Aerzte zum Verlieben Band 52
ich konnte es dir ansehen.“ Zärtlich verschränkte er seine Finger mit ihren. „Es ist nicht zu viel verlangt. Und wir haben Glück, Susan. Wir haben etwas ganz Besonderes geschenkt bekommen. Die Chance, eine Familie zu werden.“ Er wies auf die Leute um sich herum. „Ich sehe diese Familien und denke, so wird es bei uns auch mal sein.“
„Aber was ist …“ Sie brach ab.
„Dann werden wir auch das schaffen. Ich sage nicht, dass es leicht wird. Egal, ob unser Baby NF2 hat oder nicht, wir werden unsere Probleme haben, so wie alle Eltern. Aber wir werden sie lösen.“ Lächelnd sah er sie an. „Weil wir zusammen sind und uns gegenseitig unterstützen. Und nur damit du’s weißt: Ich habe schreckliche Angst, kein guter Vater zu sein. Das heißt, es wird Tage geben, da musst du mir Mut machen. Genauso wie ich auch dir Mut machen werde, dass man nicht perfekt zu sein braucht.“ Marco zuckte die Achseln. „Wir nehmen die Dinge so, wie sie kommen. Bisher hat das doch ganz gut geklappt, oder?“
„Ja“, gab Susan zu. Er hatte recht. Solange sie füreinander da waren, würden sie es schaffen.
Der erste Besuch bei Theo Petrakis beruhigte Susan ungemein.
„Ich hatte schon mehrere Mütter mit NF2. Ich will Sie nicht belügen und Ihnen erzählen, dass alles ganz problemfrei verlaufen wird. Sie sind selbst Ärztin und kennen Ihre Krankheit. Da Sie eine Risikoschwangerschaft haben, sollten Sie einmal pro Woche zu mir kommen, und wir müssen Ihren Blutdruck gut im Auge behalten. Aber ich denke, es besteht eine realistische Chance, dass Sie ein gesundes Baby bekommen und eine relativ normale Schwangerschaft erleben werden.“
Theo lächelte sie an. „Wenn Sie wollen, kann ich einen Kontakt zwischen Ihnen und einigen meiner betroffenen Mütter herstellen. Die Unterstützung von jemandem, der dasselbe durchgemacht hat, ist oft eine große Hilfe.“
„Danke, das wäre sehr nett“, antwortete Susan.
„Also, eins nach dem andern. Ich habe Sie zu einer Ultraschalldatierung angemeldet.“ Mit einem Blick zu Marco meinte Theo: „Ich hoffe, Sie haben Taschentücher dabei. Wenn nicht, sollten Sie sich noch schnell welche besorgen.“
Marco war verblüfft. „Wieso?“
„Sagen wir’s mal so: Obwohl ich schon Hunderte von Ultraschallbildern gesehen habe, sind mir die Tränen gekommen, als ich zum ersten Mal mein eigenes Baby auf dem Bildschirm gesehen habe. Es ist unbeschreiblich.“
Eine halbe Stunde und drei Gläser Wasser später wurden Susan und Marco in den Ultraschallraum gerufen. Während die medizinisch-technische Assistentin das Kontaktgel über Susans Unterleib verteilte und dann den Ultraschallkopf darüber gleiten ließ, hielt Susan Marcos Hand fest umklammert.
„Wir haben ein gutes Bild“, stellte sie fest.
Wie gebannt starrte Marco auf den Bildschirm und beobachtete den winzigen Fötus in Susans Gebärmutter, dessen kleines Herz so kräftig schlug.
Da brachen auch die letzten Mauern zusammen, die er um sein Herz errichtet hatte. Das war sein Kind. Sein Baby. Ein winziges Leben, das er und Susan zusammen erschaffen hatten. Ein kleines Wunder.
Ein solch intensiver Beschützerinstinkt stieg in Marco auf, dass es ihn fast erschreckte. Noch nie zuvor hatte er das Bedürfnis gehabt, sein Leben für jemand anderen zu opfern. Doch für dieses Baby würde er es tun.
„Marco, du tust mir weh“, sagte Susan da leise.
„Entschuldige.“ Rasch ließ er ihre Hand los. „Das ist …“ Er war einfach sprachlos.
Die Assistentin führte einige Messungen durch. „Sie sind in der achten Woche“, erklärte sie dann. „Sie bekommen also ein Valentinstag-Baby.“
Marco konnte sich nichts Schöneres vorstellen.
Er sah jedoch auch die widerstreitenden Gefühle in Susans Gesicht. Die ungeheure Sehnsucht und gleichzeitig diese große Angst. Nicht weil sie etwas gegen eine Behinderung gehabt hätte. Im Gegenteil, er hatte selbst schon miterlebt, wie liebevoll sie mit behinderten Kindern umging. Aber sie würde es sich immer zum Vorwurf machen, eine solche Behinderung weitergegeben zu haben.
Wie sollte er ihr nur zeigen, dass es keine Rolle spielte? Dass sie beide dieses Kind bedingungslos lieben würden und gemeinsam alle Probleme bewältigen konnten?
Vielleicht war es an der Zeit, dass er ihr die Wahrheit über Sienna erzählte, sich seinem eigenen Schatten stellte. Auch er war jahrelang nicht imstande gewesen, sich selbst zu verzeihen. Gut, es wäre möglich, wenn Susan die Wahrheit erfuhr, dass sie
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