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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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Prolog
    Rennes-le-Chateau, Garten der Villa Bethania
    4. Januar 1917, früher Abend
     
    Marie fröstelte.
    Es war bereits dunkel geworden. Im Garten der Villa Bethania wartete sie auf zwei unbekannte Besucher, die sich für diesen kalten Januarabend angekündigt hatten.

    Vor wenigen Stunden erst hatte sie eine Botschaft der Bruderschaft erhalten, die der Abbé immer als die »Bewahrer des Lichts« bezeichnet hatte. Zum ersten Mal, solange sie denken konnte, wollten die Gralshüter aber nicht Saunière sprechen, sondern sie, Marie Dénarnaud, seine Haushälterin. Weshalb, das hatten sie ihr nicht mitgeteilt. Nur, dass sie heute Abend alles erfahren werde. Und, dass sie dem Priester kein Sterbenswörtchen von dem Treffen erzählen dürfe.
    Normalerweise wäre ihr das nicht leichtgefallen, denn obwohl sich der Abbé in den letzten Jahren sehr verändert hatte – er war kleinlich, kalt und berechnend geworden und hatte seine liebevolle, mitfühlende Art der früheren Jahre verloren –, war er noch immer der Mann, den sie am meisten achtete und respektierte. Manche hätten sogar von Liebe gesprochen. Doch Marie wusste, dass eine Beziehung zwischen ihr und Saunière niemals möglich wäre – allein die Kirche hätte sie verboten.
    Im Arbeitszimmer des Priesters brannte noch Licht. Saunière lief unruhig auf und ab. Maries Blick folgte seinem Schatten, der sich im Licht der Lampe auf die geschlossenen Vorhänge zeichnete.
    Ob er bemerkt hatte, dass sie nicht mehr im Haus war? Zumindest im Moment schien nichts darauf hinzuweisen. Wahrscheinlich war es nur das schlechte Gewissen, das sie plagte.
    Sie fühlte sich beschämt. Schließlich hatte sie Saunière noch nie zuvor etwas verheimlicht.
    Eine andere Wahl war ihr aber nicht geblieben, denn die Bitte der »Bewahrer des Lichts« war im Grunde genommen ein unmissverständlicher Befehl gewesen, dem sie sich nicht widersetzen durfte.
    »Sie sind Madame Dénarnaud?«, holte sie plötzlich eine väterlich klingende Stimme aus ihren Gedanken zurück in die kühle Realität des Winterabends.
    Marie drehte sich um. Direkt vor ihr stand offenbar einer der beiden Fremden, die sie erwartete.
    Sein Begleiter verharrte einige Meter weiter dahinter – in der Nähe der Straßenlaterne vor dem Pfarrgarten.
    Die beiden Besucher trugen dunkle Umhänge und schwarze Zylinder. Rein äußerlich unterschieden sie sich kaum. Der Mann, der sich vor ihr aufgebaut hatte, war um die 40 Jahre und hatte eine leicht untersetzte Statur. Er trug einen kleinen Schnauzer.
    »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind«, begrüßte er Marie mit warmem Händedruck. Seine Stimme klang freundlich und fordernd zugleich.
    Marie fühlte sich unsicher, weil sie weder die nächtlichen Gäste noch den genauen Grund ihres Besuches kannte.
    »Wir müssen mit Ihnen sprechen, Madame! Es handelt sich um eine Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit. Eine Angelegenheit, bei der nur Sie uns helfen können.«
    »Wer sind Sie?«, fragte Marie.
    »Unsere Namen tun nichts zur Sache«, erwiderte der Mann. »Wir sind die ›Bewahrer des Lichts‹. Mehr müssen Sie nicht wissen.«
    Marie nickte. »Ich verstehe! Und was kann ich für Sie tun?«
    Der Mann griff sanft nach ihrem Arm und führte Marie vor Abbé Saunières Villa Bethania, direkt neben das mächtige Eingangsportal. Über ihnen breitete die Christus-Statue, die Saunière unterhalb des Daches hatte anbringen lassen, schützend ihre Arme aus.
    Auf dem Weg dorthin hatte Marie nochmals zum Arbeitszimmer des Priesters hinaufgesehen. Dieser schien sich inzwischen an seinen Schreibtisch gesetzt zu haben.
    Der Schnauzbärtige drehte sich Marie zu. Sein Blick wirkte traurig und entschlossen zugleich.
    Im sanften Licht des Mondes, das nun direkt auf sein Gesicht fiel, bemerkte sie eine tiefe Narbe, die sich gut drei Zentimeter über die rechte Wange erstreckte.
    Der Mann musterte Marie aufmerksam.
    »Sie haben dem Abbé nichts von unserem Treffen erzählt?«, erkundigte er sich höflich.
    »Es war mir nicht gestattet«, sagte sie ehrfürchtig.
    »Das ist nicht die Antwort auf meine Frage«, hakte er freundlich, aber bestimmt nach. »Haben Sie es ihm gesagt?«
    »Nein!«, versicherte Marie wahrheitsgemäß. »Das habe ich nicht.« Der Begleiter des Mannes drehte sich unruhig um, als habe er Angst, entdeckt zu werden. Das war Marie schon zuvor aufgefallen.
    Nur: durch wen? Zu dieser Jahreszeit und bei den kalten Temperaturen war die Wahrscheinlichkeit, abends auf einen der wenigen

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