Adam - Die letzte Chance der Menschheit: Band 1 (German Edition)
gewirbelt.
»Rückzug!«, rief Virginia Zimunga.
Jetzt schob sich die Masse der Parasiten langsam vorwärts. Zögernd. Zentimeter um Zentimeter.
Nkala hob erneut sein Gewehr. »Nicht schießen!«, bellte Sergeant Lakota. »Wir könnten die Menschen treffen. Alle zurück zum Ausgang! Sofort!«
Adam starrte gebannt auf die Flut bedrohlich vorrückender Kreaturen. Seine Begleiter zogen sich eilig zurück. Nur die Zauberin stand noch zwischen ihm und den Angreifern.
»Was ist mit Ihnen?«, rief Adam ihr zu. »Wir müssen verschwinden!«
Die Frau sagte etwas so Absurdes, dass er glaubte, sich verhört zu haben.
»Komm zu mir«, verlangte Virginia Zimunga.
»Was soll ich?«
»Adam! Du kannst mir vertrauen.«
Er zögerte. Die Zauberin hatte ihm an Bord der Kwa Zulu wahrscheinlich das Leben gerettet. Er konnte sie jetzt unmöglich im Stich lassen. Ohne die Parasiten aus den Augen zu lassen, tastete er sich vorwärts.
»Stell dich direkt neben mich«, sagte Virginia Zimunga, ohne ihn anzusehen.
Eigentlich wollte er nur davonlaufen. Zu schrecklich war der Anblick der Angreifer. Sie starrten ihn aus lidlosen, schwarzen Augen an. Aber selbst wenn er es gewollt hätte: Er wäre nicht imstande gewesen, sich Virginia Zimungas Befehl zu widersetzen. Fast schien es, als setzte sie auch hierbei noch ganz spezielle Kräfte ein.
»Geh jetzt langsam auf sie zu, Adam!«
Das Licht der Magnesiumfackel wurde langsam schwächer.
Adam wagte den ersten Schritt. Dann den zweiten. Er wusste, dass es verrückt war, und konnte doch nicht anders. Er spazierte direkt in den Tod.
Mit einem Mal geschah das Unglaubliche. Die Meute stoppte. Als er vorsichtig, um nicht auf einen der Bewusstlosen zu treten, einen weiteren Schritt riskierte, wichen die Kreaturen zurück.
»Das reicht!«, sagte Virginia Zimunga. »Wir gehen zu den anderen.«
»Was geschieht hier?«, fragte Adam.
»Nicht jetzt.« Die Fackel erlosch. »Wir reden später.«
Es blieb ihnen nur noch das Licht von Adams Öllampe.
»Halten Sie die Lampe«, bat er Virginia Zimunga.
»Was hast du vor?«
Er ging in die Knie und ergriff ein kleines Mädchen. Es war federleicht.
»Auch wenn es die Einzige ist, die wir retten können. Ich muss es tun.«
Virginia Zimunga berührte das Mädchen kurz. »Ja, sie ist die Richtige!«
Adam hatte keine Zeit, über die Bemerkung nachzudenken.
In die Meute vor ihnen kam Bewegung. Dutzende von Kieferklauen reckten sich ihm entgegen. Mit der Bewusstlosen in den Armen bewegte er sich rückwärts in Richtung Ausgang.
Die Kreaturen stießen ihr unheimliches Lachen aus, aber sie rührten sich nicht von der Stelle.
***
Als sie den Bahnsteig erreichten, wurden sie von Sergeant Lakota und dem Polizisten Nkala erwartet.
Adam übergab das Mädchen an Lakota.
»Ich hätte auch ein Kind retten können«, sagte Nkala. »Aber ich habe nur an mich gedacht.«
»Ihnen wäre es nicht möglich gewesen«, erwiderte Virginia Zimunga. »Die Biester hätten Sie nicht gelassen.«
Der Polizist sah sie verständnislos an und wollte gerade etwas erwidern, als aus dem U-Bahn-Schacht ein vielstimmiges Zischen, verzerrtes unmenschliches Lachen und das Trippeln zahlloser Kreaturen drang.
Adam drehte sich erschrocken um. »Sie wollen uns doch nicht entkommen lassen!«
Der Lärm kam schnell näher.
»Weg hier! Schnell!« Lakota legte sich das Mädchen über die Schulter und rannte los. Adam und Virginia Zimunga folgten ihm.
Als Adam im Laufen noch einmal zurückblickte, sah er, wie Nkala seine Lampe absetzte. Breitbeinig stand er am Bahnsteig und zielte mit dem Gewehr auf den Tunnel.
»Nkala!«, rief er. »Nkala! Nicht!«
Die Flut der Angreifer schoss in schwarzgrauen, fettig glänzenden Wellen aus dem Schacht.
Der Polizist gab eine Salve von Schüssen auf die Kreaturen ab. Zwischen ihnen bewegten sich die Spinnen als violette Schemen.
Die Horde überschwemmte jetzt den Bahnsteig. Nkala gab seinen letzten Schuss ab. Er stieß einen gellenden Schrei aus, als ihn die Verfolger erreichten.
Adam und seine Begleiter hatten erst die Hälfte des Weges nach oben erklommen.
»Wir schaffen es nicht!«, brüllte er. »Ich werde versuchen, sie noch einmal aufzuhalten!«
»Nein!« Virginia Zimunga gab ihm einen heftigen Stoß, der ihn weitertaumeln ließ.
Von oben stürmten ihnen plötzlich vier bewaffnete Männer in Uniformen entgegen.
»Kopf runter!«, brüllte einer der Soldaten.
Adam sah, wie der Mann eine Handgranate schleuderte, und warf sich zu
Weitere Kostenlose Bücher