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Admiral

Admiral

Titel: Admiral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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beflügelt vom Scotch und der donnernden Absurdität dieses Augenblicks, in sich hineingegrinst, musste aber alles, was sie fühlte oder dachte, hinter einer unbewegten Maske verbergen. Sie würde sich nicht für vier Jahre verpflichten. Vier Jahre? Wenn sie in vier Jahren noch immer in diesem Scheißnest saß, würde sie sich eine Pistole kaufen und all ihre Probleme mit einem einzigen, sehr persönlichen Druck auf den Abzug beenden.
    Das dachte sie, als Gretchen sagte: »Wir zahlen Ihnen zwanzig Dollar die Stunde«, und ihr Mann fügte hinzu: »Mit Kranken- und Dentalversicherung.« Beide sahen sie so eindringlich an, dass sie den Blick auf ihr Glas senken musste, um ihre Stimme zu finden. »Fünfundzwanzig«, sagte sie.
    Und ach, wie sie ihren Hund liebten, denn sie zögerten keine Sekunde. »Dann also fünfundzwanzig«, sagte Mr. Striker, und Gretchen, auf deren Gesicht ein Siegerlächeln erblühte, zog den Vertrag aus der Mappe neben ihrem Ellbogen. »Unterschreiben Sie hier«, sagte sie.
    Als Gretchen in den Wagen gestiegen, durch das Tor gefahren und verschwunden war, streckte Nisha sich auf dem Rasen aus und wandte ihr Gesicht der Sonne zu. Sie genoss das Gefühl eines Déjà vu – oder nein, es war kein Déjà vu, sondern eine regelrechte Rückkehr in die Vergangenheit, als das Leben noch bloß ein Konstrukt gewesen war, als es nichts gegeben hatte, was sie nicht hätte tun oder sein können, und Gedanken über Kleidung, Jungen und hin und wieder irgendwelche Prüfungen das einzige gewesen waren, was sie beschwert hatte. Hier war sie nun, zurückversetzt in der Zeit, lag an einem sonnigen Junimorgen um Viertel nach acht auf dem Rasen und spielte mit einem Hundewelpen, während der Rest der Menschheit zur Arbeit ging – es war lachhaft, einfach lachhaft. Wie etwas, über das man in der Zeitung las – die Schrulle eines verrückten Millionärs. Oder, in diesem Fall, zweier verrückter Millionäre. Sie fühlte sich so gut, dass sie laut lachte, als der Hund auf sie zuraste und sich wie ein Knäuel aus Pfoten und rosiger, hechelnder Zunge auf sie stürzte, und er war tatsächlich Admiral, wie er leibte und lebte, erschaffen und geboren, wiederauferstanden für eine läppische Viertelmillion Dollar.
    Sie raufte lange mit ihm, warf ihn auf den Rücken, wenn er sie angriff, kraulte ihn am Bauch und redete in Babysprache mit ihm. Anfangs genoss sie die Neuigkeit der Situation, aber gegen Viertel nach acht begann sie sich zu langweilen und stand auf, um ins Haus zu gehen und etwas zu essen. Tun Sie, was Sie immer getan haben , hatte Gretchen gesagt, doch was hatte sie, besonders im Sommer, immer getan? Geschlafen und ferngesehen und ihre Freundinnen hereingeschmuggelt, um eine Flasche von Mr. Strikers vierzig Jahre altem Scotch an die jugendlichen Münder zu setzen und einander Gesichter zu schneiden, bis sie sich kichernd in die Sessel hatten sinken lassen. Zweimal täglich war sie mit dem Hund zum Hundepark gegangen und hatte zugesehen, wie er gepinkelt und geschissen hatte und mit den anderen Hunden herumgerannt war, bis ihm der Sabber an der Schnauze klebte und er zu ihr kam, um das Evian-Wasser zu trinken, auf das die Strikers bestanden. Jetzt aber wollte sie das Gewicht der Vergangenheit noch ein wenig spüren und ging, gefolgt von dem Hund, durch die Hintertür ins Haus, um sich ein Sandwich zu machen – die Strikers hatten immer Aufschnitt im Kühlschrank, Berge von Pastrami, Salami, geräucherter Putenbrust und Schweizer Käse, von dem jedesmal eine Scheibe an Admiral gegangen war, wenn er sein Geschäft, wie er es sollte, draußen erledigt oder die richtige Melodie gebellt oder auch nur den etwas dämlichen Kopf durch die Tür gesteckt hatte. Sie sah das Sandwich, das sie sich machen würde, vor sich – ein riesiger Berg Fleisch und Käse auf jüdischem Roggenbrot, sie hatten immer dieses jüdische Roggenbrot – und war schon halb am Kühlschrank, als ihr das Dienstmädchen einfiel.
    Sie saß am Küchentisch, in ihren Dienstmädchenklamotten, die Füße hochgelegt, vor sich die ausgebreitete Zeitung, und löffelte etwas aus einem Becher. Sie sah finster auf. »Bring bloß nicht dieses schmutzige Vieh hier rein«, sagte sie.
    Nisha schrak zusammen. Früher hatte es kein Dienstmädchen gegeben. Um vier war Mrs. Yamashita, die Köchin, gekommen, und bis dahin war niemand sonst im Haus gewesen, das hatte ja zum Teil den Reiz dieses Jobs ausgemacht. »Oh, hallo«, sagte sie, »ich wusste nicht, dass …

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