Aerzte zum Verlieben Band 47
allen einen Gefallen tat.
Arroganter Kerl!
Über ihr funkelten die Sterne am samtenen Nachthimmel, die Luft war frisch und sauber. Tori atmete tief durch. Drinnen hatte sie das Gefühl gehabt, als wäre alles verqualmt, dabei hatte niemand geraucht. Aber den Brandgeruch des Buschfeuers, das sich von Hügel zu Hügel gefressen hatte, würde sie nie ganz vergessen. Es hatte ihr Leben dramatisch verändert, und sie hatte sich davon noch längst nicht erholt. Da konnte ihre Freundin sagen, was sie wollte.
Barb hatte sie mehr oder weniger angefleht, heute Abend herzukommen. „Wir brauchen unbedingt noch eine Frau, Tori, sonst ist ein Mann überzählig. Es macht bestimmt Spaß. Komm schon, versuch es wenigstens.“
Gut, das hatte sie getan. Allerdings, ohne sich übermäßig Mühe zu geben, wie sie sich eingestand. Sie sah an sich hinunter auf den praktischen, aber wenig schmeichelhaften Rock. Du lebst schon zu lange mit Altkleiderspenden, dachte sie.
Tori oder förmlicher Dr. med. vet. Victoria Nicholls hatte es finanziell nicht nötig, sich aus Kleidersammlungen zu versorgen. Aber die Hilfsbereitschaft der australischen Bevölkerung war immens. Im Gemeindehaus stapelten sich die Kleiderspenden für die vom Feuer betroffenen Einwohner, und für Tori war es einfacher, sich dort zu bedienen, als ihre kostbare Zeit mit Shoppen zu verbringen.
Wann hatte sie das letzte Mal einen Einkaufsbummel gemacht? Nicht mehr, seit …
Denk nicht daran.
Aber vielleicht sollte sie die Gedanken zulassen. Vielleicht gehörte es dazu, um wieder Frieden zu finden. Nein, sie war seit dem Feuer nicht mehr shoppen gewesen. Sie hatte seitdem auch kein Date gehabt. Eine Weile vorher schon nicht, aber da hatte sie ja Luke gehabt. Jetzt bekam sie Magenschmerzen, wenn sie nur an ihn dachte.
Oh, sie war so unglaublich, unverzeihlich dumm gewesen. Sie hatte einen einzigen schrecklichen Fehler gemacht und dadurch alles verloren, was sie liebte. Das Risiko wollte sie nie mehr eingehen.
Doch wie sagte Barb immer? „Sieh nach vorn, Tori, du musst wieder vertrauen lernen. Es gibt nicht nur Schurken auf dieser Welt.“
Und Jake? Der hatte sich gelangweilt, das hatte sie ihm angesehen. Trotzdem war er irgendwie … interessant, und er löste etwas in ihr aus, das sie lange nicht empfunden hatte.
Ein großer, schlanker Mann, athletisch gebaut und kraftvoll. Unrasiert. Da hatte sie sich einen Rock und diese alberne Bluse angezogen, um dem Anlass einigermaßen gerecht zu werden, und er tauchte mit einem Bartschatten auf. Deutlicher konnte man seine Geringschätzung kaum ausdrücken. Allerdings musste sie zugeben, dass er damit wahnsinnig sexy aussah, zusammen mit dem dichten, leicht welligen schwarzen Haar und den tiefgründigen braunen Augen. Die Fältchen in seinem sonnengebräunten Gesicht verrieten, dass er normalerweise nicht so gelangweilt in die Gegend blickte. Normalerweise lächelte er.
Ärgerlich verscheuchte Tori die dummen Fantasien. Zehn Männer hatte sie an diesem Abend kennengelernt, alle desinteressiert oder uninteressant. Und der, der sie ein kleines bisschen interessiert hatte, war von allen der Unfreundlichste gewesen.
Ein folgenschwerer Fehler genügte. Falls sie in Zukunft wieder eine Beziehung eingehen würde, dann aus vernünftigen Erwägungen und nicht, weil ihre Hormone verrückt spielten. Was sie an Jake fand, hatte mit ihren Hormonen zu tun, und zwar entschieden zu viel.
Entschlossen stieg sie in ihren zerbeulten Wagen, fuhr vom Parkplatz und auf die Straße, die in die Berge führte. Ihr Ausflug hatte lange genug gedauert.
„Na, war eine für dich dabei?“
Jakes Verwalter und alter Freund aus Studententagen blickte der Blondine hinterher, die gerade mit schwingenden Hüften zu ihrem schicken kleinen Sportwagen stöckelte. Anscheinend hatte Rob seine Wahl getroffen. Für heute Abend bestimmt, vielleicht auch für länger.
Ganz im Gegensatz zu Jake. Eine feste Beziehung kam für ihn nicht infrage. Es war schon verrückt gewesen, bei diesem Speed-Dating einzuspringen. Die meisten Frauen heute Abend hatten Sternchen in den Augen gehabt. Sternchen, die wie Diamanten glitzerten … Diamanten auf einem Verlobungsring.
Das war nichts für ihn. So etwas hatte man ihm schon früh ausgetrieben.
Jake war von einer Mutter großgezogen worden, deren Lebensinhalt darin bestanden hatte, auf seinen australischen Vater zu schimpfen. Liebe bringt dich zum Weinen, das hatte sie ihm eingeimpft, seit er denken konnte.
Wahrscheinlich
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