Aerzte zum Verlieben Band 47
stecken, mal ein feminines Kleid zu wählen. Er hatte als Freund gehandelt.
Aber die Erinnerung an den Geschmack ihrer Lippen, ihren weichen, weiblichen Körper an seinem – all das strafte sein Bemühen Lügen. Ein guter Freund küsste eine Frau nicht so, wie er Emily geküsst hatte!
Du kennst mich seit einem Jahr, Linton.
Was hatte er getan? In seinem Kopf setzte ein schmerzhaftes Pochen ein, und Linton massierte sich den Nacken, während er nachdachte.
Sie hat recht. Er hatte sie als Krankenschwester geachtet, als gute Kollegin. Letzte Nacht aber hatte er nur ihren hinreißenden Körper gesehen, obwohl er wusste, dass sie immer noch unter dem rohen Verhalten ihres Exfreundes litt.
Du Dummkopf!
Linton dachte daran, wie kühl und distanziert sich Emily heute Morgen verhalten hatte. Und ihm wurde klar, wie sehr ihm ihre Freundschaft jetzt schon fehlte.
Wütend schob er die Hände in die Hosentaschen. Er hatte alles verdorben, weil er Freundschaft zu einer Frau nicht kannte. Er wusste, wie man eine Frau betörte und sie verführte, mehr nicht.
Du bist ja so oberflächlich.
Plötzlich wurde ihm eines klar: Er wollte Emilys Freundschaft zurückgewinnen. Er vermisste ihr Necken und das gemeinsame Lachen.
Ja, er würde ihr zeigen, dass er nicht so oberflächlich war, wie sie dachte.
7. KAPITEL
Ihr verschwammen die Seiten vor Augen, ihr Handgelenk schmerzte vom Schreiben. Die große, bauchige Teekanne war fast leer, und Emily konnte schon den Boden der Glasschüssel sehen, die heute Morgen noch voller Schokoladenlutscher gewesen war. Bis zum Beginn ihrer Campuswoche musste sie noch so viel Stoff bewältigen. Und der Termin rückte unaufhaltsam näher.
„Em, es ist fünf Uhr.“ Jim klopfte an, ehe er die Tür zum Farmbüro öffnete. „Ich finde, für heute hast du genug getan. Die Sonne geht schon unter, es ist Samstagabend, und der Lammbraten ist bald fertig. Hayden hat gerade angerufen. Er und Nadine kommen mit den Kindern rüber.“
„Danke, Dad. Ich decke gleich den Tisch.“
„Schon erledigt. Du kannst mir Gesellschaft leisten, während ich die Soße mache.“ Er lächelte väterlich.
„Okay, bin in fünf Minuten da.“
Während sie den Schreibtisch ihres Vaters aufräumte, summte sie fröhlich vor sich hin. Familienessen machten immer Spaß. Mark und sie waren die Einzigen, die immer noch zu Hause wohnten. Stuart und Eric teilten sich ein Junggesellenquartier unten beim Schafscherschuppen, und Hayden und seine Frau Nadine wohnten in einem Haus im nördlichen Teil der Farm, gut zwanzig Kilometer entfernt.
Es war Samstagabend, und Stuart und Eric waren zum Rugby-Spiel nach Warragurra gefahren. Emily rechnete nicht damit, dass sie beim Essen dabei sein würden. So konnte sie mehr Zeit mit Hayden und Nadine und ihren kleinen Neffen verbringen. Nach der letzten Woche hatte sie unbeschwerte Stunden mit ihrer Familie besonders nötig. Wenn es doch nur auf der Arbeit auch so unkompliziert liefe. Aber der Ball und vor allem der vergangene Sonntag hatte zwischen ihr und Linton alles verändert.
Sie seufzte leise. Noch immer machte sie sich Vorwürfe, dass sie sich am Ballabend so sehr hatte blenden lassen. Doch seit Linton sie am Sonntagmorgen mit seinen Blicken praktisch ausgezogen hatte, wusste sie, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war.
Linton war nicht besser als Nathan. Beide Männer hatten nur ihren Körper gesehen – der eine voller Verachtung, der andere voller Verlangen. Und Verlangen, das war ihr einfach zu wenig.
Sie würde nicht mehr an Linton denken, denn wenn sie es tat, pochte ihr Herz wie verrückt.
Emily knipste das Licht aus. Inzwischen war sie klüger geworden. Sie und die Männer, das passte nicht zusammen. Wichtig war jetzt, dass sie sich auf sich selbst konzentrierte, ihre Arbeit und ihren Master machte und die Nähe ihrer großen Familie genoss.
Begleitet vom Muhen der Rinder und den lärmenden Rufen der Kakadus, die für die Nacht in ihre Schlafbäume einfielen, durchquerte sie den Garten. Zwei Kängurus hüpften am nahen Zaun entlang, auf dem Weg zu den schützenden Bäumen unten am Fluss. Über ihr am samtblauen Himmel funkelte der Abendstern.
Gerade als sie das Haus erreichte, fuhr ein Geländewagen vor. Ein kleiner blonder Junge sprang heraus und rannte auf sie zu. „Emily!“
„Tyler!“ Sie hob ihn hoch und schwang ihn übermütig im Kreis herum.
Tyler quietschte laut vor Vergnügen.
„Hallo, Schwester, gut siehst du aus.“ Hayden gab ihr einen Kuss auf
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