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Admiral

Admiral

Titel: Admiral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Silbermünzen auf der Wasseroberfläche des Pools tanzen. Admiral lag unter dem Tisch und nagte an einem Kauknochen aus Büffelhaut. Sie fühlte sich gut, besser als gut, nippte an einem Bier und sah ihn ebenfalls an.
    Sie unterhielten sich über das Bier. »Tut mir leid, dass ich Ihnen nur Miller anbieten kann, aber was anderes haben wir nicht – oder vielmehr: haben die Strikers nicht.«
    »Miller High Life«, sagte er und hob die Flasche an den Mund. »Toller Name. High Life – wer hätte das nicht gern? Das gilt auch für Hunde. Auch für Admiral. Er hat ein schönes Leben, nicht?«
    »Ich dachte, Sie wollten vielleicht lieber ein deutsches Bier, so was wie Beck’s.«
    Er stellte die Flasche ab, nahm die Kamera und vollführte damit einen Schwenk über ihre Beine. »Genau genommen bin ich Schweizer«, sagte er. »Aber ich lebe jetzt hier. Und ich mag amerikanisches Bier. Ich mag alles Amerikanische.«
    Was er damit meinte, war nicht zu verkennen, und sie hätte das Kompliment gern erwidert, wusste aber buchstäblich nichts über die Schweiz, und so lächelte sie nur und prostete ihm mit ihrer Flasche zu.
    »Also«, sagte er, legte die Kamera in den Schoß und griff zu dem Notizblock, den er auf den Tisch gelegt hatte, als sie mit den Sandwiches gekommen war, »was mich am meisten interessiert, ist die Tatsache, dass Mr. und Mrs. Striker Sie für ihren Hund eingestellt haben. Das ist sehr ungewöhnlich, nicht?«
    Sie stimmte ihm zu.
    Er sah sie mit einem Lächeln an, in das sie sich am liebsten hätte hineinfallen lassen. »Darf ich fragen, wieviel sie Ihnen dafür bezahlen?«
    »Nein«, sagte sie, »dürfen Sie nicht.«
    Ein weiteres Lächeln. »Aber es ist … wie sagt man, es lohnt sich für Sie?«
    »Ich dachte, Sie wollten was über Admiral wissen«, sagte sie, und weil sie neugierig war, wie es sich auf ihrer Zunge anfühlte, fügte sie hinzu: »Erhard.«
    »O ja, ja – aber ich finde Sie ebenfalls interessant. Eigentlich interessanter als den Hund.« Wie auf ein Stichwort kroch Admiral unter dem Tisch hervor, hockte sich auf den Betonboden und produzierte einen gelben, glänzenden Scheißhaufen, den er kurz beschnüffelte und anschließend auffraß.
    »Böser Hund«, sagte sie automatisch.
    Erhard betrachtete Admiral kurz und richtete den Blick dann wieder auf sie. »Was halten Sie persönlich davon, ein Haustier zu klonen? Wissen Sie irgend etwas über das Verfahren, über die damit verbundene Tierquälerei?«
    »Ehrlich gesagt, Erhard, mache ich mir darüber nicht viele Gedanken. Ich weiß nicht, wie das abläuft. Es ist mir auch egal. Die Strikers lieben ihren Hund, das ist alles, und wenn sie ihn, ich weiß nicht, zurückholen wollen –«
    »Den Tod betrügen, meinen Sie.«
    Sie zuckte die Schultern. »Es ist ja ihr Geld.«
    Er beugte sich über den Tisch und sah sie an. »Ja, aber man muss soundsoviele Hündinnen künstlich dazu bringen, läufig zu werden, und dann muss man ihren Eierstöcken die Eier entnehmen. Das nennt man dann ›chirurgische Ernte‹, nur damit Sie eine Vorstellung haben, was das für die armen Tiere bedeutet.« Sie wollte etwas einwenden, doch er hob den Finger. »Und das ist noch gar nichts, wenn Sie erst an die Zahlen denken, um die es da geht. Haben Sie mal von Snuppy gehört?«
    Sie glaubte ihn nicht recht verstanden zu haben. »Snuppy? Was ist das?«
    »Ein Hund, der erste geklonte Hund der Welt. Das war vor zwei Jahren, in Korea. Für diesen Hund, diesen einen Hund – es war übrigens ein afghanischer Windhund, wie der hier – mussten im Labor aus Spenderzellen über tausend Embryos hergestellt werden. Die hat man dann hundertdreiundzwanzig Hündinnen eingesetzt, aber es sind nur drei Klone zur Welt gekommen, und zwei davon sind bald gestorben. Also: all diese Tierquälerei, all das Geld, und für was?« Er sah auf Admiral, auf sein langes, welliges Fell, die stumpfen Augen. »Dafür?«
    Ihr kam plötzlich ein Gedanke. »Sie sind gar kein Journalist, stimmt’s?«
    Er schüttelte langsam den Kopf, als könnte er das Gewicht kaum tragen.
    »Sie sind einer von diesen … diesen Tierfreaks, diesen Tierbefreiern oder so. Stimmt’s? Sind Sie doch, oder?« Mit einemmal hatte sie Angst, Angst um sich selbst, um Admiral, um die Strikers und Frankie und das ganze sorgfältig errichtete Gebäude aus Wollen und Bekommen, aus Angebot und Nachfrage und allem, was damit zusammenhing.
    »Und wissen Sie, warum man ausgerechnet afghanische Windhunde klont?« fuhr er fort, ohne auf

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