Adairas Erbe
Bitte, BITTE!“ Die Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie den Satz, immer wieder, wie eine Beschwörungsformel von sich gab.
Sie konnte später nicht sagen, wie lange sie und ihre Mutter an seiner Seite gesessen hatten und versucht haben, ihn wiederzubeleben. Irgendwann legte Broc seine Pfote sanft auf ihren Arm und schüttelte den Kopf.
„Es ist zu spät, Caya. Das Blutherz kann den Tod nur dann besiegen, wenn er noch nicht gewonnen hat.“
„Dann brauch ich das Scheißding auch nicht!“ brüllte Caya und warf es quer durchs Wohnzimmer. Sie warf sich über den Leichnam ihres Vaters und schluchzte bitterlich.
Catriona blickte apathisch ins Leere. Ihre Augen hatten jede Strahlkraft verloren. Sie stierte vor sich hin und schien nichts um sie herum mehr zu registrieren.
Broc schaute verzweifelt von einer zur anderen. Er ging in den Flur und durchsuchte Catrionas Handtasche nach ihrem Handy. Er durchsuchte das Adressbuch und war erleichtert, als er die gewünschte Nummer fand. Beim zweiten Klingeln hörte er ein fröhliches Hallo ?
„Komm bitte schnell Shania! Niall ist tot.“
Shania verschwendete keine Zeit mit Fragen. Fünf Minuten später bog sie, mit quietschenden Reifen um die Straßenecke. Broc stand in der geöffneten Haustür und wies ihr wortlos den Weg ins Wohnzimmer.
Beim Anblick, der sich ihr bot, krampfte sich ihr Herz zusammen. Sie ließ sich kraftlos auf den Fußboden sinken und streichelte Caya, die immer noch verzweifelt schluchzte, übers Haar.
„Broc? Wähl die fünf auf der Kurzwahlliste. Das ist die Notfalltaste für Daracha. Wenn die gewählt wird, wird ein Alarm im Bienenkorb ausgelöst, falls sie ihr Handy nicht griffbereit hat. Informiere sie bitte!“
Broc wollte gerade zum Handy greifen, als ein Aufschrei von Shania ihn herumwirbeln ließ.
„NEIN!“ Sie starrte entsetzt auf den Wohnzimmertisch. Fein säuberlich, zwischen Nialls Teetasse und der Gebäckschale lagen zwei, je etwa dreißig Zentimerer lange, Stücke Hanfseil, über die ein dolchartiges Messer gelegt war.
Bei Shanias Ausruf hob Caya den Kopf und folgte ihrem Blick. Mit ungläubigem Gesichtsausdruck registrierte sie das Zeichen der Krieger der Dämmerung .
Wie in Trance stand sie auf und betrachtete das Arrangement auf dem Wohnzimmertisch. Ihre Tränen versiegten und machten einem Gefühl ohnmächtiger Wut Platz. Sie streckte die Hand aus, um den Dolch zu fassen.
„Nein! Nicht anfassen! Darachas Labor wird alles a uf Spuren untersuchen. Wenn es a uch nur den kleinsten Hinweis auf den Täter gibt, werden sie ihn finden. Broc, hol schnell eine Gefriertüte.“
Broc sauste in die Küche und kam mit dem gewünschten wieder. Dann wählte er Darachas Notruftaste und setzte sie ins Bild.
Shania verstaute die Beweisstücke und brachte sie in Sicherheit. Sie führte Catriona auf die Couch, plazierte Caya daneben und verständigte den Hausarzt der Familie.
Niall wies keinerlei äußere Verletzungen auf.
Vermutlich hatte man ihm mit Wind magie die Lunge kollabieren lassen. Bei einer sorgfältigen Obduktion würde man vermutlich einige Ungereimtheiten feststellen, aber ein unbedarfter Hausarzt würde einen Herzinfarkt diagnostizieren und keinen Verdachtsmoment für eine ausführliche Untersuchung erkennen können. Es war wichtig, Niall, so schnell wie möglich in Darachas Obhut zu geben, damit sie eine gründliche Obduktion bei ihren Leuten veranlassen konnte.
Dr. Richards war seit zehn Jahren der Hausarzt der Cunninghams. Er war sehr betroffen, als er Niall untersuchte und zu Shanias Erleichterung, einen Herzinfarkt diagnostizierte. Er stellte den Totenschein aus und verabreichte Catriona, die noch immer nicht aus ihrem apathischen Schockzustand erwacht war, eine Beruhigungsspritze.
Das Bestattungsunternehmen, das von Daracha beauftragt war, kam unmittelbar nachdem Dr. Richards das Haus verlassen hatte und begann Nialls Leiche in den Transportsarg zu legen.
Das war der Moment, in dem Catriona aus ihrer Trance zu erwachen schien.
„Nein! Niall möchte nicht zu den O´Reillys. Er hat sich dort nie wohl gefühlt. Nicht wahr Liebling? Du möchtest hier bei mir bleiben?“ Ihr Gesicht nahm einen sanften Ausdruck an und sie ging zu dem offenen Sarg und streichelte Niall über die Wange.
„Wir werden hier bleiben, Schatz und uns später, wenn es aufgehört hat zu regnen, zusammen in den Garten setzen und den Sonnenuntergang bewundern.“ Sie lächelte ihn
Weitere Kostenlose Bücher