Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

»Hier!«
    Sofort richtete Sagan den Schein der Lampe in die Richtung, in der er den Rufer vermutete.
    Isha und ihre Begleiter waren jetzt deutlich auszumachen. Ihre Oberkörper ragten aus dem Wasser, und zwar direkt vor der metallenen Bordwand. Das Licht der Lampe spiegelte sich in ihren weit aufgerissenen Augen. Isha und ihre Begleiter ­waren jetzt in etwa zehn Meter Entfernung deutlich zu sehen.
    »Könnt ihr euch bewegen?«, fragte Kapitän Sagan.
    »Nein!«, antwortete Isha. »Die Biester sondern irgendein Zeug ab. Wir kleben an der Wand fest.«
    »Keine Sorge, wir holen euch da raus.«
    »Das geht nicht!«, erwiderte einer der Männer. Der zweite Taucher bewegte sich nicht. Er schien bewusstlos zu sein.
    »Warum nicht?«
    »Die Biester sind irgendwo in der Nähe!«, rief Isha. »Sie werden jeden angreifen, der sich ins Wasser wagt!«
    »Es stimmt«, sagte Virginia Zimunga. »Sie sind hier unten. Mindestens vier. Gerade zurückgekehrt.«
    Erschrocken starrte Adam aufs Wasser, das sich tatsächlich leicht kräuselte, begleitet von einer kaum wahrnehmbaren ­Bewegung unter der Oberfläche.
    »Warum haben sie die Taucher hierher gebracht und nicht sofort getötet?«, fragte Shawi.
    »Nicht nur wir Menschen legen Vorratskammern an«, erwiderte die Zauberin. »Lebend bleiben sie außerdem länger frisch.«
    Ein schwarzer Körper durchstieß kurz die Wasseroberfläche. Der Marinesoldat hob sein Gewehr.
    »Nicht schießen!«, warnte Virginia Zimunga. »Das würde sie garantiert reizen. Wir können ohnehin nicht alle treffen.«
    Widerwillig senkte der Mann den Lauf.
    »Können Sie nicht irgendetwas tun?«, fragte Adam die ­Zauberin. »In Harare … in der U-Bahn … da konnten Sie die Parasiten doch einen Moment lang zurückhalten.«
    »Bei den Parasiten hat das nur ein paar Sekunden lang geklappt, weil ich diese Spezies nicht kenne. Hier wäre es genauso. Außerdem waren die Parasiten durch deine Anwesenheit verwirrt, Adam.«
    »Dann greifen diese Viecher mich vielleicht auch nicht an.« Adam stieg eine weitere Stufe hinab. Nur noch zwei Stufen trennten ihn vom Wasser.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das hier funktioniert.« Die Zauberin hielt ihn am Arm fest. »Überhaupt nicht.«
    Kapitän Sagan wandte sich zu ihnen um. »Ich verstehe zwar nicht, was Sie da reden. Aber wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, die Biester zurückzuhalten, sollten Sie es tun, Mrs Zi­munga. Sofort!«
    »Gut!« Die Zauberin streckte beide Arme aus. »Aber ich kann für nichts garantieren.« Sie schloss die Augen und murmelte leise einige Worte, deren Bedeutung Adam nicht kannte.
    Im Wasser plätscherte es leise. Es war so klar, dass man einige kleinere Kreaturen unter der Oberfläche schemenhaft erkennen konnte. Ihre Körper glichen denen der schlangen­artigen Muränen.
    »Sie sind verschwunden«, stellte Kapitän Sagan fest.
    »Ich konnte sie erschrecken«, sagte Virginia Zimunga. »Sie haben sich zurückgezogen. Aber ein zweites Mal werden sie nicht auf mich hereinfallen.«
    Sagan drückte Shawi die Lampe in die Hand und stieg die überfluteten Stufen hinab. Bald reichte ihm das Wasser bis zur Brust. Der Soldat legte sein Gewehr ab und folgte ihm.
    Adam überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass es schneller gehen würde, wenn er den beiden Männern half. ­Virginia Zimunga wollte ihn festhalten, aber da war er schon im Wasser.
    Der Boden unter seinen Schuhen war glatt. Bei den ersten Schritten rutschte er aus. Sein Kopf geriet kurz unter die Oberfläche. Vorsichtig tastete er sich weiter.
    Kapitän Sagan und sein Begleiter zerrten gemeinsam an der Taucherin. Das Sekret, dass die Wasserlebewesen abgesondert hatten, widerstand zunächst den Bemühungen der Männer. Dann waren die Arme frei.
    »Ich klebe noch an der Hüfte fest«, sagte Isha. »Ich werde versuchen, mir den Anzug auszuziehen.«
    »Machen Sie das!« Der Kapitän wandte sich dem Mann ­neben ihr zu.
    Adam erreichte den dritten Taucher. Der Mann hatte eine tiefe Wunde an der Stirn. Zuerst dachte Adam, der Taucher sei tot, aber dann bemerkte er, dass der Mann noch schwach atmete. Im Gegensatz zu den anderen Tauchern hatte er seine Ausrüstung verloren.
    Adam zog so vorsichtig es ging an dem Verletzten, doch der Bewusstlose rührte sich nicht. Kapitän Sagan kam hinzu und half ihm. Gemeinsam konnten sie beide Arme befreien, aber der Mann klebte immer noch mit dem Rücken seines Tauch­anzuges an der Wand des Frachtraums.
    »Wir holen ihn aus dem Anzug.« Sagan zückte ein