Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
Vom Netzwerk:
gehen solche Leute aus zum Essen und Tanzen; sie tragen dicke Pelze und ihre Taschen sind vollgestopft mit Geld«, verkündete Old Jonathon. »Kein Wunder, daß unser Land dem Ruin nahe ist.«
    Er war Fernsehfanatiker. Gemessen an dem letzten Programm, das er gesehen hatte, formte er seine Meinung über die >Außenwelt<.
    »Das stimmt nicht ganz«, wagte ich einzuwerfen, aber er war nicht mehr zu halten.
    »Nee, ich weiß noch ganz genau, als du und dein Frauchen« (bei dieser Anrede zuckte Shirley immer zusammen) »durch diese Tür da das erste Mal gekommen seid. Ihr wart angezogen nach dem letzten Schrei, zwei richtige Grünhörner, unbedarft wie Bohnenstroh, aber ihr spracht davon, Bauern werden zu wollen. Ich wette, daß, falls du gewußt hättest, auf was du dich da einläßt, du auf der Stelle kehrt gemacht und das Weite gesucht hättest.«
    Griffs natürliches Mitempfinden mit anderen ließ ihn meine Partei ergreifen. »Nicht wahr, du bedauerst nichts, I Jacky?«
    Doch Old Jonathon war unerbittlich. »Falls das stimmt, muß wohl der Frost durch ein paar Ritzen in deinen Kopf gedrungen sein. Morgens um fünf Uhr aufstehen, um die j Kühe zu melken, Schweineställe auszumisten und bis zum Hintern in Schnee und Matsch! Er bedauert nichts! So blöd s kann man doch nicht sein!«
    »Laß ihn geh’n«, mischte sich sein Bruder Matthew ein, der in diesem kalten Wetter sehr unter seinem kranken Rücken litt. »Leute, hört doch auf, ihn zu piesaken. Mir ist ; nicht wohl dabei zumute. Was ist bloß mit euch los? Habt ihr keine anderen Sünden zu besprechen oder sind das ; Alterserscheinungen?«
    »Ich bring was zu trinken«, sagte ich und holte die Gläser.
    Wie immer war die >Schmiede< blitzsauber. Ich konnte mich nie genug darüber wundern, wie gut Griff und seine freundliche Frau sie in Schuß hatten. Auch bei dem fürchterlichsten Wetter war auf dem rotgekachelten Fußboden kaum eine Spur von den schweren Arbeitsstiefeln, die darauf rumtrampelten, zu sehen. Die Messingbeschläge für Pferde und die kupfernen Schmucksachen, die oben auf dem Kaminsims standen oder an hölzernen Haken an den rauhen, weißgetünchten Wänden hingen, sahen immer frisch poliert aus, wenn sie den Schein des Kaminfeuers widerspiegelten. Man fühlte sich so heimelig wie in Omas Stübchen: Man hatte die tröstliche Gewißheit, daß man immer willkommen war, egal wer man war, was man verlangte, ob man seine Füße abtrat oder nicht.
    Vor langer Zeit war die >Schmiede< eine richtige Schmiede gewesen, die die ganze Umgebung versorgt hatte. Die schwer stampfenden Arbeitspferde der Bauern waren hierhergeführt worden. Und während diese neu beschlagen wurden, tranken ihre Besitzer ein paar Krüge voll von dem starken, dunklen, süßlichen Bier, das der Schmied in einem anderen Teil des langgestreckten, niedrigen Gebäudes braute. Das Getränk war ziemlich mächtig in seiner Wirkung, und so mancher Mann, der sein Stehvermögen überschätzt hatte, war anschließend auf einen breiten Rücken gehoben worden. Mit einem kräftigen Schlag auf den Pferdehintern wurde dann das Pferd in Bewegung gesetzt, das seinen Weg nach Haus allein fand.
    Heutzutage hatte man die Arbeitspferde durch Traktoren ersetzt. Auf dem Vorhof standen Zapfsäulen für Benzin und Diesel. In dem Cafe-Restaurant wurden kleine Gerichte für kurz einkehrende motorisierte Gäste gekocht; eine große Tiefkühltruhe enthielt Eiscreme und ähnliche Schleckereien für die einheimischen Kinder sowie Fertigmahlzeiten für schwerbeschäftigte Bauersfrauen. Man konnte zwar nicht erklären warum, aber trotz alledem blieb die >Schmiede< eine echte Bauernschenke.
    Das zeigte sich besonders an den Tagen, wenn Rindermarkt war auf dem kleinen hügeligen Platz gegenüber der Straße. Für gewöhnlich war dann dieser Ort gedrängt voll mit schlau blickenden Händlern und Bauern von den reicheren Höfen aus dem tiefer gelegenen Land. Sie waren auf der Suche nach kräftigen Jungtieren, die entweder in der direkten Umgebung der Gastwirtschaft großgezogen oder, besser noch, von weit entfernt liegenden Höfen heruntergebracht worden waren, die hoch oben an den Hängen des spitzen Berges lagen, der nicht nur unsere eigene kleine Farm dominierte sondern die gesamte Umgebung.
    An solchen Tagen mußten Griff, seine Frau und andere Helfer aus der Familie fest anpacken, um dem großen Durst nach Bier gerecht werden zu können. Das leckere Gebräu sollte rauhe Kehlen und aufgebrachte Gemüter, strapaziert von

Weitere Kostenlose Bücher