Aerzte zum Verlieben Band 52
ihn dann nicht mehr um sich haben wollte. Aber er würde um sie kämpfen, denn sie war es wert.
Am Ende der Schicht wirkte Marco ernst.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Susan.
„Ich muss etwas mit dir besprechen.“
Furcht durchzuckte sie. Hatte er jetzt genug Zeit zum Nachdenken gehabt und beschlossen, dass die Komplikationen ihrer Schwangerschaft ihm doch zu viel waren?
„Klar“, erwiderte sie in einem möglichst neutralen Ton.
„Lass uns in den Park gehen und ein ruhiges Fleckchen suchen.“
Susans Unbehagen wuchs, während sie durch den Park gingen und sich schließlich auf eine Bank am Ufer des Sees setzten.
„Du warst ehrlich zu mir, was Craig angeht“, begann Marco. „Und ich möchte wegen Sienna auch dir gegenüber ehrlich sein.“
„Du brauchst mir nichts zu erzählen.“
„Doch, das will ich, denn es sollen keine Mauern mehr zwischen uns sein. Aber ich warne dich, es ist nicht schön.“ Er atmete tief durch. „Und wenn du danach deine Meinung über mich änderst, kann ich das verstehen.“
„Warum sollte ich das tun?“, meinte sie erstaunt.
„Weil es meine Schuld ist, dass Sienna gestorben ist.“
Susan nahm seine Hand. „Erzähl“, sagte sie sanft.
„Wir haben uns als Studenten kennengelernt. Es klingt wie ein Klischee, aber ich habe mich gleich am ersten Tag in sie verliebt. Oder zumindest war es das, was ein Achtzehnjähriger unter Liebe versteht. Wir haben zusammen studiert, zusammen gearbeitet, und wir wussten, dass wir zusammenbleiben wollten. Eine Woche nach unserem Examen haben wir geheiratet“, erzählte Marco.
Was ein Achtzehnjähriger unter Liebe versteht. Susan wusste, was er meinte. Sie war Craig mit zwanzig begegnet, und bei ihr war es dasselbe gewesen. Diese Leidenschaft, die Freude, die Hoffnung. Sie hatten mit der Hochzeit nicht einmal bis zu Susans Examen gewartet, weil sie geglaubt hatten, sie würden für immer zusammenbleiben. In guten wie in schlechten Tagen. Was für ein Witz.
Für Marco war es offenbar tatsächlich so gewesen: bis dass der Tod uns scheidet.
„Ich arbeitete in der Notfallabteilung, und Sienna war Kinderärztin“, fuhr er fort. „Wir dachten, wir hätten alle Zeit der Welt, um eine Familie zu gründen. Deshalb konzentrierten wir uns auf unseren Beruf. Dann sah sie eine Dokumentation über ein Notfallgebiet und bekam die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Sie sagte mir, dass sie einen Einsatz bei ‚Ärzte ohne Grenzen‘ machen wollte, um bedürftigen Menschen zu helfen. Mir gefiel die Idee. Schließlich war ich deshalb Arzt geworden, um anderen Menschen zu helfen. Wir planten also, ein Jahr bei ‚Ärzte ohne Grenzen‘ mitzuarbeiten, und dann nach Italien zurückzukommen und eine Familie zu gründen.“
Kein Wunder, dass Marco so distanziert auf Susans Frage reagiert hatte, ob er schon mal an einen Einsatz bei ‚Ärzte ohne Grenzen‘ gedacht hätte. Sie drückte seine Hand.
„Aber dann bekam ich eine Fortbildung angeboten“, erzählte er weiter. „Dadurch konnte ich mit einem der besten Notfall-Spezialisten in Italien zusammenarbeiten und eine Menge von ihm lernen. Daher dachte ich darüber nach, den Auslandseinsatz um ein halbes Jahr zu verschieben. Andererseits hatte Sienna sich schon so darauf gefreut, dass es mir egoistisch erschien, sie um einen Aufschub zu bitten.“
„Was hat sie dazu gesagt?“, fragte Susan.
„Sie merkte, wie sehr ich mir diese Fortbildung wünschte. Also schlossen wir einen Kompromiss. Ich sollte die Fortbildung machen, ein halbes Jahr in Rom bleiben und ihr dann folgen.“ Gequält schloss Marco die Augen. „Drei Monate, nachdem sie bei ‚Ärzte ohne Grenzen‘ angefangen hatte, gab es eine Sturzflut, bei der sie ums Leben kam.“
Wie tragisch. Sienna war gestorben, während sie versucht hatte, Menschen in einem Katastrophengebiet zu helfen. Susan streichelte Marcos Hand. „Das tut mir so leid.“
„Das Schlimmste daran ist, wenn ich dort gewesen wäre, wie ursprünglich geplant, dann wäre das nicht passiert. Stattdessen habe ich selbstsüchtig meine eigenen Interessen verfolgt.“
„Wie kommst du denn darauf? Marco, niemand kann eine Sturzflut aufhalten.“
„Aber ich hätte auf sie aufpassen können“, beharrte er. „Damit sie ihr Leben nicht aufs Spiel setzt.“
„Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass du auch hättest sterben können, wenn du da gewesen wärst?“, meinte Susan leise.
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe sie im Stich gelassen.“
„Nein. Sie hat
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