Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit
Die Torpedos reagieren auf Wärme«, erwiderte Sagan. »Maschinen stopp!«
Adam und Delani rannten aufs Deck. Sie hatten erst die halbe Strecke bis zum Bug des Schiffes geschafft, als die Torpedos ihr Ziel fanden. Zwei Fontänen, rot gefärbt vom Blut des Meeresriesen spritzten in die Höhe. Dunkle Fetzen, Stücke aus dem Leib des Ungeheuers, wirbelten durch die Luft. Doch es hielt weiterhin Kurs auf die Amatola. Über Adams Kopf entließ der Raketenwerfer zischend eine Salve. Das schwere Buggeschütz begann zu feuern.
Im Donnerhall der Waffen vernahm Adam plötzlich ein dumpfes Dröhnen. Er konnte es nicht nur akustisch wahrnehmen, es breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Das Dröhnen schwoll an. Übertönte jetzt sogar das Buggeschütz. Adam wusste, das war die Stimme des Meeresriesen. Sie wurde schwächer, und jeder an Bord konnte spüren, dass die Kräfte des Angreifers versiegten. Die Geschwindigkeit seines Angriffs verlangsamte sich, aber noch immer steuerte das Ungeheuer auf die Amatola zu.
Kapitän Sagan legte es jedoch darauf an, frontal mit dem gepanzerten Bug auf den sterbenden Giganten zu treffen.
Schon im nächsten Moment prallten Schiff und Angreifer aufeinander. Metall kreischte, als wäre die Amatola mit einem Mal zu eigenem Leben erwacht.
***
Der Aufprall hatte den Bug des Schiffes mehrere Meter aus dem Meer gehoben. Die Amatola hatte knirschend standgehalten. Das Meer schäumte blutrot, während der Körper des Angreifers auf die Insel aus Ranken zutrieb. Er war so groß, dass es Adam nicht gelang, sich ein Bild vom Aussehen des Lebewesens zu machen. Auf einmal entdeckte er wild zuckende Leiber im Wasser. Immer wieder stießen sie zu und rissen Fleischbrocken aus dem Riesen.
»Das Biest wird vom eigenen Nachwuchs gefressen.« Adam wandte sich angeekelt ab.
Delani starrte benommen aufs Meer hinaus. »Glaubst du, wir können es schaffen?«, fragte er leise.
Einen Moment herrschte Schweigen. Die Worte hingen über den Jungen in der Luft.
Vom Bug drang Hämmern und das Geräusch einer Metallsäge. Die Männer riefen sich Kommandos zu. Es hatte ein paar Beschädigungen gegeben, und diese mussten so schnell wie möglich provisorisch behoben werden, da Virginia vor einer heranziehenden Sturmfront gewarnt hatte. Es blieb nur wenig Zeit.
»Wir werden und müssen es schaffen, Delani.« Adam legte die Hand auf Delanis Schulter. Normalerweise ließ er körperliche Nähe eher widerwillig zu. Tante Vanessa bildete die einzige Ausnahme. Delani war da ganz anders. Zu seiner offenen und mitteilsamen Art gehörte es einfach, die Menschen anzufassen. Ein gut gemeinter Schubs, ein Klopfen auf den Rücken.
Adam sah seinen Freund fragend an. »Erinnerst du dich daran, wie du mich auf dem Rückflug vom Ausbildungslager in der Kalahari-Wüste gefragt hast, ob ich Angst habe?«
»Ja.« Delani nickte ganz langsam und konnte nicht den Blick von dem toten Meeresriesen lassen. »Wir hatten Angst, und wir haben es zugegeben. Aber es war die Angst vor etwas, das wir kannten. Verbrecher, Aufstände, Gewalt.« Er deutete auf den Kadaver. »Aber was ist das da? Ich frage mich, was noch alles auf uns zukommt. Mir kommt es so vor, als würde sich die Welt von uns abwenden. Als würde sie uns zurufen: Eure Zeit ist abgelaufen!« Er fuhr herum und sah Adam direkt an. Seine Augen waren ganz groß. »Ich habe einen Kerl gesehen, der sich unsichtbar machen kann. Das war kein Mensch! Das schwöre ich!«
Adam suchte nach Worten. Nach irgendetwas, das ihn und seinen Freund aufmuntern konnte. »Quinton sagt, dass das Gute existiert. Es wird ein Gegengewicht zum Bösen erschaffen.«
»Aber dieser Quinton ist nicht hier«, erwiderte Delani trocken.
Henri Dannerup watschelte an ihnen vorüber. »Alles klar, Jungs?« Er stutzte, hielt an und schob den Kopf so vor, dass er ein wenig aussah wie eine Schildkröte. »Es gibt keinen Grund, so verdrießlich auszusehen. Alles wird gut. Großes Ehrenwort!« Er kramte zwei Dairy-Milk-Schokoriegel aus seiner Jacke und drückte sie Adam und Delani in die Hände. Dann zog er eine Grimasse und bewegte sich mit seinem leicht schwankenden Gang zum Reparaturtrupp am Bug.
»Na, der hat sich ja prächtig erholt«, meinte Delani und hielt dann den Schokoriegel prüfend auf Augenhöhe. »Ich dachte, das Zeug gibt es nicht mehr.«
»Schmeckt auch schon ein wenig muffig«, erwiderte Adam und fand, während er Henri Dannerup nachsah, dass der dicke Mann jetzt tatsächlich wie eine
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