Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr
antwortete mit einem Satz: âSetze dich ruhig in deine Zelle und deine Zelle wird dich alles lehren.â
In Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein;
denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen.
Psalm 4,9
Menschen hören nicht auf zu spielen,
weil sie alt werden,
sie werden alt,
weil sie aufhören zu spielen!
Oliver Holmes
Das Spiel ist mit dem Singen und Tanzen verwandt. Alle drei sind Tätigkeiten, die allein aus Freude, zur Entspannung, zum Zeitvertreib im guten Sinne des Wortes geübt werden. Ein Kind kann sich noch ganz ins Spiel versenken. Das Spiel ist für das Kind das einzig Wirkliche, alles andere bleibt zurück. Im Spiel versammelt sich die ganze Welt. Als Erwachsene müssen wir das Spiel neu erlernen, doch darf es nie dazu kommen, dass das Spiel zum Ernstfall wird, etwa zu Gewinnsucht entartet. Dem Spiel dürfen nie Zwecklosigkeit, Ruhe und Gelassenheit genommen werden, sonst rücken Geld, Erfolg oder Sieg in die Mitte und entwerten das Spielerische.
Ein Mensch, der nicht spielen kann, verarmt emotional. Menschen, die miteinander spielen, singen oder tanzen, beleben ihre Gemeinschaft und wecken neue Kräfte. Spielen, hat einer gesagt, ist ein Geschenk, das die Menschen aus dem Paradies mitnehmen durften, damit ihre Arbeit nicht unerträglich würde.
Im Spiel wird einiges von uns sichtbar, was sonst verborgen bliebe: unsere Gedanken, unsere Gefühle, sogar unser Glaube, der uns vor Gott spielen lässt. Der Gottesdienst sollte ein heiliges Spiel sein, zwecklos und frei. Ein schlichtes Ritual sagt oft weit mehr als eine lange Predigt. Eine Geschichte oder ein Märchen lassen uns weit mehr erfahren als Vorträge, Versprechungen und Erklärungen. Im Spiel werden nicht nur Kinder frei. Hand aufs Herz!
Die Maus
Ein Mann war ungerechterweise gefangen gesetzt worden. Er wurde gefesselt und in eine Höhle geworfen. Einmal am Tag brachte man dem Gefangenen eine dürftige Mahlzeit, die er wegen der gebundenen Hände nur mühsam zu sich nehmen konnte. Eine Maus teilte mit ihm die Einsamkeit. Er lieà für sie etwas von dem kargen Essen übrig. Und die beiden gewöhnten sich so aneinander, dass sie miteinander spielen konnten. Eines Tages, das Essen war gebracht worden und es war mit keinem Besucher mehr zu rechnen, begann die Maus wie im Spiel an seinen Fesseln zu nagen. Gegen Abend hatte sie die Stricke gelöst, der Gefangene war frei
.
Mein Herz ist bereit, o Gott, mein Herz ist bereit,
ich will dir singen und spielen.
Psalm 58,8
Ich habe nie
irgendwelche Freiübungen unternommen,
mit Ausnahme zu schlafen und auszuruhen.
Mark Twain
Vergangenheit und Zukunft sind die schlimmsten Feinde der Ruhe. Immer weniger Menschen schaffen es, im Heute zu leben. âHeute ist mein Tagâ, das wäre eine gute Formel, sich einen Raum der Ruhe zu verschaffen. Blaise Pascal schreibt, alles Unglück der Menschen entstamme der Ursache, âdass sie unfähig sind, in Ruhe allein in ihrem Zimmer zu bleibenâ. Die Lösung heiÃt also, sich bewusst werden: Heute ist mein Tag. Morgen ist auch schon wieder heute.
Es gilt, sich einen Freiraum zu schaffen. Wem das nicht gelingt oder wer es nicht für wichtig hält, lässt sich am Ende selber âlinks liegenâ. Der Freiraum entsteht, wenn wir es uns erlauben, auf unseren Atem zu achten und ruhig zu werden. Mit dieser Erlaubnis vollzieht sich ein Wandel, der vor allem dadurch spürbar wird, dass wir einfacher einschlafen und ruhiger durchschlafen können. Die Sorgen von gestern und die Ãngste vor morgen haben in dem gewonnenen Freiraum keinen Platz. Wir lassen sie ganz einfach unberührt, das heiÃt, wir überlassen unsere Gedanken für eine Zeit sich selbst.
Im Arabischen gibt es das eindrucksvolle Sprichwort: âDer letzte Strohhalm bricht dem Kamel den Rücken.â Die schwersten Lasten liegen nicht auf diesem Tag, sie werden aus den Sorgen der Vergangenheit und aus den Ãngsten der Zukunft zusammengeschnürt. Bevor sie uns den Rücken brechen, sollten wir sie in Ruhestunden und im heilsamen Schlaf loslassen. Dann wird das Gestern zu einem Traum und das Morgen zur Vision.
Geschenk Gottes
Der heilige Mann war so tief im Gebet versunken, dass er zunächst nicht spürte, wie sich ein kleiner Hund auf den Rand seines Mantels legte und einschlief. Er atmete immer noch sanft und tief, als der Meister sich von seinem Gebet erheben wollte. Leise und
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