scheinwerfer ein. Vor ihnen taumelte ein verzerrter Schatten. Er war nicht weit entfernt. Sie hatten ihn fast eingeholt. An der nächsten Ecke bog Marion Clifton in eine schmale Seitengasse ein. Dorthin konnte ihr das Auto nicht folgen.
    „Aussteigen!“, befahl Morry kurz entschlossen. „Diesmal darf sie uns nicht entkommen. Halten Sie Ihre Pistole schußbereit!“
    Mit langen Sätzen jagten sie hinter der flüchtigen Frau her. Sie kamen unaufhörlich näher. „Stop!“, rief der Kommissar. „Geben Sie das Spiel verloren, Mrs. Clifton! Es hat ja doch keinen Sinn mehr!“
    Aber Marion Clifton hörte nicht auf diese Worte. Sie hastete weiter. Sie durchquerte einen völlig finsteren Hof und fand wie durch ein Wunder eine Haustür offen stehen. Rasch trat sie in den dunklen Flur. Vielleicht laufen sie vorüber, dachte sie gehetzt.
    Vielleicht kann ich mich noch retten. Wenn ich erst einen Vorsprung von ein paar Minuten habe, bin ich in Sicherheit. Sie wartete mit hämmernden Pulsen. Sie horchte atemlos auf .die Schritte, die sich dem Hauseingang näherten. Unmittelbar vor der Tür verstummten die Schritte.
    „Kommen Sie heraus, Mrs. Clifton“, rief der Kommissar mit lauter Stimme. „Ergeben Sie sich!“
    In diesem Moment wußte Marion Clifton, daß sie endgültig verloren war. Sie hatte keine Chance mehr. Die letzte Kapsel ist für mich bestimmt, dachte sie. Sie sollen mich nicht lebend bekommen. Sie hob den Arm und zerschmetterte die gläserne Kugel mit aller Wucht auf den Steinfliesen. Noch im gleichen Augenblick stiegen die giftigen 'Gaswolken auf. Sie hüllten sie ein wie tödlicher Nebel. Sie .schnürten ihr die Kehle zu und 'zerrissen ihre

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