Aerzte zum Verlieben Band 52
dürfen.
Luke legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich. „Was für ein Geschenk“, flüsterte er ihr zu. „Es ist wie ein Wunder. Ich hätte nie gedacht, dass es ihm gefallen wird. Woher wusstest du das?“
„Welcher Mensch wählt schon aus freien Stücken Einsamkeit?“, erwiderte sie sanft. „Dir und Tom ist sie aufgezwungen worden.“ Sie lächelte, weil Tom so glücklich wirkte und weil sie Lukes Wärme spürte. Auch wenn es nicht von Dauer sein würde, aber sie liebte das Gefühl, von ihm gehalten zu werden. „Tom hat mir von deiner Kindheit erzählt. Ich habe immer gedacht, meine war schlimm, doch du musst noch viel einsamer gewesen sein.“
„Das ist lange her.“
„Trotzdem beeinflusst es dich immer noch.“ Lily holte tief Luft. „Genug davon, wir haben zu tun. Ich muss die Teigtaschen aus dem Ofen holen, und du musst eine Rede halten.“
„Eine Rede?“
„Genau. Teo hat gesagt, das kannst du gut.“
„Hättest du mich nicht vorwarnen können?“
„Tue ich doch gerade. Ein bisschen Zeit hast du ja noch.“
Luke versuchte, eine Rede zu formulieren. Er ging durch sein Apartment, sprach mit Gästen und genoss tatsächlich den Trubel. Und er freute sich für Tom.
Immer wieder glitt sein Blick zu Lily. Sie trug ein leuchtend rotes Kleid und rote Sandaletten. Ihre blonden Locken schimmerten wie goldene Seide.
Ich möchte mit ihr zusammen sein, dachte er. Für immer. Ich möchte sie heiraten. Aber wie sollte er Lily davon überzeugen?
Da klingelte es. Luke, der der Tür am nächsten stand, öffnete.
Vor ihm standen eine Frau und ein Pfarrer.
Luke wusste sofort, wen er vor sich hatte. Der Mann war um die fünfzig, leicht verfettet und kraftlos. Das weiße Kollar unter dem Hemdkragen wies ihn als Geistlichen aus. Die Frau sah Lily verblüffend ähnlich.
Sie war zierlich, makellos geschminkt und hatte glänzende pechschwarze Locken. Am auffallendsten war jedoch ihre Kleidung, die buchstäblich um Aufmerksamkeit bettelte … männliche Aufmerksamkeit.
Mit geübtem Blick fand Luke die feinen Narben unterhalb ihrer Ohren, Zeichen, dass sie ihr glattes, faltenfreies Gesicht einem geschickten Schönheitschirurgen zu verdanken hatte. Andere Zeichen wie die Falten am Hals und die Haut ihrer Hände verrieten ihr wahres Alter. Sie muss um die sechzig sein, aber sie will für dreißig durchgehen. Der Kollege hatte gute Arbeit geleistet. Und ich wette, Lily hat die OP bezahlt, dachte er grimmig, als die Frau in die Wohnung stöckelte, den Pfarrer im Schlepptau.
„Ich bin Gloria Ellis“, stellte sie sich vor, während sie sich neugierig im Raum umsah. „Im Krankenhaus sagten sie, dass meine Tochter hier ist.“
Lily drehte sich um. Sie war kreideweiß. „Hallo, Mum.“
„Lily!“ Gloria ließ die Hand des Pfarrers los. „Wie konntest du nur? Weißt du, wie lange ich gebraucht habe, um dich zu finden?“
„Wir haben gestern telefoniert“, sagte Lily müde. Um sie herum wurde es still, der Partylärm verstummte, als jeder begriff, wer diese Frau war. Alle hörten zu. „Ich sagte doch, ich komme Montag nach Hause.“
„Ja, aber in Lighthouse Cove ist es schrecklich. Wie die Leute reden … Harold und ich halten es keine Minute länger dort aus. Und da wir nicht wie geplant nach Paris fliegen können, brauchen wir ein nettes Plätzchen, wo wir bleiben können.“ Anerkennend ließ sie den Blick zu den Fenstern gleiten, hinter denen der Hafen von Sydney im Sonnenlicht schimmerte.
Dann nickte sie zufrieden und nahm wieder Harolds Hand. „Es war nicht richtig, dass du einfach verschwunden bist“, sagte sie zu Lily. „Aber ich verzeihe dir, und statt nach Lighthouse Cove zurückzugehen, bleiben wir hier bei dir. Das wird wundervoll.“
Und dann lächelte sie wie die Katze, die den Sahnetopf entdeckt hat. „Ihr feiert also eine Party“, fuhr sie fort und sah in die Runde. „Seid ihr alle Lilys Freunde? Ich sehe aus wie ihre Schwester, aber in Wirklichkeit bin ich ihre Mutter. Auch wenn ihr es nicht glaubt.“ Sie kicherte mädchenhaft.
Niemand lachte.
Im Harbour mochte getratscht werden, dass sich die Balken bogen, aber das Team hielt zusammen wie Pech und Schwefel. Wir beschützen die, die zu uns gehören, dachte Luke.
Und Lily gehörte dazu, nicht nur zum Krankenhaus, sondern auch zu Tarrawalla. Sie hatte nur ein paar Wochen in Toms Haus gewohnt, aber für alle in der Gegend gehörte sie zur Familie.
Alle Gäste musterten Gloria misstrauisch, während sie näher an Lily
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