Aerzte zum Verlieben Band 47
geschworen, sich so etwas nie wieder anzutun. „Du hattest doch auch deine Zweifel. Denk an den Tag, als wir über deinen Mietvertrag sprachen und ich die Faust ballte. Ich habe dein entsetztes Gesicht gesehen – du hattest Angst, dass ich dich schlage. Also hast du geglaubt, es ist etwas dran an den Gerüchten, dass ich Mel geschlagen habe.“
„Nein, ich war entsetzt über das, was ich zu dir gesagt hatte. Ich bin keine Erpresserin. Ich bin nicht Melissa.“
„Nein. Du müsstest schon schwanger sein und erwarten, dass ich dich heirate. Ich kann nicht glauben, dass du denkst, ich …“ Andrew stockte, als er ihr Gesicht sah. Sie wirkte plötzlich … schuldbewusst? Ängstlich?
Und da fiel der Groschen. Blitzartig wurde ihm klar, warum sie sich von der Lebensmittelvergiftung scheinbar noch immer nicht richtig erholt hatte.
Warum sie so nervös war.
Warum sie ihm aus dem Weg ging.
Sie war schwanger!
Alice ertrug es nicht länger, wie Andrew sie anstarrte. Diese Stille, die beredter war als alle Worte.
Sie gab Ben die Sporen.
„Nein!“ Andrew sprang vorwärts und packte die Zügel. „Was machst du da, Alice?“
Fliehen. Es tat so weh, dass er sie mit Melissa auf eine Stufe stellte, und sie wollte nichts mehr davon hören. Wieder drückte sie dem Hengst die Fersen in die Seiten. Ben versuchte zu gehorchen, aber Andrew hielt die Zügel fest in der Hand.
„Du kannst nicht gehen, Alice“, sagte er, und es klang tatsächlich verzweifelt. „Bitte, Alice, bleib hier. Ich liebe dich.“
Drei kleine Worte, die von einer Sekunde zur anderen alles änderten.
Sie zerrte an den Zügeln. Ben, nun völlig verwirrt, blieb wie angewurzelt stehen und schwenkte den Kopf in ihre Richtung. Die ruckartige Bewegung riss Andrew die Zügel aus der Hand, und er verlor das Gleichgewicht. Und weil Ben seinen Kopf in eine Richtung gewandt hatte, schwang sein mächtiger Rumpf in die andere. Dorthin, wo Andrew war.
Vor Schrecken wie versteinert musste Alice zusehen, wie Andrew vergeblich mit den Armen ruderte, um den Sturz zu verhindern, dann hinfiel und mit dem Kopf gegen die steinerne Tränke schlug.
Und dann lag er am Boden und rührte sich nicht mehr.
10. KAPITEL
Andrew lag zusammengekrümmt am Boden. Wie tot.
Mit einem Aufschrei schwang Alice sich vom Pferd und versuchte, es wegzuschieben. „Beweg dich, Ben, aus dem Weg! Oh, Gott, was haben wir getan!“
Sie sank neben Andrew auf die Knie und beugte sich über ihn.
Atmete er?
Ja!
„Andrew, kannst du mich hören? Kannst du die Augen öffnen?“
Sein Gesicht zeigte keine Reaktion. Mit bebenden Fingern fühlte sie am Hals nach seinem Puls. Mit der anderen Hand umfasste sie vorsichtig seinen Kopf und spürte warmes, klebriges Blut.
Sie schluchzte auf. So behutsam wie möglich untersuchte sie seinen Kopf, ohne ihn zu bewegen. Wenn er so hart aufgeschlagen war, dass er bewusstlos wurde, hatte er vielleicht die Halswirbel verletzt. Jetzt nur keine falschen Bewegungen, sonst konnte er für immer gelähmt sein. Oder noch schlimmer … sterben. Aber er atmete, und sein Puls war stark und regelmäßig. Es bestand also vorerst keine Notwendigkeit, ihn zu bewegen.
Er lag sogar in der idealen stabilen Seitenlage. Alice schob die Finger in sein Haar, um nach weichen Stellen zu suchen, die auf einen Schädelbruch hinwiesen. Sie fand nichts außer der Wunde, aus der er blutete, und drückte mit der Handfläche darauf, um die Blutung zu stoppen.
Mit der anderen Hand streichelte sie sein Gesicht und, sehr sanft, seine geschlossenen Augenlider.
Er liebte sie.
Er durfte nicht sterben. Spürte er nicht, dass sie nicht weiterleben wollte, wenn er nicht mehr bei ihr war? „Es tut mir leid“, flüsterte sie. Erst jetzt wurde ihr klar, wie sehr Andrew ihr vertraut hatte. Nach all den schrecklichen Erfahrungen mit Melissa hatte er trotzdem eine neue Beziehung gewagt. Mit ihr. Und was tat sie? Sie warf ihm alles vor die Füße, nur aus verletztem Stolz heraus. „Es tut mir so schrecklich leid.“
Er war mit Emmy hierhergekommen, um ein neues Leben zu beginnen und die traurige Vergangenheit zu vergessen. Hätte er von Melissa erzählt, hätte sie alles wissen wollen.
Nun wusste sie alles und wünschte sich nicht mehr, als die ganze Geschichte hinter sich lassen und neu beginnen zu können.
„Bitte …“, schluchzte sie und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Bitte gib uns eine Chance. „Du musst wieder gesund werden, Andrew. Ich liebe dich auch. Ich liebe dich so
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